Heissa, heut' ist Bundestagswahl! Zu schwungvoll für ein bisschen Kreuzchen machen in heruntergekommenen Schulen, meinen Sie? Na, zumindest in Frankfurt kann Politik auch Spaß machen - achten Sie nur darauf, auf die richtige Wahlparty zu gehen. Tipp: Wahlverlierer feiern meist etwas weniger ausgelassen.

Zwei Institutionen feiern aber gleich überparteilich: erstens der Mousonturm. Die Wahlparty beginnt um 18 Uhr in der Cristallobar, vom Umfrageergebnis zum Bier ist es also nur ein kleiner Schritt. Daniela Baumeister vom Hessischen Rundfunk moderiert zwischen Theke und Beamer. Prominente Gäste kündigt der Mousonturm auch an, welche das sein soll, lieber nicht, aber Bürgermeisterin Jutta Ebeling wird bestimmt mal vorbeischauen. Im Anschluss dann um 21 Uhr: der Knaller im Saal des Mousonturms. Heiner Goebbels Eislermaterial mit dem Ensemble Modern und dem Schauspieler Josef Bierbichler. Ein Muss, egal wie die Wahl ausgeht.

Überparteilich Teil 2: der Frankfurter Kunstverein. Die derzeitige Ausstellung heißt ja ohnehin "Gemeinsam in die Zukunft". Interaktiv soll die Wahlberichterstattung werden, außerdem hat der Frankfurter Beschwerdechor sein Kommen angekündigt, das sind Menschen, die singend ihren Frust verdauen und der könnte ja wieder groß werden, wenn man den Umfragen traut (oder auch, wenn man ihnen nicht traut). Was heißt nun interaktiv? Der Kunstverein umschreibt es so: "Humorvolle, interaktive Spieleinlagen, wie z.B. das „Wahlshit-Bingo“, bei dem alle Mitspieler Politikerstimmen sammeln können, Karaoke-Runden und der erste Auftritt des neu gegründeten „Beschwerdechor Frankfurt/Main“, bilden den Rahmen für ein abwechslungsreiches Abendprogramm. Dazu gibt es Gratisgetränke und Schmalzbrote."

Von interaktiven Schmalzbroten zum Yachtklub. Nein, dort feiert nicht die FDP, sondern die neue FDP, nämlich die Emporkömmlinge und alten Hasen der Grünen. Weil: der Yachtklub ist nicht Schickimicki, der Yachtclub DIE Hipsterlocation in Frankfurt, also im Prinzip sowas wie der aufs Wasser gebaute Prenzlauer Berg von Frankfurt oder auch die Kastanienallee des Westens. Einlass ist um 17.30 Uhr, aber wer schlau ist, wartet erst die ersten Hochrechnungen ab und entscheidet dann.

Vielleicht ja lieber zur FDP, die kann ja eigentlich nur gewinnen. Die hat an diesem Abend den Frankfurter PresseClub gemietet, da gibt es eine schöne lange Bar und Beamer und W-LAN und was man noch so alles braucht. Die Getränkepreise können sich auch sehen lassen, dafür, nunja, ist es halt die Wahlparty der FDP. Sind aber alles sehr freundliche, trinkfeste Menschen und man muss ja nicht über Politik sprechen.

Die CDU dreht gleich ganz dick auf. Es gibt eine Wahlparty in Rödelheim, in Oberrad, in Fechenheim, in Bornheim, in Nied, ja sogar in Zeilsheim. Was tun? Unsere Empfehlung: Bornheim, Zur Eulenburg. Vom Bembel ins Gerippte und vom Gerippte in die Merkel. Aber ob die sich sehen lässt?

Was machen die Sozzen? Die Sozzen machen nüscht. Na, gut, die SPD Sossenheim hat sich hinreißen lassen und schreibt: "Die Sossenheimer SPD lädt herzlich alle Mitglieder, Sympathisanten sowie alle Bürgerinnen und Bürger zur Wahlparty ein. Ort. Stadtteilzentrum AWO, Dunantring 8. Der direkt ewählte Bundestagsabgeordnete Gregor Amann wird eventuell auch etwas später kommen." Was heißt hier WIRD EVENTUELL AUCH KOMMEN? Hängt das jetzt vom Ergebnis ab? Wo ist er vorher? Wo zieht sich das Steini-Girl aus? Haben wir irgendwas verpasst? Wäre jedenfalls ein Thema für den Beschwerdechor.

Dann doch lieber zu den Linken. Die gucken im linken Laden in Höchst die Wahl - und treffen sich in drei Tagen schon wieder dort. Titel der Veranstaltung dann: "Jetzt ha'm wir den Salat!"

Foto: Katelyn Fay