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Foto: Detlef Kinsler
Foto: Detlef Kinsler

Olivia Pedroli in der Brotfabrik

Echter Seelenbalsam

Manchmal muss man sich für eine Konzertvorschau weit aus dem Fenster lehnen wenn man von einem Künstler überzeugt ist. Und wenn dann das Publikum wie bei Olivia Pedroli begeistert reagiert, freut sich der Rezensent umso mehr.
Großes Lob fürs Publikum gab es von der Künstlerin schon während des Konzertes. „Quiet but present“ empfand Olivia Pedroli die Besucher in der Brotfabrik, die der Musik der Schweizerin andächtig lauschten. Denn der Schönheit der Klänge konnte sich keiner im Saal entziehen und für die, die die – im weitesten Sinne – Singer/Songwriterin das erste Mal sahen, war es ohne Zweifel eine der Entdeckungen des Jahres. Wenn man weiß, dass Pedroli ihre letzten beiden Alben „The Den“ und „A Thin Line“ jeweils mit gut zwei Dutzend Musikern und Produzent Valgeir Sigurdsson aufnahm, um einen Stil zu kreieren, der in keine Schublade passt und den man am ehestens mit „Zeitgenössische Kammermusik im Songformat mit Jazzfarben und Elektroappeal“ umschreiben könnte, ist es immer wieder ein Abenteuer, mit deren Live-Umsetzung konfrontiert zu werden. Im November 2011 überraschte sie mit der Kombination Flügelhorn und Cello, diesmal fehlte in der Trio-Club- und Festival-Besetzung das Gestrichene und die Sängerin an der Akustikgitarre, die auch mal zum Flügel oder Laptop wechselte, ließ sich aktuell von Denis Corboz (Flügelhorn, Saxhorn, Loops und Effekte) und Nicolas Bamberger (Programming, Keyboards, Gesang, Percussion, manchmal Piano) begleiten. Faszinierend wie sie dabei ihre Songs jeweils in unterschiedlichen Arrangements zu präsentieren versteht und wie sehr sie sie zu Dritt noch zu verdichten weiß. Es mag an ihrer grundsätzlichen Einstellung liegen, dass jedes ihrer Lieder allein mit Gesang zur Gitarre oder gar zu einer – nennen wir´s mal – „Schwingung“ funktionieren muss. Aber egal wie reduziert sie auf die Bühne kommen, entfalten die Stücke immer maximale Wirkung, bleiben klangfarbenreich und aufgrund ihres feinen Timbres und der Modulationsfähigkeit ihrer Stimme immer reich und besonders. Tatsächlich stellen sich bei jedem Hören neue Assoziationen ein, die verwegene Kombinationen dem Gesamteindruck hinzufügen. Wie etwa „Kunstlied goes tribal“ was so viel bedeuten soll wie Schubert-, Schumann- und Hugo Wolf-Verwandtes (auch John Cale und Nick Cave sind dem oft nahe) hier wieder „entkünstelt“ vorzutragen und tribal music (nicht nur wegen der gezielten Schläge auf der Tom Tom Drum) zuzuführen was spannend ist und absolut kein Widerspruch. Oder dass Drone tones bei Pedroli & Band auf Synkopen treffen (Folk auf Jazz wäre zu kurz gegriffen und zu pauschal). Was der Abend noch offenbarte (und das kann nicht nur an der Stimmung in der Vorweihnachtszeit gelegen haben, wo ein weit größeres Publikum, als das, das den Weg in die Brotfabrik fand, sich saisonal bedingt gerne Gospelkonzerte anhört) war eine unüberhörbare Nähe zu liturgischer/choraler Musik. Man mochte an Henryk Górecki und Arvo Pärt denken, den Esten, der ganz sicher vom Minimalismus eines Philip Glass beeinflusst war. Und Glass zitiert Pedroli auch im Outro ihres neuen Albums, „Glassbird“, einer Variation auf ihren eigenen Lieblingssong „Birds“. Es lassen sich so viele Verbindungen herstellen und Bogen schlagen und schließen, aber viel wichtiger ist es, diese Musik in ihrer ganzen Klarheit, Reinheit und Natürlichkeit (Natur ist ein großes Thema bei der Frau aus Neuchâtel) auf sich wirken zu lassen. Als echter Seelenbalsam.
 
15. Dezember 2014, 15.00 Uhr
Detlef Kinsler
 
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. – Mehr von Detlef Kinsler >>
 
 
Fotogalerie:
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