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Verweile doch, du bist so schön



Heute Abend gastierte das Museum des Augenblicks auf dem Theatervorplatz und nicht wenige Passanten grübelten, was das wohl sollte. Ein paar Leute auf blau leuchtenden Hockern, einige mit Kopfhörern und an der Fassade die projizierten Gesichter von älteren Menschen, die mal neben, mal in die Kamera blicken und alle paar Minuten wie im Ringelreihen mal hier, mal dort projiziert werden. "Ist das eine Installation? Und gehören die Menschen mit den Kopfhörern mit zur Installation?", fragte es hinter mir an der Straßenbahnhaltestelle Willy-Brandt-Platz. Ja, wir waren Teil des Augenblicks.

"Wenn man nur einen einzigen Augenblick aus seinem Leben wählen dürfte, welchen würde man erzählen?" So lautete die Frage der theatralen Installation von Auftrag:Lorey und Jens Heitjohann an die Senioren. Fiese Frage. Zehn Minuten Zeit hatten die Menschen ihn sich zu überlegen, diesen Augenblick, dann sollten sie erzählen. Über die drahtlosen Kopfhörer waren die aufgezeichneten Augenblicke zu hören, ihre brüchigen Erzählungen. Eine Frau erinnert sich, wie ihr Mann aus dem Krieg zurückkam und er alt geworden war, kein schöner Augenblick sei das gewesen. Ein Mann sagt, damals, man sei so 1000 Mann gewesen, da habe es in Fechenheim eine große Unruhe gegeben und ein Gerangel unter den Leuten in den Uniformen, aufgeregt sei man gewesen und in voller Montur und dann sei es eine große Erleichterung gewesen, als man hörte, die Nazis hätten ihre Demonstration abgesagt. Eine Frau sagt, damals sei sie erschrocken vor der großen Stadt, auch vor der Straßenbahn, es seien so viele Eindrücke gewesen, nein, sie könne das nicht, sie könne es nicht erzählen, bis sie in Griesheim im Lager angekommen seien, aber nein. Und eine andere Frau berichtet davon, wie sie herausgeputzt war und ihr Bräutigam auch, wie dann der Kutscher kam auf einer stolzen Kutsche, der hohe Zylinder, den der aufhatte und wie man dann durch Frankfurt kutschiert sei, alles war zerstört, aber es war so ruhig, die Luftangriffe, die waren vorbei, und es war ein neuer Anfang.

Anrührend ist das an diesem Montagabend vor dem schauspielfrankfurt, auch wenn man leider nicht erfährt, wer nun gerade spricht, denn wie gesagt: die projizierten Videobilder zeigen keine sprechenden, sie zeigen nur guckende Akteure. Oder ich hab einfach nicht verstanden, wie man es herausfindet. Oder die Künstler möchten, das man selbst überlegt, wer nun gerade sprechen könnte. Das geht aber nicht, weil man die ganze Zeit darüber nachdenkt, welchen Augenblick man wohl selbst zum Besten geben mag, jetzt oder irgendwann einmal, wenn klar ist, welche Lidschlagsekunden nun überdauerten. Und so werden die Verweilenden dann doch zum Teil der Installation. Und die rätselnden Passanten, sie haben schlicht einen schönen Moment verpasst.
 
1. September 2008, 23.50 Uhr
Nils Bremer
 
 
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