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Kolumne von Ana Marija Milkovic
Woodstock in Timbuktu
Unsere Kolumnistin ist verliebt. Nicht in ein Gebäude, nicht in ein Wesen, nein: in den Film der deutschen Nomadin Désirée von Trotha, die ein Musikfestival in Timbuktu porträtiert.
Als Frankfurter Architektin ist es absurd, auch verrückt über die Wüste zu schreiben, denn ich kenne die Wüste nicht. Da absurde Handlungen auch befreiend wirken und "verrückt sein" dem Sinn nach bedeutet, nicht hier sondern dort zu sein, nutze ich heute meine Verrücktheit und meine Freiheit auf ein Volk der Nomaden aufmerksam zu machen, das gegen den Verlust ihrer Freiheit, ihrem natürlichem Lebensraum musikalisch rebelliert. Es ist das Volk der Tuareg. Ihre Waffe ist ihre Musik. Das Leben, die Schwierigkeiten und die Herausforderungen der Tuareg werden von der Filmemacherin, Fotografin und Drehbuchautorin Désirée von Trotha einfühlsam beobachtet und aufgezeichnet. Sie bezeichnet sich selbst als Chronistin. Die Chronik ist das Drehbuch zu einem Film über das Musikfestival der Wüste: "Au désert". Aus allen Richtungen der Sahara strömen die Menschen nach Timbuktu, um dort ihr Fest der Verständigung musikalisch zu feiern.
Désirée von Trotha ist Deutsche. Eine deutsche Nomadin. Sie wandelt seit über zwei Dekaden zwischen den Kulturen. Auch sie ist eine Ankommende. "Eine fremde Kultur reichte mir die Hand, ich ergriff sie, halte sie fest und werde festgehalten" so beschreibt Désirée das Ankommen in einer uns fernen Welt. Der Lebensraum der Touareg ist topografisch eine Schnittmenge der Länder Mali, Algerien, Lybien, Niger und Burkina Faso. Seit der Kolonialisierung werden die Nomaden Touareg gerufen. Sie selbst nennen sich Kel Tamaschek. Übersetzt bedeutet Kel Tamaschek "Jemand, der in einem Ort das erste Mal ankommt". Die islamistischen Fundamentalisten deuten den Namen der Kel Tamaschek als "die von Gott Verstoßenen".
Der Film handelt von dem Lebensraum Ankommender und Verstoßener, ihrer Freiheit, ihrer Musik, ihr friedvoller Kampf mit instrumenten und Gesang. Es ist die Chronik kostbarer Momente inmitten einer Kultur, die uns die Filmemacherin aus unmittelbarer Nähe schenkt. 2011 feierten die Nomaden und ihre Gäste das größte afrikanische Musikfestival in Mali drei Tage lang in friedvoller Begegnung, vorerst zum letzten Mal. In der Region herrscht heute Krieg.
Im Film heißt es: "Liebe ist eine Priorität". Man möchte mit Blick auf die Geschehnisse hinzufügen: Frieden eine weitere.
>> Woodstock in Timbuktu – die Kunst des Widerstands
8.10. 19.30 Uhr, 7 Euro, Naxoshalle, Waldschmidtstraße
Désirée von Trotha ist Deutsche. Eine deutsche Nomadin. Sie wandelt seit über zwei Dekaden zwischen den Kulturen. Auch sie ist eine Ankommende. "Eine fremde Kultur reichte mir die Hand, ich ergriff sie, halte sie fest und werde festgehalten" so beschreibt Désirée das Ankommen in einer uns fernen Welt. Der Lebensraum der Touareg ist topografisch eine Schnittmenge der Länder Mali, Algerien, Lybien, Niger und Burkina Faso. Seit der Kolonialisierung werden die Nomaden Touareg gerufen. Sie selbst nennen sich Kel Tamaschek. Übersetzt bedeutet Kel Tamaschek "Jemand, der in einem Ort das erste Mal ankommt". Die islamistischen Fundamentalisten deuten den Namen der Kel Tamaschek als "die von Gott Verstoßenen".
Der Film handelt von dem Lebensraum Ankommender und Verstoßener, ihrer Freiheit, ihrer Musik, ihr friedvoller Kampf mit instrumenten und Gesang. Es ist die Chronik kostbarer Momente inmitten einer Kultur, die uns die Filmemacherin aus unmittelbarer Nähe schenkt. 2011 feierten die Nomaden und ihre Gäste das größte afrikanische Musikfestival in Mali drei Tage lang in friedvoller Begegnung, vorerst zum letzten Mal. In der Region herrscht heute Krieg.
Im Film heißt es: "Liebe ist eine Priorität". Man möchte mit Blick auf die Geschehnisse hinzufügen: Frieden eine weitere.
>> Woodstock in Timbuktu – die Kunst des Widerstands
8.10. 19.30 Uhr, 7 Euro, Naxoshalle, Waldschmidtstraße
8. Oktober 2013, 13.39 Uhr
Ana Marija Milkovic
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