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Kolumne von Ana Marija Milkovic
Verkehrte Welt
Unsere Kolumnistin trifft in Frankfurt auf Persönlichkeiten mit seltsamen Manieren, beim Gemüsehändler um die Ecke und beim Galaempfang. Erkenntnis: Etikette haben nichts mit Smokings zu tun.
Fressgass'. Obst- und Gemüseladen. Ein Türke, der als Grieche firmiert und Spanischer Garten heisst. Für diese Konstellation gewinnt er den Kreativitätspreis. Anlaufstelle gut sortierter, exqisiter Lebensmittel für Besserverdienende. Die frisch gepressten Säfte sind allerdings erschwinglich und einfach nur gut. Gerne falle ich ein und rufe nach dem jungen Mann, der bereits Enkelkinder zu den seinen zählt. Heute bin ich knapp in der Zeit und drängele mich vor. Ich mache es charmant und kündige meine Drängelei freundlich an. In der Sache bleibt es allerdings gleich: Ich werde nun bevorzugt.
Ein Mann, den ich aus einem Frankfurter Gesellschaftsclub kenne, steht wohl länger, grummelt und legt dann fast unmerklich los: Diese Nervereien gehen mir auf den Sack! Wir hatten uns zuvor nie namentlich bekannt gemacht. Heute scheint der richtige Zeitpunkt verfehlt. Stille, ich halte inne, trinke schnell meinen Saft, schwinge mich aufs Rad.
Während ich fahre, denke ich an Etikette und Manieren. Ich erinnere mich. Weihnachtsgala. Auf der Einladung steht Smoking rechts unten klein vermerkt. In meinem silberfarbenen Cocktailkleid sitze ich nun zwischen zwei verheirateten Männern im Smoking. Denkt doch so mancher gebundene Herr über Single-Frauen nur eins, trifft mich die Frage allerdings unvorbereitet: "Bumsen Sie gerne?" fragt der eine. Stille. Ich balle meine Hand zur Faust. Meine Faust trifft ihn mitten ins Gesicht. Ein Zahn bricht, Blut fließt. Seiner Frau raune ich zu: "Keifen Sie nicht mich an." Bruchteil von Sekunden läuft der Film. Filmriss. Stattdessen bleibe ich sitzen, setze ein gelangweiltes Gesicht auf, antworte: "Hunde, die bellen beißen bekanntlich nicht - können Sie's nicht?" Ich übersehe das zischende weibliche Pendant. Auf der anderen Seite des Raums hat ein weiterer Gast auch nicht wirklich Spass.
Nach dem ersten Gang wird er von einer Dame der Gesellschaft an die Etikette erinnert. Dem Smoking fehlt die Fliege! Vor die Wahl gestellt, nimmt er seine Frau lächelnd an die Hand, bevorzugt den Abgang der Fliege. Verkehrte Welt denke ich: Vom Bumsen und Fliegen.
Ein Mann, den ich aus einem Frankfurter Gesellschaftsclub kenne, steht wohl länger, grummelt und legt dann fast unmerklich los: Diese Nervereien gehen mir auf den Sack! Wir hatten uns zuvor nie namentlich bekannt gemacht. Heute scheint der richtige Zeitpunkt verfehlt. Stille, ich halte inne, trinke schnell meinen Saft, schwinge mich aufs Rad.
Während ich fahre, denke ich an Etikette und Manieren. Ich erinnere mich. Weihnachtsgala. Auf der Einladung steht Smoking rechts unten klein vermerkt. In meinem silberfarbenen Cocktailkleid sitze ich nun zwischen zwei verheirateten Männern im Smoking. Denkt doch so mancher gebundene Herr über Single-Frauen nur eins, trifft mich die Frage allerdings unvorbereitet: "Bumsen Sie gerne?" fragt der eine. Stille. Ich balle meine Hand zur Faust. Meine Faust trifft ihn mitten ins Gesicht. Ein Zahn bricht, Blut fließt. Seiner Frau raune ich zu: "Keifen Sie nicht mich an." Bruchteil von Sekunden läuft der Film. Filmriss. Stattdessen bleibe ich sitzen, setze ein gelangweiltes Gesicht auf, antworte: "Hunde, die bellen beißen bekanntlich nicht - können Sie's nicht?" Ich übersehe das zischende weibliche Pendant. Auf der anderen Seite des Raums hat ein weiterer Gast auch nicht wirklich Spass.
Nach dem ersten Gang wird er von einer Dame der Gesellschaft an die Etikette erinnert. Dem Smoking fehlt die Fliege! Vor die Wahl gestellt, nimmt er seine Frau lächelnd an die Hand, bevorzugt den Abgang der Fliege. Verkehrte Welt denke ich: Vom Bumsen und Fliegen.
13. August 2013, 11.32 Uhr
Ana Marija Milkovic
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