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"Eine Musikerkarriere? Das hätte mir schon Spaß gemacht"
Unerwartet verstarb am 15. Mai Anselm Mangold an seinem 61. Geburtstag. Wer viel auf Konzerte ging und sich in der Musikszene bewegte, ist ihm sicher einmal begegnet. Am Donnerstag findet eine Trauerfeier für Frankfurts bekanntesten „Aufbauhelfer“ statt, am Freitag wird er in seiner Heimatstadt Bamberg beigesetzt.
Vor einem Jahr stellte das Journal Frankfurt ihn in der Reihe „Mein Frankfurter Alltag“ vor. „Amsel“ im O-Ton über seine Arbeit und sein Leben, das nun überraschend ein viel zu frühes Ende fand.
Der Champ
Mein Frankfurter Alltag: Anselm „Amsel“ Mangold legt bei Frankfurter Rockkonzerten Hand an.
Ein Roadie? Nein, ich bin kein Roadie, ich mache ja keine Tourneen. Ich arbeite auf Konzerten, leite den Auf- und Abbau, bin der Ansprechpartner vor Ort. Früher habe ich Bass in einer Band gespielt, „Kontroversy“, wir haben ein bisschen auf The Who gemacht, sind aber circa 1967 auseinander gegangen. Danach habe ich bei „Nosferatu“ als Bühnenarbeiter ausgeholfen und bin dann so in dieses Ding reingewachsen. Ich war für die ganzen Frankfurter Veranstalter tätig, Lippmann & Rau, Mama Concerts, gründete meine eigene Firma und arbeitete später hauptsächlich für Marek Lieberberg, der hat mich irgendwann zum Crewchef gemacht. Beim ersten Nürburgring- Festival war ich dabei, aus dem dann Rock am Ring wurde, betreue seit 30 Jahren den Hessentag und habe über die Jahre eine Menge interessanter Leute kennen gelernt. Rolling Stones, U 2, Springsteen, McCartney – frag mich lieber, wen ich nicht gemacht habe. Die Beatles leider nicht. Man trifft zwar nicht jeden von denen persönlich, aber ich hatte schon gute Begegnungen, es waren auch wilde Zeiten damals. Das hat sich geändert, der Rock’n’Roll wird heute nicht mehr so gelebt wie früher, alles ist sehr professionellund viel ernsthafter. Von den neueren Künstlern haben mich Reamonn und Xavier Naidoo beeindruckt – ganz fantastische Menschen. Auch mit der HRBigband verstehe ich mich prima; ich glaube, ich bin mittlerweile der älteste Mitarbeiter von denen. Mir macht das immer noch Spaß, obwohl der Job manchmal auch sehr stressig sein kann. Ich bin neulich 60 geworden und könnte eigentlich langsam an Rente denken, aber ich habe ja nichts Vernünftiges gelernt, was soll ich also machen? Eine Musikerkarriere? Hätte mir schon Spaß gemacht, aber da muss man dranbleiben, das habe ich irgendwie schleifen lassen. Macht aber nichts, ich bin auch so zufrieden. Jeden Morgen, wenn ich mit meinem Motorrad über den Main fahre, denke ich: Was für eine grandiose Kulisse. Frankfurt ist eine super Stadt – ich genieße das jedes Mal.
Aufgezeichnet von Andreas Dosch, erschienen im Sommer 2010
Der Champ
Mein Frankfurter Alltag: Anselm „Amsel“ Mangold legt bei Frankfurter Rockkonzerten Hand an.
Ein Roadie? Nein, ich bin kein Roadie, ich mache ja keine Tourneen. Ich arbeite auf Konzerten, leite den Auf- und Abbau, bin der Ansprechpartner vor Ort. Früher habe ich Bass in einer Band gespielt, „Kontroversy“, wir haben ein bisschen auf The Who gemacht, sind aber circa 1967 auseinander gegangen. Danach habe ich bei „Nosferatu“ als Bühnenarbeiter ausgeholfen und bin dann so in dieses Ding reingewachsen. Ich war für die ganzen Frankfurter Veranstalter tätig, Lippmann & Rau, Mama Concerts, gründete meine eigene Firma und arbeitete später hauptsächlich für Marek Lieberberg, der hat mich irgendwann zum Crewchef gemacht. Beim ersten Nürburgring- Festival war ich dabei, aus dem dann Rock am Ring wurde, betreue seit 30 Jahren den Hessentag und habe über die Jahre eine Menge interessanter Leute kennen gelernt. Rolling Stones, U 2, Springsteen, McCartney – frag mich lieber, wen ich nicht gemacht habe. Die Beatles leider nicht. Man trifft zwar nicht jeden von denen persönlich, aber ich hatte schon gute Begegnungen, es waren auch wilde Zeiten damals. Das hat sich geändert, der Rock’n’Roll wird heute nicht mehr so gelebt wie früher, alles ist sehr professionellund viel ernsthafter. Von den neueren Künstlern haben mich Reamonn und Xavier Naidoo beeindruckt – ganz fantastische Menschen. Auch mit der HRBigband verstehe ich mich prima; ich glaube, ich bin mittlerweile der älteste Mitarbeiter von denen. Mir macht das immer noch Spaß, obwohl der Job manchmal auch sehr stressig sein kann. Ich bin neulich 60 geworden und könnte eigentlich langsam an Rente denken, aber ich habe ja nichts Vernünftiges gelernt, was soll ich also machen? Eine Musikerkarriere? Hätte mir schon Spaß gemacht, aber da muss man dranbleiben, das habe ich irgendwie schleifen lassen. Macht aber nichts, ich bin auch so zufrieden. Jeden Morgen, wenn ich mit meinem Motorrad über den Main fahre, denke ich: Was für eine grandiose Kulisse. Frankfurt ist eine super Stadt – ich genieße das jedes Mal.
Aufgezeichnet von Andreas Dosch, erschienen im Sommer 2010
18. Mai 2011, 12.40 Uhr
Detlef Kinsler
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