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Kunststück

Städel-Neubau: Das Raumschiff ist gelandet

Unsichtbarer kann ein Gebäude von außen nicht sein. Wer aber den Keller der Städel-Erweiterung betritt, der wähnt sich im Überirdischen. Das gilt aber nicht nur fürs Bauwerk, sondern auch für die Kunst
52 Millionen Euro wurden investiert – und man muss anerkennend sagen: beim Erweiterungsbau des Städel sieht man jeden Cent. Die Hälfte des Geldes, auch das ist eine nicht nur kleine Erwähnung wert, kam von Unternehmen, Institutionen und vor allem vielen, vielen Bürgern, die unter anderem mit einer Kampagne angesprochen wurden, deren Signet gelbe Gummistiefel waren. Die Hertie Stiftung war besonders freigiebig, sieben Millionen Euro kamen von dort, weswegen ihr Name nun im Boden an der Eingangstreppe zu sehen ist. Auch die Stadt Frankfurt unterstützte das Städel mit 16,4 Millionen Euro – darin enthalten war auch Geld für die Sanierung der Altbauten, die bereits im vergangenen Jahr neu eingeweiht wurden.

Die unter dem Städel-Garten platzierte lichtdurchflutete Ausstellungshalle mit ihren signifikanten kreisrunden Oberlichtern bringt rund 3000 Quadratmeter zusätzliche Ausstellungsfläche und verdoppelt damit den Umfang der Sammlungspräsentation im Städel. Mit der Fertigstellung des Erweiterungsbaus werden im Städel von nun an 700 Jahre abendländischer Kunstgeschichte unter einem Dach in einer ebenbürtigen Präsentation erlebbar werden: alte Meister, die Kunst der Moderne und die Gegenwartskunst. Der Erweiterungsbau öffnet erstmals am 25. und 26. Februar 2012 mit Tagen der offenen Tür und einem großen Bürgerfest jeweils von 10 bis 20 Uhr seine Pforten. Am Mittwochabend wird der Bau von Politik und Gesellschaft eingeweiht, ein Ersatz für den vorgesehenen Redner Christian Wulff konnte auf die Schnelle aber nicht mehr organisiert werden.

Im Erweiterungsbau wird die Sammlung der Gegenwartskunst gezeigt, die in den vergangenen Jahren kontinuierlich erweitert wurde. Durch die Überlassung von 600 Werken aus der Sammlung Deutsche Bank und die Übergabe von 220 Fotografien bzw. Werkkomplexen aus der DZ BANK Kunstsammlung 2008 sowie durch zahlreiche bedeutende Schenkungen und Ankäufe sind insgesamt rund 1200 Werke in die Sammlung des Städel gelangt.

„Die Präsentation der Gegenwartskunst im Städel zeigt Verbindungslinien auf“, sagt Martin Engler, Sammlungsleiter Gegenwartskunst im Städel, „welche die Kunst der Nachkriegszeit als in sich, aber auch mit der klassischen Moderne zusammenhängenden und vernetzten Zeitraum fassen.“ Anhand einer Auswahl von über 330 Werken widmet sich die erste Sammlungspräsentation den zentralen Themen Abstraktion und Figuration in der Malerei, aber auch in Medien wie der Zeichnung, Druckgrafik, Fotografie und Skulptur sowie deren Wechselwirkungen.

Einzelne Bereiche der Sammlung wurden komplett neu aufgebaut: Die geometrische, konstruktive Abstraktion findet nun ebenso ihren Platz im Städel wie die sich diesseits und jenseits des Keilrahmens in diverse Medien und vor allem in die dritte Dimension erweiternde Malerei. Das im Sammlungsbestand traditionell präsente Informel wurde in den letzten Jahren auch international gestärkt und zudem historisch in Vergangenheit und Zukunft weiter gedacht. Besonders aber wurde das Moment der Vernetzung unterschiedlicher Sammlungsbereiche gezielt befördert. Vor allem werden auch solche Positionen präsentiert, die bis dato weniger im Fokus standen, wie beispielsweise die geometrische Abstraktion in der europäischen Nachkriegskunst.

Als Räume im Raum sind Kuben wie Häuser in einer Stadt situiert und schaffen in ihrem Inneren jeweils autonome Ausstellungsorte. In den Zwischenräumen entstehen zugleich offene Räume, die wie Plätze und Straßen eine weitere Raumtypologie bilden und ebenfalls als Ausstellungsorte genutzt werden können. Die Verbindung der Orte folgt keiner festgelegten Choreografie; die Besucher bewegen sich vielmehr individuell und intuitiv durch den Ausstellungsraum. Sie erfahren ihn durch asymmetrische Blickachsen sowie Bewegungsrichtungen zwischen den Kuben als dynamische Verknüpfung von Räumen.

Die Gegenwart beginnt im Städel Museum bereits mit Josef Albers, Jean Fautrier, Hermann Glöckner, Ernst Wilhelm Nay und Fritz Winter, da diese sämtlich im vorletzten Jahrhundert geborenen Künstler wichtige Wegbereiter, Akteure und Lehrer der Kunst nach 1945 sind – unserer Gegenwartskunst. Sie stehen damit beispielhaft für eine historische Kontinuität, welche die Kunst der europäischen Nachkriegszeit unmittelbar mit der klassischen Moderne verbindet und zugleich Themen anstößt, die bis in die unmittelbare Gegenwart reichen. Dieser Weitung des kunsthistorischen Horizonts entsprechend wird auch die Kunst unserer Gegenwart großräumiger fokussiert, um Themen und Entwicklungen zu fassen, die neben dem Trennenden eher das Verbindende, Verwandtschaft Stiftende in den Blick nehmen.

Der unter dem Städel-Garten gelegene Neubau der Frankfurter Architekten schneider+schumacher bildet den optimalen Rahmen für die Präsentation der Gegenwartskunst im Städel Museum. 195 kreisrunde Oberlichter mit einem Durchmesser von 1,5 bis 2,5 Metern versorgen die bis zu acht Meter hohe Ausstellungshalle mit natürlichem Licht und breiten sich als einprägsames Muster über die Gartenfläche aus. „Es war uns wichtig, ein Gebäude zu schaffen, das sich sowohl als eigenständige und signifikante Architektur behaupten kann als auch optimale Räume für die Präsentation von Kunst bietet“, sagt Michael Schumacher vom Architekturbüro schneider+schumacher. „Die auf nur zwölf Säulen ruhende Deckenkonstruktion bietet eine hohe Flexibilität und ermöglicht es, bei jeder Sammlungsneupräsentation ein völlig neues inneres Raumsystem zu realisieren“, sagt Till Schneider von schneider+schumacher.

>> Städel Museum
Der Erweiterungsbau ist am 25. und 26.2. für die Öffentlichkeit bei freiem Eintritt geöffnet (10–20 Uhr). Danach: 12 Euro, ermäßigt 10 Euro. Kinder bis 12 Jahren: Eintritt frei. Reguläre Öffnungszeiten: Di, Fr–So 10–18 Uhr, Do 10–21 Uhr
 
22. Februar 2012, 10.43 Uhr
red
 
 
Fotogalerie: Städel-Erweiterung
 
 
 
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