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Das 42. Deutsche Jazzfestival

Die Bigband neu erfahren

Mit Jim McNeely als Chefdirigent geht die hr-Bigband in die neue Saison. Er will mit ihr die Frage beantworten: Wie klingt ein Jazz-Orchester des 21. Jahrhunderts? Am 42. Jazzfestival vom 27. bis 30. Oktober kann er jedoch nicht teilnehmen.
Der Mann sucht die Herausforderung. An seinem ersten Arbeitstag als Chefdirigent der hr-Bigband hat er seinen Klangkörper im Studio zur Probe um sich geschart. Sein Antrittsgeschenk: Partituren mit Musik des US-Amerikaners Rudresh Mahanthappa, die in zehn Tagen aufgeführt werden soll. Die indischen Wurzeln des Komponisten und Saxophonisten sind unüberhörbar. „Für alle ist das erst mal viel Papier, Bogen mit Punkten und Strichen drauf“, weiß Jim McNeely. Seine Aufgabe ist es jetzt, den Musikern taktweise die noch fremden Klänge näherzubringen. „Das sind keine Rhythmen, die sie normalerweise spielen. Auch die Harmonien sind nicht Bigband-typisch. Und es dauert sicherlich drei Proben, bis die Lichter angehen – oh, ok, so funktioniert das ...“ Wenn Solist Mahanthappa dann dazukommt, sollten sie dieselbe Sprache sprechen. McNeely hegt keinen Zweifel daran, dass das klappt.

Entsprechend unaufgeregt, leger, aber gleichzeitig auch hoch konzentriert geht er ans Werk. Und er steht nicht wie ein neuer Klassenlehrer vor 18 ihm noch fremden Schülern. Man kennt sich längst und schätzt sich. „Ich arbeite mit der Band ja schon seit 2002, mit dem dritten gemeinsamen Projekt 2006 spürte ich, die Verbindung ist da“, erzählt McNeely. „Du lernst die Stärken und Schwächen jedes einzelnen Spielers kennen und kannst das in den Arrangements berücksichtigen.“ Das ist sehr wichtig bei einem Radioorchester, dass die viel zitierte, vom Intendanten geforderte Bandbreite „Vom Apfelweinanstich bis zur Avantgarde“ erfüllen muss. Und die lässt sich durchaus synchronisieren mit der Idee des Dirigenten von der Bigband fürs 21. Jahrhundert.

Die Amis haben die „Band mit mehrfach besetzten Bläserstimmen“ erfunden. „Die Bigband hat eine lange Geschichte und große Tradition, die gerade in den USA gerne ganz klassisch gepflegt wird“, betont der gelernte Pianist, der mit Größen wie Chat Baker, Mel Lewis und Stan Getz gespielt hat. Und so will er alle Möglichkeiten seiner hr-Bigband ausloten, deren Klangfarbenpalette immer mehr erweitern, sie mit allen erdenklichen musikalischen Stilen konfrontieren und sie aufs nächste Level führen. „Deswegen war ich auch sehr glücklich, als mir nach drei Jahren als Artist in Residence diese Aufgabe angetragen wurde.“ Ein logischer Schritt für ihn, und so wird Frankfurt nun seine musikalische Heimat auf Zeit. McNeely gibt unumwunden zu, dass er Frankfurt lange nicht auf seiner persönlichen Jazzmap of Europe hatte. 1984 kam er nach Köln, arbeitete da fünf Jahre beim WDR. „Ich war nicht oft in Frankfurt, aber als ich vor vier Jahren den Jazzkeller besucht, wusste ich gleich, hier habe ich mal gespielt – vor 25 Jahren oder so. Ich hatte ihn aber größer in Erinnerung“, lacht er. „Ich liebe diese Clubs where the real thing happens.“ Klar weiß er auch, dass Albert Mangelsdorff von hier stammt, Frankfurt eine lange Jazz-Tradition hat. Da gibt es für ihn viel zu entdecken, wenn er sich mal von seinen Noten lösen kann. Seltsam vertraut scheint ihm die Stadt schon wegen ihrer Silhouette. „Beim letzten Anflug zogen wir eine lange Schleife um die Stadt und ich konnte mir aus dem Fenster die Skyline anschauen. Frankfurt hat ein großes, eigenes Profil, ist eine wirkliche Großstadt.“

Über den Spitznamen wie Mainhattan schmunzelt er dann doch. Schließlich wurde McNeely 1949 in Chicago geboren und lebt seit 1975 in New York City. Das sind ganz andere Kaliber. Der Big Apple bleibt auch sein Lebensmittelpunkt. In Frankfurt wird er keine Wohnung beziehen, genießt seine Zeit hier in einem kleinen, familiären Hotel im Ostend. „Nach stressigen Projekten gehe ich gerne in den Zoo, die Tiere beobachten.“

Das 42. Deutsche Jazzfestival Frankfurt vom 27. bis 30. Oktober im Sendessal des Hessischen Rundfunks widmet sich diesmal dem 50. Geburtstag des renommierten US-Jazz-Label Impulse!. Die Konzerte sind wie immer ausverkauft. Mit Glück kann man am Konzertabend noch ein Restticket ergattern. Und notfalls gibt es ja noch die Live-Übertragung auf in hr2-kultur.

Übrigens: Jim McNeely wird nicht dabei sein. Ein bereits schon lange feststehendes Engagement down under, das nicht mehr umgebucht werden konnte, hält ihn davon ab. Deshalb kommt unter anderem Jörg Achim Keller zum Zuge, ein bekanntes Gesicht in Frankfurt und Vorvorgänger von McNeely. Aber 2012, daran lässt er keinen Zweifel, wird er im Sendesaal dabei sein.
 
26. Oktober 2011, 12.00 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
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