Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs

Kunstaktion „Klimaflüchtlinge“: Papphäuschen am Flughafen

klima-hauser-quer

Die Kunstaktion „Klimaflüchtlingslager“ gewinnt schon durch ihren Anfang einen etwas illegalen Beigeschmack. Alles, was ich weiß ist, dass ich mich um 14 Uhr am Frankfurter Hauptbahnhof mit einem Timmo Scherenberg treffen soll. Von dort aus würde man zusammen zum unbekannten Aktionsort mit der S-Bahn fahren. So stehe ich nun am Hauptbahnhof und Blicke suchend und etwas unbeholfen durch die Gegend... Als ich ihn dann schließlich treffe, klärt sich das mysteriöse Vorhaben ein wenig auf: Timmo Scherenberg ist Geschäftsführer des hessischen Flüchtlingsrats und erledigt die Pressearbeit bei der Aktion. Der Aktionsort ist Terminal 1B am Frankfurter Flughafen. Prompt geht es also mit der S8 Richtung Flughafen.

Ich nutze die Fahrt, um Timmo ein paar Fragen zum Aktionsthema Klimaflüchtlinge zu stellen. Was unterscheidet einen Klimaflüchtling überhaupt vom „normalen“ Flüchtling?

klima-typ-hoch1„Klimaflüchtlinge sind Menschen, die wegen der Folgen der globalen Erderwärmung aus ihren Heimatländern fliehen müssen und Asyl beantragen. Das Problem bei ihnen ist, dass sie von den rechtlichen Instrumenten des Flüchtlingsschutzes noch nicht erfasst wurden. Ein gewöhnlicher Flüchtling ist nämlich nach dem UN-Recht nur jemand, der von anderen Menschen verfolgt wird“, erklärt er.

Der Künstler der Flughafenaktion, Hermann Josef Hack (Foto), hat schon mit vorherigen Ausstellungen versucht, die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren. Seine Arbeit kann man momentan in Offenbach im Hafen2 bei der Ausstellung „Vor uns die Sintflut“ betrachten. Heute möchte er die Flüchtlingszelte auf den Flughafen bringen. Da, wo jeden Tag durchschnittlich zehn Flüchtlinge gewaltsam aus Deutschland geschafft werden. Frankfurt ist Abschiebeflughafen Nummer eins in Deutschland.

klima-auspacken-quer
Als wir dann endlich am Terminal 1B ankommen und den Künstler mit seinen Aktionshelfern antreffen, geht plötzlich alles ganz schnell: Die 30 Aktionisten produzieren aus ihren übergroßen karierten Einkaufstaschen etwa 250 kleine Papphäuschen, die sie in kleinen Kolonien auf dem glänzenden Marmorboden des Flughafens aufstellen. Die Papphäuschen sind mit Parolen wie „Klima KZ“ oder „Krieg den Palästen“ in bunter Graffiti-Schrift bemalt. Jedes Häuschen scheint sein eigenes Themenfeld zu haben und ist an sich schon ein kleines Kunstwerk. Die Leute schauen so, als würden sie sich fragen: Wo kommen plötzlich diese bunten kleinen Häuschen her?? Besonders faszinierend ist der Kontrast, den die schmutzig und rebellisch wirkenden Häuschen auf dem rein glänzenden Marmorboden erzeugen.

klima-hauser-mit-typ-quer
Genauso schnell, wie die Aktionisten selbst, ist auch das Sicherheitspersonal der Fraport vor Ort. Hermann Josef Hack muss dem Security-Personal prompt Rede und Antwort stehen: „Sie wissen schon, dass sie das Hausrecht der Fraport AG verletzen, wenn sie hier ohne Genehmigung ihr Zeug aufstellen“, erklärt der Mann mit dem strengen Gesicht einschüchternd und sagt den Helfern, dass sie unverzüglich einpacken sollen. Doch Hack stellt ihm keine Angriffsfläche zur Verfügung: „Ja, dann werden wir jetzt einpacken“, sagt er pragmatisch und schenkt dem Security-Chef noch ein kleines Büchlein über seine Arbeiten. Der weiß auch nicht genau, wie er darauf zu reagieren hat und erklärt noch einmal, dass sie sich beim nächsten Mal doch bitte um eine Genehmigung bemühen sollten.

klima-frapo-hochProvozieren ist das Letzte, was Hermann Josef Hack will. Seine Aktion hat höhere Ziele. „Viele Probleme des Klimawandels gehen vom Frankfurter Flughafen aus“, erklärt er mir nach der kurzen Aufregung. „Wenn jeder Mensch nur zwei Tonnen an CO2 im Jahr austoßen dürfte, wäre das Limit schon bei einem Flug von 6000 Kilometern erreicht.“ Mit seiner Kunst möchte Hack die Flüchtlingszelte dorthin bringen, wo das Problem seinen Ursprung hat, an den Flughafen. „Damit wird man vielleicht Menschen finden, die Teil der Lösung sind. Die Touristen sollen sehen, was sie konkret mit den Klimaflüchtlingen zu tun haben.“

Wenn Hack so weiter macht, wird er bestimmt einige Menschen für sich gewinnen. Bereits am Donnerstag hatte er 500 seiner Papphäuschen auf dem Offenbacher Marktplatz aufgestellt. Auch wenn die Fraport AG ihn bei seiner jüngsten Aktion gleich verscheucht hat, werden die Menschen sich früher oder später mit den Klimaflüchtlingen auseinander setzen müssen. „Heute gibt es schon 25 Millionen Umweltflüchtlinge. In den nächsten Jahren wird mit einer Verdopplung gerechnet und bis 2050 könnte sich die Anzahl der Klimaflüchtlinge auf 200 Millionen erhöhen.“ Diese wird die Fraport AG dann nicht einfach so verscheuchen können, wie Hermann Josef Hack und seine Aktionshelfer.
 
19. Juni 2009, 18.19 Uhr
Bettina Taylor
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Kultur
Im Rahmen der Nacht der Museen findet am Samstag im Museum Angewandte Kunst in Frankfurt die Benefizauktion „Junge Kunst mit Zukunft“ statt. Es gibt 26 Werke von Studierenden zu ersteigern.
Text: Sina Claßen / Foto: © Museum Angewandte Kunst, Foto: Günzel/Rademacher
 
 
 
 
 
 
 
Ältere Beiträge
 
 
 
 
1. Mai 2024
Journal Tagestipps
Pop / Rock / Jazz
  • ZSK
    Das Bett | 20.00 Uhr
  • Walter Trout
    Musiktheater Rex | 20.00 Uhr
  • Snatam Kaur und Band
    Hugenottenhalle | 19.00 Uhr
Nightlife
  • Noche de Salsa
    Brotfabrik | 21.00 Uhr
  • Ours Season Opening
    Blaues Wasser | 12.00 Uhr
  • Salsa Night
    Das Wohnzimmer | 21.30 Uhr
Klassik / Oper/ Ballett
  • If you don't get lost in the woods, you haven’t been to the woods
    Senckenberg, Forschungsinstitut und Naturmuseum | 18.30 Uhr
  • Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg
    Oper Frankfurt | 17.00 Uhr
  • | Uhr
Theater / Literatur
  • Keiner hat gesagt, dass Du ausziehen sollst
    Stalburg Theater | 20.00 Uhr
  • Feierliche Eröffnung der Internationalen Maifestspiele 2024
    Hessisches Staatstheater Wiesbaden | 18.30 Uhr
  • Der Raub der Sabinerinnen
    Schauspiel Frankfurt | 18.00 Uhr
Kunst
  • The Culture
    Schirn Kunsthalle Frankfurt | 10.00 Uhr
  • Spuren der Steine
    Archäologisches Museum Frankfurt | 10.00 Uhr
  • 244ff. – Von Friedrich bis Ferdinand
    Schloss Bad Homburg | 10.00 Uhr
Kinder
  • „MainStadtbaum“ – Fitnesstest für unsere Frankfurter Bäume
    Senckenberg, Forschungsinstitut und Naturmuseum | 14.00 Uhr
  • Gelato
    Warmer Damm | 14.00 Uhr
  • Lichtspielplatz
    DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum | 11.00 Uhr
und sonst
  • Radrennen Eschborn-Frankfurt
    XXXLutz | 12.00 Uhr
  • Tag der Arbeit
    Römerberg | 12.00 Uhr
  • Bernemer Weinfest
    Fünffingerplätzchen | 12.00 Uhr
Freie Stellen