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Zwischen Jahrmarkt und Passionsspiel – The Irrepressibles in der Batschkapp



Manchmal wird Mut ja belohnt, in diesem Fall konnte aber keiner damit rechnen, dass bei einer in Deutschland relativ unbekannten Band die Batschkapp gleich brummt. Aber ins Nachtleben, die Brotfabrik, das Bett oder die Studiobühne des Mousonturms hätte die Bühnenproduktion der Irrepressibles auch gar nicht gepasst. Also klassische Aufbauarbeit vor bereits Eingeweihten, die sich vielleicht in (naher) Zukunft auszahlt. Denn auch bei Rufus Wainwright oder Antony & The Johnsons konnte anfangs keiner ahnen, dass die mal in der Alten Oper (der eine sogar im Großen Saal) vor ausverkauften Haus spielen würden. Bei den Irrepressibles sollte man irgendwann man das Capitol in Offenbach anpeilen – denn in dieser Atmosphäre würde das Nonett bestens passen.



Aber selbst unser Rockschuppen in der Maybachstraße entpuppte sich als passende Location. Denn zum auf der Bühne aufgebauten Spiegelkabinett und den riesengroßen Glühlampen passten die Lüster an der Decke, die roten Bahnen an der Wand und sogar die Discokugel bestens. Wie zu erwarten muteten uns die Musiker keine Straßenklamotten zu. Die sechs Frauen und drei Männer waren kostümiert, a little ancient in style, aber eben passend zum Instrumentarium mit Geige, Bratsche, Cello, Klarinette, Oboe, Glockenspielen, kleinen Trommeln und Spinett aus dem Keyboard. Anfangs waren Stimmen angesagt wie bei einem sinfonischem Klangkörper – Orchesterprobe in der Batschkapp, ein eher ungewöhnliches Bild. Aber wer an diesem Sonntag gekommen war, wusste, dass er sich auf was ganz Spezielles eingestellt hatte, auch weil er vielleicht das Interview mit Band-Mastermind, Songschreiber und Sänger Jamie McDermott gelesen hatte.



Der Einstieg geriet ein wenig verhalten und schleppend. Der Dirigent des Abends thronte noch über seinen Musikern auf einer kleinen Bühne auf der Bühne in der noch fast dunklen Bühnenmitte hinten. Ein wenig selbstquälerisch klang es schon die ersten 10, 15 Minuten: Die Leiden des jungen McDermott. Aber so langsam nahm das Orchester Fahrt auf, wiegte sich in einer fast meschanisch wirkenden Choreographie zu Pizzicato-Streichern und Holzbläser-Stakkati. Und Jamie schraubte sich immer mehr in die höchsten Höhen seines Falsetts hinauf, blieb – gemessen an der Exaltiertheit der Musik fast zurückhaltend, war dabei aber nicht minder narzisstisch als ein Freddie Mercury oder ähnliche Kaliber. Mit Fortdauer des Abends gewann die Musik immer mehr an Dynamik und Dramatik, sorgten für ein immer staunenderes Publikum, das aber – beinah paralysiert vom Geschehen – genauso wie der Hauptakteur erst gegen Ende des Abends richtig auftaute. Aber dann hatte man sich so richtig lieb gewonnen, bekundete sich gegenseitig, die einen mit Klatsche, der andere mit Worten, seiner Zuneigung und die im Saal spürten, vielleicht Zeitzeuge des Beginns einer großen Karriere gewesen zu sein. Chartfutter allerdings werden die Irrepressibles ganz sicher nie abliefern, aber Songs wie „Splish Splash Sploo“ sind skurrile kleine Ohrwürmer. Kein Wunder also, dass das Ganze immer auch an Jahrmarkt, Zirkus und Karneval erinnert. Der Ausklang des Abends schlug dann eher wieder den Bogen zum Anfang, wirkte mit einem Jamie McDermott über den Boden kriechend fast wie ein Passionsspiel. „Am liebsten hätte ich mich noch ausgezogen“, meinte er hinterher in der Garderobe. Das nächste Mal dann mit Ankündigung – dann kommen auch mehr Leute...

Fotos: Detlef Kinsler
 
11. Mai 2010, 13.00 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
Fotogalerie:
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