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Bericht von den Hofer Filmtagen

Hof ist der Name

Schon wieder soweit? Tatsächlich: JOURNAL-Filmredakteur Andreas Dosch weilte erneut auf den Hofer Filmtagen, sah Filme (was man so macht) und schaute sich auch sonst ein wenig um. Hier sein Fazit.
Es ist Herbst – es sind die Hofer Filmtage. Das Traditionsfestival feierte dieser Tage seinen 47. Jahrgang. Und während letztes Mal ein plötzlicher Schneeeinbruch die filmfreudigen Besucher buchstäblich kalt erwischte, lächelte dato wieder der goldene Herbst über der oberfränkischen Kleinstadt, einem liebenswerten Ort, an dem die Autos Nummernschilder tragen wie „HO-T“, „HO-CH“, „HO-PP“ oder, besonders beliebt, da sehr naheliegend: „HO-F“.

Ich komme jetzt schon seit geraumer Zeit regelmäßig Ende Oktober hierher, immer die Woche, wo die Uhr umgestellt wird (grammatikalisch doof, aber leicht zu merken) – elementare Veränderungen erschließen sich höchstens marginal: Wenn man zwischen den Filmvorführungen durch die Seitenstraßen der Innenstadt schlendert, ist der Leerstand ehemaliger Kneipen, Lokale, Läden sicher deutlich: An der Tür prangt noch der Banner „Neueröffnung“, im Fenster klebt bereits das „Zu vermieten“-Schild. Mein Cordon-Bleu mit Zwiebeln gefüllt, auf das ich mich früher stets gefreut hatte, ist längst passé, eine adäquate Alternative tat sich mir seitdem nicht auf. Der Kebap auf die Hand von einer der zahllos vorhandenen Dönerbuden? Klar, besser als nichts. Es gab mal eine Zeit, da besaß Hof mehrere unabhängige Brauereien (fränkisches Bierland!). Heute existiert nur noch eine, doch oft kommt das Hefeweizen direkt aus dem nahegelegenen Bayreuth. Immerhin: wesentlich besser als diese inflationär um sich greifende „Schöfferhofer“-Plörre.

Aber ich bin nicht zum Spaß 350 Kilometer gefahren, um mich mit Fladenfleisch und Hopfenmalz bei Laune zu halten: Das Kino spielt hier sechs Tage lang die Hauptrolle – das tut es schon lange, da bleibt es dabei. Das „Bewegtbild performt im Center“, neudeutsch gesagt. Hof, wir erinnern uns, galt einst als Hochburg des „Neuen Deutschen Films“. Damals, als sie noch alle kamen: der Herzog, der Wenders, der Reitz, der Achternbusch, der von Praunheim … Obwohl: Rosa von P. machte bei den Filmtagen eigentlich konstant seine Aufwartung, nur dieses Jahr scheine ich seine pinke Audienz verpasst zu haben. Ihm wird doch nichts zugestoßen sein?
Nun denn, diese Zeiten sind wohl genauso vorbei wie mein besagtes Zwiebelcordonbleu. Wohl doch eine schleichende Veränderung: Man dreht Sonntagmorgen um 4 zwar allgemein die Stunde von „jung“ (Sommer) zurück auf „alt“ (Winter) – hier ist es umgekehrt: Je rüstiger Festivaldirektor Heinz Badewitz wird (um die 70? Ich kann nur schätzen), desto juveniler erscheinen die Filmemacher, die, oft gerade einer der diversen Filmhochschulen entsprungen, mit Erst- oder Zweitlingen im beschaulichen Städtchen aufschlagen, voller Hoffnung, mit ihren Werken wenn nicht gleich die Welt, dann doch wenigstens die (deutsche) Kinogeschichte zu verändern. Solche Nachwuchsförderung, die Papa Badewitz nun schon seit geraumer Zeit betreibt, ist vorbildlich – auch wenn es die entstandenen Filme nicht immer sind. Als wertvolle Talentschmiede haben sich die Hofer Filmtage inzwischen immerhin wacker neu erfunden. Man erkennt die hoffnungsfrohen Jungregisseure meist auch schon von weitem, wenn sie, auffallend „busy“, dennoch betont lässig, mit ihren Strickmützen, locker gebundenen Schals und Sechs-Tage-Bärten (die Damen natürlich ohne) durch die Fußgängerzone flanieren, Smartphone am Ohr, klar. Sie haben Filme dabei, oft sehr persönliche, ambitionierte Projekte, die man eventuell demnächst für kurze Zeit in einem Programmkino seiner/ihrer Wahl sehen kann, möglicherweise auch nicht. Verleiher und Produzenten weilen jedenfalls auch hier: Hof bietet nicht zuletzt ein effektives Forum für kreativen geschäftlichen Austausch.

Und es gibt die Veteranen: Eine von denen ist Birgit Lehmann. Birgit ist Filmemacherin, wohnhaft in Frankfurt, hat bereits einige tolle Kurzfilme hingelegt, agiert seit vielen Jahren in Hof als, äh, „Conferenciere“, „Conferencieuse“ (also: sie moderiert Filme an), und hat jetzt ihren ersten Langfilm abgedreht, welcher natürlich hier seine Welturaufführung feiern durfte (die offizielle Ffm.-Premiere folgt im Dezember): „Mein Name und ich“ ist ein unterhaltsamer Dokumentarfilm, den sie gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Ole (vormals „Olaf“) Weissenberger, ebenfalls Frankfurter, realisierte. Und was draufsteht, ist auch drin: ein Film über Namen. Vornamen, Nachnamen, alltägliche Namen, lustige Namen. Das Thema geht uns alle an („Dosch“? „Bosch, Dorsch“ usw.). Sehr amüsant, aufschlussreich, vor allem: einen Film über Namen gab es bislang noch nie. Brillante Idee! Lustig, pointiert, einen Tick wissenschaftlich untermauert, außerdem ein „Who is Who“ der Frankfurter Filmszene, die, na ja, jetzt auch nicht besonders gigantisch ist: Auf jeden Fall trifft man einige Bekannte, seien es Badesalz, Carsten „Ich bin ein Gott“ Strauch, „Strandgut“-Herausgeber Kurt Otterbacher hat mitproduziert, Ralph Förg, Leiter des Filmhauses Frankfurt, steuert im Film drei selbstkomponierte Lieder bei, die er höchstselbst zum Besten gibt (wann erscheint das Album?) und so weiter. „Mein Name und ich“ hat zwar bislang noch keinen offiziellen Verleih – aber merken Sie sich den Filmtitel!

So weit also meine alljährliche Hof-Berichterstattung: von Frankfurt nach Hof, Frankfurt in Hof, von Hof zurück nach Frankfurt. Déja vu. Sehr nett.Vor allem, wenn der Herbst so gülden über den Filmtagen leuchtet. Da freut man sich doch glatt schon aufs nächste Mal, wenn Heinz Badewitz, 2014 um mindestens sechs weißgraue Strähne und zwei Dutzend Filmhochschulabsolventen reicher, sein allzeit sympathisches Hofer Motto zum Besten gibt: „Schalten Sie bitte Ihre Mobiltelefone aus. Gute Projektion!“
 
27. Oktober 2013, 20.52 Uhr
Andreas Dosch
 
 
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