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Exarchia auch in Frankfurt



Wie schreibt man so einen Text, ohne eine Aktion wie die gestrige Demo zu verherrlichen oder Gewaltaktionen zu loben (wie es die überzeugten Anhänger der Bewegung in Internetforen oder Rundschreiben machen). Aber auch ohne die Ursachen und Gründe für derartiges nicht unter den Tisch fallen zu lassen oder die Teilnehmer als chaotisch Durchgeknallte darzustellen (wie es viele Zeitungen so gerne schreiben). Gerade auf diesem Weg machen es sich beide Seiten doch oft recht einfach. Eine Mitstudentin sagte gestern auf dem Demonstrationszug einen sehr schönen Satz: „Man schaut bei so einer Aktion immer mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge zu.“ Aber wieso „lachend“ und wieso „weinend“?


Lachend deshalb, weil es beeindruckt, dass sich hier in Frankfurt rund 250 Studenten, Schüler, Jugendliche, aber auch Ältere zusammengefunden haben, um des Todes des 15jährigen Alexandros Andreas Grigoropoulos, der am Samstag im Athener Stadtteil Exarchia von einem Polizisten erschossen wurde, zu gedenken. Die Entfernung von fast 1.800 Kilometern sollten kein Hindernis darstellen, um Anteilnahme an dem Vorfall zu äußern und sich solidarisch zu zeigen zu Unmut und Protest gegen staatliche Repression und polizeiliche Willkür. Das wir das hier bei uns nicht gutheißen und dies aufzeigen, kann erst mal keinesfalls schlecht sein.

Das weinende Auge schaut aber ebenfalls mit. Vorbeilaufende Passanten werden wohl kaum verstehen können, wieso drei Jugendliche mit Flaggen einen Trupp Polizisten als Mörder bezeichnen, wenn keine Erklärung folgt, sondern lediglich die Beschimpfungsparolen. Eine symbolische Beschuldigung der deutschen Ordnungshüter für die griechischen Vorfälle läuft da einfach ins Leere. Es ist erst 40 Jahre her, dass wir die gleichen Situationen, wie den Mord an Alexis, bei uns hatten (wem Benno Ohnesorg ein Begriff ist) und vergessen sind solche Aktionen bestimmt nicht. So war es wichtig zu zeigen, dass auch bei uns Vergehen wie der Mord durch den griechischen Polizisten aufs Äußerste verurteilt werden. Die komplette Demonstration verlief auch erst mal friedlich bis zum griechischen Konsulat, wo eine Kundgebung vorgetragen wurde. Nach der Rückkehr zum Bockenheimer Campus teilte sich dann die Menge. Die eine Hälfte Richtung Leipziger, da ging dann die Scheibe der Citybank zu Bruch. Die andere Hälfte zog Richtung Innenstadt, hier standen Bauzäune und Mülltonnen „im Weg“, wurden von den Demonstranten umgestoßen. Insgesamt nahm die Polizei von 14 Randalierern die Personalien auf, sieben wurden sogar in Gewahrsam genommen. „Um sie vor möglichen Straftaten oder Randalieraktionen abzuhalten“, hieß es. Auf frischer Tat ertappt wurde niemand.



Aber die Griechen werden sich kaum für den Demozug in Frankfurt interessieren. Und die Beobachter auf der Straße werden wohl auch nichts verstanden haben, sondern eher das Bild, das sie gesehen haben, aufnehmen. Teils genervt, teils lächelnd. Eine schreiende Menschenmenge eben, die die Straßen blockiert. Wieder ein gefundenes Fressen für Kritiker, um solche Demonstrationen auf einen „umherziehenden schwarzen Mob“ zu reduzieren, aber auch kein Anzeichen auf Veränderung im Vorgehen der Protestteilnehmer, um von der Öffentlichkeit angehört und ernst genommen zu werden.
 
10. Dezember 2008, 19.05 Uhr
Günther Michels
 
 
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