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dk trifft DK – Tina Dico, non-pop, rôle model und die Tendenz zum Ausbruch

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Auf dem Weg zum Interview mit der dänischen Singer/Songwriterin Tina Dico (www.myspace.com/tinadico) bahnen sich Bilder aus einer ganz anderen Zeit ihren Weg vor mein geistiges Auge. Da fuhr ich noch meinen alten weinroten Opel Rekord (war’s das D- oder E-Modell?) und wurde eines Nachts bei der Parkplatzsuche in einer stockdunklen Seitenstraße in Heddernheim von der Polizei aufgebracht. Ob ich Däne sei? Nein, warum? Ich führe schließlich mit dem DK ein fremdes Länderkennungszeichen auf meinem Fahrzeug spazieren. Das musste ich dann – wer die Haltbarkeit und Zähigkeit des Klebstoffs dieser Aufkleber kennt, wird das nachvollziehen können – mit den Fingernägel abkratzen, eine echte Tortur. Fehlte nur, dass die Jungs dabei ihre Knarren im Anschlag gehabt hätten... Tina lacht herzlich über diese Anekdote. Wir haben uns in die Tiefe des HR-Casinos verkrümelt. Das Haus ist mehr als sonst – aber hier fairerweise kenntlich gemacht – von Narren bevölkert. Inthronisation des Frankfurter Prinzenpaares in HR-Fernsehsendung „Mitgemacht und Mitgelacht – Frankfurt feiert Fassenacht“. Flucht ist angesagt.


Ein Fluchtmotiv – psychologisch sicher nicht korrekt benannt – kommt auch immer wieder bei Tina Dico vor. Ihre neue CD-Trilogie, drei EPs mit Booklet im attraktiv gestalteten Schuber, „A Beginning. A Detour. An Open Ending“, vermarktet sie konsequenter denn je selbst. Ihre eigene Plattenfirmenchefin war sie – selbst in den kurzen Zusammenarbeit mit dem Major Sony Music – immer selber. Hier hat sie fast alle Instrumente gespielt, programmiert und gesampelt, auch die Chöre gesungen und die Produktion besorgt, kümmert sich weltweit um den Vertrieb und sucht sich ihre Promoter aus. „Nicht, dass ich anderen nicht vertraue...“ Die Kunstpause ließe Interpretationsspielraum. „Aber meine Musik ist mein Leben. Und das möchte ich nicht mit einem Business-Manager in London diskutieren...“ Denn das fühlt sich falsch für sie an.

tina_dico_kinsler-portratSo ist Tina lieber „non-pop“, pflegt ihr back to the roots und betreibt künstlerisch Katharsis mit ihrer fast gänzlich akustischen Performance. „Nicht unbedingt radiofreundlich“, grinst sie und ist sich ihrer Gratwanderung bewusst. Denn sie will die Öffentlichkeit, die Medien für ihre Musik. Nur nicht um den Preis von Authentizität und dem, was Musik für sie ausmacht, was sie schon als Teenie bei den Dylans, Donovans und Cohens ausgemacht hat: Gutes Storytelling und eine Identität. So wichtig die und vor allem auch Tracy Chapman, die zu zum Gitarrespielen gebracht hat. „Ich habe aber nur ein wirkliches rôle model im Leben, meinen Vater“, überrascht Tina. Er ist Zimmermann. „Und er wollte nie einen Chef.“

Der Wunsch nach Unabhängigkeit treibt sie um. Noch lebt die junge Dänin in London, will vielleicht zurück nach Hause, schaut sich aber gerade auch in Los Angeles (Filmmusik wäre ein reizvolles Tätigkeitsfeld für sie) und New York um. „A thrilling place to be.“ Nur keine Enge, keine Berechenbarkeit. „Das Leben in Dänemark ist zu angenehm, die Menschen sind alle gleich, bewegen sich alle auf dem selben Level. Da machst Du mit, lässt dich sozusagen nieder oder fühlst Dich schnell wie ein Außenseiter.“ Beides ist der Kunst eher abträglich. Also on the road bleiben, Menschen, Orte, Situationen kennen lernen, ihnen nachspüren, sie vertiefen. „Ich habe eben eher die Tendenz zum Ausbruch“, lacht Tina Dico, möchte ganz sicher mit ihrer Musik“ irgendwo“ ankommen, weiß aber nie, wo sie sie als nächstes hinträgt und was die Songs ihr in der Retrospektiv über sich selbst preisgeben. Ein vielleicht immer währendes Abenteuer. Und Schicksal.
 
4. Februar 2009, 13.23 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
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