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Massive Attack in der Jahrhunderthalle

Massive_Attack_02_Kinsler

Martina Topley Bird gab den (kurzen) Support. Fast allein, mit Keyboards Samplern, Loop Machine und ihrem bis auf einem Sehschlitz im Strickmützchen maskierten „Ninja“ an Schlagzeug, Percussion und Gitarre, und genialen wie banalen Momenten, die sich die Waage hielten. Als sie sich die E-Gitarre im asymmetrischen Design schnappte, um heftig verzerrte Akkorde zu schrubben, stand das im wunderbaren Kontrast zu ihrem schulterfreien roten Ballkleid zu auftoupierter Mähne. Ein Bild, das nicht nur Barbara neben mir begeisterte.

Kurze Umbaupause, dann Massive Attack. Ein ganzer Mikrophonwald steht am Bühnenrand. Hinweis auf viele Gäste, die da kommen sollten. Ansonsten viel elektronisches Equipment, das gleich weidlich präsentiert wird von den ersten beiden Musikern, die auf die Bühne kommen. Spacige bis symphonische Sounds, markige Beats – die Richtung ist schon vorgegeben bevor die beiden Hauptakteure auf die Bühne kommen und sich mit ihren Stimmen den Weg durch den Wall of Sound suchen: Robert Del Naja und Grant Marshall, der smarte Blasse und der coole Schwarze mit einem Rest von Tricky-Pfeifenreiniger-Gedächtnisfrisur.

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Hey, beide sind keine grandiosen Sänger, weshalb sie ja auch so schlau sind, sich immer Gäste ins Studio und mit auf Tour zu nehmen. Diese „Features“ sind dann auch das Einzige, was ich bei Massive Attacks Musik noch mit HipHop (worauf es anfangs in Bristol ja mal eine Reaktion gewesen sein soll...) assoziieren kann während der Trip sich ziemlich schnell und leicht erschließt. Denn magische, mystische, hypnotische Momente gibt es genug an diesem Abend. Auch wenn das Raumschiff Jahrhunderthalle nicht wie spaßeshalber prognostiziert abhebt. Zurück zu den Sängern, die eigentlich keine Sänger sind. Würde sie komplett darauf verzichten zu singen, das Feld „nur“ Martina Topley Bird oder Roots-Reggae-Mann Horace Andy überließen, die Musik würde ihren ganz typischen Charakter verlieren. Denn sie machen das Profil von Massive Attack aus.

Genauso wenig verlassen sich die Masterminds auf den Maschinenpark im Bühnenhintergrund. Live gespielte Drums, Bass und Gitarre setzen nicht nur Akzente, sondern sind wichtiger Teil des homogenen Sounds. Allein wie der Bassmann scheinbar stoisch seine Lines heraus pumpt, sorgt für unglaublichen Groove (Deodato lässt grüßen) und der Gitarrist führt Pink Floyd in ganz andere Dimension. Lustige Vorstellung: David Gilmour lernt Lektionen in brachialen Metalriffs.

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Auch im Rahmen unser JOURNAL FRANKFURT präsentiert Massive Attack in der Jahrhunderthalle prophezeit: die Lightshow spielte eine nicht unmaßgebliche Rolle am Gesamteindruck, ein wirklich herausragendes Konzert gesehen zu haben. Eine ganze Wand aus LED-Streifen boten Platz für allerlei verfremdetes Bildmaterial und „Botschaften“ in Form von Schriftbänder in allen Farben und Größen. Da tauchten dann – auf Deutsch! – scheinbar zusammenhangslos Stichworte, Headlines, Werbung, Slogans auf, zunächst einmal Namen von Suchtmitteln von Prozentzahlen auf (eine Analyse des Publikums, wer gerade mit was „gedopet“ war? ), dann im wilden Wechsel Worte von Hundehalsband bis Yacht, Szenen mit Wasserwerfern in einer Menge, Dokumentationen vom Verlauf der Bankenkrise. Agitprop in der Großraumdisco – Musik gegen Werteverfall, Korruption in Politik und Wirtschaft, Kriegstreiber und den Überwachungsstatt. Very p. c.
 
23. Oktober 2009, 17.13 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
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