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Kolumne von Ana Marija Milkovic

PET Flaschen zu Ziegelsteinen

In unserer Kolumne zieht Ana Marija Milkovic eine gewagte Parallele und vergleicht nicht Äpfel mit Birnen, aber das Dosenpfand mit der vermeintlich umweltfreundlichen Dämmung. Beides ist gut gemeint, aber schlecht gemacht.
Ich stehe der Green Economy skeptisch gegenüber. Die Green Economy fabriziert merkwürdige, wunderliche Sachen. Dosenpfand zum Beispiel. Wenngleich gescheitert, hat sich das Dosenpfand auch etabliert. Hochkulturen zeichnet dieses Phänomen aus. Nicht jede Nation kann sich planwirtschaftlichen Schwachsinn auf Dauer leisten. Bedauerlicherweise nicht einmal die Urheberländer der Planwirtschaft selbst. Dosenpfand steht meines Erachtens noch vor der subventionierten Hotelsteuer auf der Liste der "Errungenschaften, die die Welt nicht braucht". Erstaunlich ist doch, dass die Hotelsteuer so viel Aufruhr verursacht hat. Verdient hat die Hotelsteuer diese Aufmerksamkeit nicht. Während der Hotellobbyismus die Liberalen abgeschafft hat, schafft das Dosenpfand bedauerlicherweise nur die Dose ab. Der Gewinner des Dosenpfands ist eine weitere Umweltsünderin: Die PET Flasche. Sie hat den Markt zwischenzeitlich erobert. Die Dose ist tot und wir nicht ganz dicht. Für jede nicht dicht schließende PET Flasche zahlen wir einen Pfand und bejahen den planwirtschaftlich fehlgesteuerten Wechsel von ausweichenden Gasen und eindringenden Bakterien. Bakterien stärken schließlich auch das Immunsystem.

Die Einführung des Dosenpfands stärkt den Mehrweganteil leider nicht. Die Wirtschaftsvereinigung "Alkoholfreie Getränke e.V." belegt mit Zahlen den Rückgang des Mehrweganteils bei alkoholfreien Getränken. Biertrinker verhalten sich hingegen vorbildlich, sie steigern ihren Konsum in Flaschen. Entweder lässt sich Politik besser alkoholisiert verstehen oder das deutsche Reinheitsgebot der Bierbrauer ist die letzte Bastion gesunden Menschenverstandes. Der Umwelt zuliebe: O'zapft is!

Was das mit Architektur zu tun hat? Sehr viel! Die Biotope in Politik, Kultur, Architektur und Umwelt mehren sich! Dank der EnEV, der Energiesparverordnung, wachsen Biotope nun nicht nur in Plastikflaschen alkoholfreier Getränke, auch unsere Häuser frönen auf ihren Außenwänden einem staatlich geförderten Algenkult. Das geschieht durch Wärmedämmverbundsysteme, die obligatorisch den Wärmetransport durch die Fassade verhindern. Das lässt die Temperatur in den Außenflächen fallen und die Tauwasserbildung steigen. Die feuchten Wände begünstigen mikrobielles Wachstum. Deswegen werden Kunstharzputze und Dispersionsfarben für die Außenflächen mit Bioziden versetzt. Biozide wiederum sind Substanzen, die Schädlinge wie Bakterien, Algen und Lästlinge wie Ratten, Insekten gleichermaßen bekämpfen. Dank des Regenwassers gelangen dann die kämpferischen Biozide von den Fassadenoberflächen in die Umwelt. 2011 wurde noch 37 Mio. qm Wärmedämmverbundsystem (WDVS) im Markt abgesetzt. In Regenreichen Jahren wie diesen sieht sich unsere Umwelt wiederum mit der Ausschüttungen von Mio. qm mit Biozid angereicherten WDVS-Oberflächen ausgesetzt. Die Wechselwirkungen sind bisher wenig erforscht. Daher hat das Umweltministerium das Frauenhofer Institut beauftragt, die Dinge wissenschaftlich zu untersuchen. Der Tag wird kommen, an dem die Energieverordnung dem Architekten nicht nur Maß und Dicke der Bauteile vorgibt, sondern auch wie das Haus im Ganzen auszusehen hat. An Wetterseiten finden wir dann weit auskragende Dächer, die nicht die Ästhetik, aber die Natur vor den Bioziden schützen.

Was haben Biotope mit Politik zu tun? Auch im Bundestag mehren sich homogene Lebensgemeinschaften einzelner Berufsgruppen. Ursprünglich war der Plan ein anderer. Im Bundestag sollte ein repräsentativer Querschnitt der Bevölkerung sitzen. Der repräsentative Querschnitt der Bevölkerung ist, nehmen wir die Politik heute beim Wort, der Altfunktionär und der Berufspolitiker. Etwas scheint komplett abwegig: Lebens- und Berufserfahrung außerhalb des Ortsbeirats und Plenarsaals. Abwegig scheint auch, die einmal erlernte Profession auszuüben. Der Toni zum Beispiel ist gelernter Biologe. Heute sitzt er im Bundestag dem Ausschuss für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung vor. Wahrscheinlich trinkt er das Bier in Flaschen und setzt im Sinne der Gender-Walks auf die Barrierefreiheit in der Stadtentwicklung. Was das nun wieder vorrangig mit Architektur und Stadtplanung zu tun hat, wird das Fraunhofer Institut im Nachgang ergründen und begründen, der Architekt wird es nicht!

Ein japanisches Sprichwort sagt "Geduld ist die Kunst nur langsam wütend zu werden". Vier weitere Jahre bleibt uns nun Zeit dafür. Das sollte reichen!
 
22. Oktober 2013, 10.35 Uhr
Ana Marija Milkovic
 
 
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