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Foto: ptrk9000
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Kolumne von ptrk9000

Vorweihnachtsflucht

Unser Kolumnist ptrk9000 hat Post von seinem Arbeitgeber bekommen, dass es vor Weihnachten keine Kündigungen geben wird. Wie rücksichtsvoll und mitfühlend! Auf jeden Fall Grund genug sich ins Nachtleben zu stürzen.
Das Jahr neigt sich dem Ende zu, Zeit um zurückzublicken und bla bla bla.
Ich finde ja, ein Jahresrückblick lohnt nicht wirklich, vielleicht ein Ausgehrückblick, das werden wir sicherlich mal überdenken. Aber als Individualperson hat das Jahr eigentlich wenig gebracht außer noch mehr Abgaben und Arbeitgebergängelung. Meiner hat zum Beispiel vor Weihnachten eine Email herumgeschickt, in der sinngemäß verlautbarte, dass man vor Weihnachten von betriebsbedingten Kündigungen absehen wird. Das fand ich sehr rücksichtsvoll. Am liebsten würde man sich mit einem Edding spiegelverkehrt liebevoll ein "Fuck you!" auf die Faust malen, um sich dann zu überlegen, wem man damit zuerst eins in die Schnauze haut.

Komischerweise trifft es nie das Management, auch nicht das mittlere Management, diese Freizeit-Volleyballspieler und Im-Flugzeug-Tomatensafttrinker, die einem mit ihrem geistigen Bettnässertum schon seit Jahren auf den Senkel gehen, die spielen den Messenger, und verneinen mit Betroffenheitsmiene ihr Mitwissertum. Am besten man tut so, als ob man arbeitet, während die Company so tut, als ob sie einem fair bezahlt. Ich meine, irgendjemand steckt die Kohle ja ein, die mit einem erwirtschaftet wird. Und am Besten spart man ja, indem man durch das Ausradieren von Headcount die Kosten minimiert und gleichzeitig die Umsatzziele maximiert. Das ist wichtig, denn die Mitarbeiterboni sind ja an solche betrieblichen Ziele gebunden, die aufgrund mangelder Personalressourcen nicht erreicht werden können. So spart man ein zweites Mal Geld, bis man die Mitarbeiter austauschen muss.

Man kann sie ja verstehen, die Menschen in der Vorweihnachtszeit, wenn sie ihren Frust mit einem neuen An-die-Wand-häng-TV kompensieren oder sich überzuckerten Rotwein in die Rübe kippen. Das hat wiederum zur Folge, dass in den Abendstunden die U-Bahn mit unkoordinierten Trink-Amateuren überfüllt ist und man überall mit Weihnachtskitsch zugemüllt wird.

Dem aus dem Weg zu gehen war am Freitag ein hehres Ziel, und weil man sich in der Alten Liebe der zweitlangweilisten Sache der Welt widmete, nämlich dem Eintrachtglotzen, zogen wir eins weiter, zur Christa in die Barbarossaschänke, ein Laden wie aus der Zeit gefallen, konservierte 70er Jahre, versiegelt vom Nikotin trinkgeübter Kneipenbewohner. Wenn man nicht gefunden werden will, so wurde ich aufgeklärt, dann geht man dorthin. Hier fliegen Pils und Kurze in harmonischer Einheit über der Theke, liebvoll serviert von der Dame des Hauses, die vorsichtig geschätzt, mittleren Alters sein dürfte und, der jeder Gast wichtig ist, egal, wie und wann er einkehrt. Gerade das wann ist auch so Punkt, denn auch am frühen Wochenendmorgen hat man hier nicht nur für müde Gastronomen ein herrlich kühles Feierabendbier übrig. Das erspart dem morgendlichen Besucher auch das nervige Zahlen irgendwelcher Eintrittgelder, obwohl der Laden in Bälder die Besucher rauskehrt, so wie es zum Beispiel andererorts gerne praktiziert wird. Auch in Punkto Schlagermusik kann man sich quasi im Vorübergehen weiterbilden, denn auf Hitparadenfilefanz wird hier bei der Hintergrundbeschallung gerne verzichtet.

Und so ging es auch munter fein weiter, das dachte sich auch der früh tobende Bär im Neglected Grassland, denn der Laden war verdammt gut gefüllt, kein Wunder, denn kein geringerer als DJ Dag stand dort hinter den Plattentellern, und das heisst natürlich nichts anderes als 9000 Jahre Qualitätstechno auf die Ohren, natürlich vom Vinyl, just saying! Sogar mir einfuhr ein kleines "Uaaah!", als ich von der Veranstaltung gelesen hatte, und das kommt nicht so oft vor, ne!

Was war das in früheren Zeiten ein Gejammer, als der Herr vom Dorian Gray ins Omen wechselte, aber auch das ist Schnee aus dem letzten Jahrtausend. Immer noch setzt sich Qualität einfach durch, was man auch an dem altersmäßig recht gemischten Publikum sehen konnte, denn von einer Revivalveranstaltung war das alles recht weit entfernt. Und so hatten wir viel Spaß mit Herrn Lerner, ich hoffe ja, er hat mir noch etwas von dem Laden übriggelassen, da wir als Vinylriders am Samstag ebenfalls im Neglected Grassland zugange sind. Aber vorher gehts noch in den Dreikönigskeller, zu den Buttshakers, denn vor dem Konzert schwinge ich da die Platten. Das wird bestimmt fein. Der zeitliche Wechsel kommt deshalb zustande, weil ich diesen Text ausnahmsweise bereits am Samstag geschrieben hatte, denn am Sonntag werde ich The Men of North Country im Studio bei x wie raus haben, und das will ja auch vorbereitet werden. Die Combo aus Tel Aviv spielt übrigens hinterher im, na wo? Im Neglected Grassland, so kann man einen Sonntag nämlich auch mal auslkingen lassen!

Geht raus, die Nacht ist schön!

PS: Happy Birthday, lieber Hans!
 
14. Dezember 2014, 21.06 Uhr
ptrk9000
 
 
Fotogalerie:
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