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"Studiengebühren sind unsozial"

buchholzDetlev Buchholz ist seit Dezember Präsident der Fachhochschule Frankfurt. Ein Interview über seine Pläne, die Konkurrenz zur Goethe-Universität, Studiengebühren und die Unabhängigkeit vom Staat.

Journal Frankfurt: Was haben Sie sich für Ihre laufende Amtszeit vorgenommen?

Als erstes will ich allen Mitgliedern der Hochschule - Studierenden, Lehrkräften wie Mitarbeitern - Raum für neue Ideen schaffen und Wege eröffnen, um gute Konzepte umzusetzen. Dies ist gerade in der derzeitigen Situation wichtig, in der Hochschulpolitik durch Modularisierungsanforderungen, Finanzierungsfragen und andere Notwendigkeiten mitunter festgefahren scheint. Schwerpunkte werden dabei die organisatorische Konsolidierung im Nachgang des Bologna-Prozesses, die sinnvolle Ausweitung der methodischen und didaktischen Palette in den Lehrveranstaltungen, der Erhalt und Ausbau der Positionierung der Fachhochschule in Forschung und Transfer sowie die Förderung von Vernetzung und Internationalisierung sein. Hierzu sind vom Land noch einige Voraussetzungen einzulösen. Ein großes Anliegen von mir ist, dass innerhalb der ersten Amtszeit der bereits geplante 2. Teil der Campusbebauung vollendet sein wird. Der Umbau ausgerechnet unserer ältesten und baulich erheblich sanierungsbedürftigen Gebäude ist vom Land zurückgestellt. Hier kann auf Dauer keine zeitgemäße Lehre angeboten werden. Unter anderem schwebt mir der Aufbau eines Didaktik-Zentrums vor - einer räumlichen Zusammenführung von Lern-Arbeitsplätzen, Lerngruppenräumen, Rechnerpools, Bibliothek/Mediathek und persönlicher Beratung zum wissenschaftlichen Arbeiten.

Wünschen Sie sich größere Unabhängigkeit vom Staat?

In der inhaltlichen Gestaltung von Forschung und Lehre sind wir unabhängig vom Staat. Ich nehme es diesem Staat, in dem wir leben, ab, dass er sich auf ideellem Wege aus unseren inhaltlichen Belangen gänzlich, bis auf die übliche Pflicht zur Qualitätsaufsicht, heraushalten will und muss. In finanzieller Hinsicht wäre etwas mehr Freiheit sehr wünschenswert. Dabei geht es nicht in erster Linie um die zugeteilten Summen an sich, sondern um die Vorgabe der Zwecke. Wir müssen zwar keine Mittel für Unsinniges ausgeben, doch ist es im wesentlichen untersagt, Mittel für bestimmte Maßnahmen sparsamer auszugeben, um den gesparten Anteil an anderer Stelle auszugeben - nämlich dort, wo Mittel ebenfalls dringend gebraucht werden, aber nicht zugeteilt sind. Was nun der Aspekt der Höhe der Summen anbelangt, so muss ich anfügen, dass über 40 Lehrkraft-Stellen nicht besetzt sind, da vom Land nicht ausfinanziert. Unser Handlungsspielraum in Richtung der Eingangs erwähnten Ziele meiner ersten Amtsperiode ist damit stark eingeschränkt. Da kommt man sich wie an Ketten gelegt vor, wie Sie sich denken können. – Ich überlasse es Ihnen, ob Sie das als mangelnde Unabhängigkeit bezeichnen würden.

Sollten sich Universität und Fachhochschule Frankfurt stärker vernetzen?

Selbstverständlich. Und in der Tat bestehen seit einiger Zeit bereits Kooperationen. Derzeit sind wir beispielsweise in der 2. Antragsphase eines LOEWE-Schwerpunkts zusammen mit der Goethe-Universität und der Philips-Universität Marburg. Präsident Müller-Esterl und ich sehen uns relativ häufig. Ich glaube, es gibt keinerlei „Berührungsängste“ und einen großen, beiderseits erklärten, Willen zur Zusammenarbeit sowie einige Pläne.

Die Umstellung auf Bachelor und Master hat auch die Universitäten praxisnäher gemacht. Spüren Sie die Konkurrenz?

Ich kann zu dieser Frage immer nur wieder betonen: Jede Hochschulform hat in Lehre wie in Forschung ihr eigenes – nämlich inhaltlich entsprechendes - Terrain. An den Universitäten sind die Inhalte davon geprägt, wissenschaftliche Arbeit als etwas grundlagenorientiertes, wenn Sie so wollen quasi auch zweckfreies, zu betrachten. Dies gilt nach Bologna fort, da ansonsten Deutschland langfristig einen fatalen Verlust von Standort-Qualität erleiden würde. Fachhochschulen haben per definitionem und in Konsequenz aufgrund ihres Personals und ihrer Ausstattung stärker die Verwertung in der Praxis – was man unter der Überschrift „anwendungsorientiert“ zusammenfasst – im Blick.
Es ist ein Stück weit Typfrage, in welchem Bereich man arbeiten möchte. Natürlich wechseln einige von Zeit zu Zeit auch, doch man ist meist für eine längere Periode festgelegt. In der genannten Typfrage liegt nun der Ausgangspunkt dafür, dass jede Hochschulform eigenes Clientel hat und sich eigenes Clientel sucht. Das ist keine Konkurrenz im engeren Sinne. Sehen Sie es aus der Sicht von Studierenden bzw. Studieninteressenten sowie von Forschern und Wirtschaft: Das Angebot wird nur durch Pflege beider Formen komplett. Besonders gut ist es, wenn beide Formen sich in der Weise ergänzen, dass die eine Partnerin mehr frei - oder auf aggregierterer Ebene – Konzepte erarbeitet und die andere Partnerin sich um die Zuleitung von Konzepten zur realen Wertschöpfung kümmert, was nicht minder qualitativ hochwertige oder minder komplexe Forschung erfordert. Nach solchen Formen suchen wir zumindest, wenn wir als Fachhochschule mit Universitäten kooperieren.

Wünschen Sie, die Wiedereinführung der Studiengebühren? Für wie realistisch halten Sie dies?

Leider halte ich die Einführung von Studiengebühren für politisch realistisch. Hochschulpolitik ist nur an zweiter Stelle ein Wahlthema und Gebühren können uns somit immer wieder drohen, ohne dass deren Protagonisten Abgang von Stimmen fürchten müssen. Dabei sind Studiengebühren unsozial und unter anderem daher auch volkswirtschaftlich gesehen - aus der Position Deutschlands heraus geurteilt - unsinnig. Man kann nicht Deutschland als Innovationsstandort fordern und ständig Ingenieurs- und Fachkräftemangel beklagen, aber Teile der Bevölkerung von höherer Bildung ausschließen. Auch mit einem noch so guten Stipendiensystem fiele der größere Anteil an Studieninteressierten durch das Netz! Ich habe ja auf Abschlussfeiern immer die Ehre, Absolventenpreise – z.T. von mehreren hochrangigen Unternehmen ausgelobt - zu übergeben. Nicht alle der dort geehrten besten Absolventinnen und Absolventen haben mit einem guten Abi oder einem Vorzeige-Lebenslauf ihr Studium begonnen. Warum soll deren Potential durch Gebühren ausgebremst werden?
 
23. April 2009, 15.03 Uhr
Nils Bremer
 
 
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