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Raubtiere mit schwarzen Kulleraugen

aufmacher
Gibt es einen schöneren Ort für einen Pressetermin als den Frankfurter Zoo? Wer kann sich bei dem Anblick von Zwergseebärbabys schon vorstellen, dass man arbeitet? Ich zumindest nicht. Beim Treffpunkt am Haupteingang des Zoos setzt sich das Urlaubsfeeling fort: pralle Sonne, Eis essende Familien und fotografierende Schüler überall...
An den Robbenklippen ist es dann endlich so weit. Hier befindet sich die "Krabbelstube" der zwei knuddeligen Zwergseebären mit ihrer Familie. Leider sind die verspielten Tiere mit den schwarzen Kulleraugen nicht so wohlriechend wie sie aussehen: Als wir das Robbenbecken erreichen, dringt mir ein übler Fischgeruch in die Nase... Der Zoodirektor, Professor Manfred Niekisch, scheint nichts anderes gewohnt zu sein und sagt gleich ein paar Worte zum neuen Nachwuchs: "Beide sind am 16. Mai 2009 geboren. Die Mütter heißen Bella und Sol und der Vater der beiden Babyweibchen ist Otto. Die Jungtiere selbst haben leider noch keine Namen." Hier wird es übrigens interessant: Wer eine Patenschaft übernimmt, zahlt zwar 1000 Euro im Jahr, darf dem Nachwuchs aber seinen Namen geben. Dieser sollte allerdings möglichst zweisilbig sein, damit die Tiere beim Training von ihren Pflegern leicht gerufen werden können. Wenn man nur das nötige Kleingeld hätte...
robbenduo
Die Bezeichnung Zwergseebären wird der mächtigen Erscheinung der Tiere eigentlich gar nicht gerecht. Besonders wenn man sieht, wie stolz sich der 250 Kilogramm schwere Otto vor den Kameras präsentiert. Die Namensgebung war auch mehr oder weniger eine Panne. Als ein deutscher Forscher des 19. Jahrhunderts die Zwergseebären in Westafrika entdeckte, hatte er ein Jungtier vor sich und gab ihm prompt den irreführenden Namen. "Deswegen wollen wir den Namen auch in Seebären umändern.", meint der Zoodirektor. Nachdem die zwei kleinen Racker endlich aus ihrem Nest gewatschelt sind, kommt auch gleich die ganze Familie zur Krabbelecke. Die Mutter Sol schaut dem Pfleger, Klaus Schwarz, kritisch über die Schulter, als dieser sich ihrem Nachwuchs nähert, um die Tiere vor die Kameras zu locken.
pflegerundrobbe
Das geht nämlich gar nicht so einfach, weil die Seebären noch Säuglinge sind und auf Futter nicht anspringen. Erst nach einem Jahr essen sie den Fisch, den der Zoo aus Norddeutschland geliefert bekommt. Überhaupt machen die Kleinen momentan sowieso nicht viel mehr als rumliegen, schlafen und Milch trinken. "Seebärbabys brauchen viel Ruhe. Sie bewegen sich kaum, um schnell groß zu werden und sich eine dicke Fettschicht anzufressen. Erst dann gehen sie ins Wasser." Die Zwei brauchen auch nicht sehr viel zu tun, um die Blicke auf sich zu ziehen. Schon mit ihrem unbeholfenen Watscheln und ihren Rufen sind sie unwiderstehlich süß. Schnell hört man ein typisches OHHHH in der Runde erklingen. Da müssen die jungen Männchen, die mit ihren Kabbeleien versuchen, Aufmerksamkeit zu gewinnen, einfach hinnehmen, dass ihnen die Show gestohlen wird. Dabei sollte man allerdings nicht vergessen, dass es sich hier um Raubtiere handeltIhr Tierpfleger, Klaus Schwarz, kennt alle zehn Seebären des Zoos wie seine eigenen Kinder. "Alle Tiere entwickeln sehr früh einen ganz individuellen Charakter. Weil die Seebären so verspielt sind, macht mir die Arbeit mit ihnen besonders viel Spaß."
pflegerblog
Doch wenn ich mir die Tiere einmal aus der Nähe ansehe, frage ich mich, was eigentlich der Unterschied zwischen Seebären und Seelöwen ist. Pfleger Schwarz (foto oben) klärt mich auf: "Es gibt zwei Arten von Robben. Die Seebären gehören zu den Ohrenrobben, sind noch sehr an das Land angepasst und bewegen sich auf allen Vieren fort. Die Seelöwen sind Hundsrobben und fühlen sich im Wasser wohler, weil ihre Extremitäten weniger ausgeprägt sind. Im Frankfurter Zoo ist es bereits die achte und neunte Geburt. "Das ist ein eindeutiges Zeichen, dass sich die Tiere wohl bei uns fühlen" sagt mir Zoodirektor Niekisch. Und das sieht man auch: Die zwei Mütter, Bella und Sol, toben sich im Wasser aus und wechseln sich bei der Aufsicht ihrer Kleinen ab, während der stolze Vater sein Revier in Ordnung hält - Familienidylle pur. Mehr kann man sich nicht wünschen. Dabei sind Seebären nicht unbedingt Gruppentiere. Bei ihnen spricht man von einem Haremsverband, wie der Zoodirektor erklärt. Zur Paarungszeit im Sommer bilden die Männchen Haremsplätze, um dort ihre Weibchen zu beglücken. Im folgenden Jahr tun man sich wieder mit neuen Partnern zusammen.

Diese Information macht den Anblick der Seebärenfamilie aber nicht weniger idyllisch. Immer wieder muss ich mich daran erinnern, dass ich bei der Arbeit bin. Leider ist der Termin schon wieder vorbei und ich muss mich von den kleinen Süßen verabschieden. Also mache ich mich zum Ausgang, vorbei an den fotografierenden Schulklassen und den Eis essenden Familien...
 
19. Juni 2009, 10.06 Uhr
Bettina Taylor
 
 
Fotogalerie:
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