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Alles geschenkt

Eroberung der Stadt

"Wem gehört der Raum zwischen den Häusern?", so lautet die Ausgangsfrage des Kunst-Projekts "xqm". Zwischen Freitag und Sonntag stürmten junge Künstler Frankfurts Straßen. Drei weitere Staffeln folgen.
Verzückt schaut er auf das Zigarrenetui in seinen Händen. Echtes Silber. Rene Godder hat einen guten Fang gemacht. „Das hat mich sofort angefunkelt, ich bin hin und habe es mir gleich unter den Nagel gerissen.“ Nein, Rene ist kein Ladendieb. Gekostet hat das wertvolle Stück nämlich nichts. Genauso wenig die kleine Flanelltasche, die Manni aus Sidney auf dem Geschenkfriedhof von Janine Maschinsky in ihr Herz geschlossen hat. HfG-Studentin Maschinsky verpackt sie für die glückliche Touristin in einen der Kartons, die sie auf dem Domplatz gestapelt hat – auf jedem Kartonturm ein Geschenk, das Passanten einfach so mitnehmen können. „Meine Beobachtung: Viele Leute haben ein Problem damit, etwas kostenlos anzunehmen“, sagt die Studentin, während sie eine pinkfarbene Schleife um den Karton bindet. Der „Geschenkefriedhof“ der jungen Frau ist eine von sechs Ideen der ersten Stafffel von „xqm" - ein Projekt von HfG-Professor Heiner Blum und dem Künstler Jakob Sturm, die sie gemeinsam mit der Evangelischen Stadtakademie Römer 9 auf die Beine stellen. Die erste von insgesamt vier Staffeln ging nun am Wochenende über die Bühne respektive das Frankfurter Pflaster. „Wem gehört der Raum zwischen den Häusern?“, so lautet die Ausgangsfrage des Projekts. Die Antwort ist klar: Uns! Jeder Bürger, der mit einer guten Idee in das „Immobilienbüro“ von Heiner Blum und seinen Mitstreitern auf den Römerberg gekommen ist, darf mitten in der Innenstadt einen Raum okkupieren, auf dem er sein Projekt umsetzen kann. Die Stadt hat ihr o.k. gegeben, auch weiterhin können sich Interessierte mit einer Idee bei Heiner Blum melden - das "Immobilienbüro" zieht diese Woche vom Römerberg in die Zeilgalerie.
Zu den ersten „Conquistadoren“, die sich ein Stück Stadt erobern haben, gehörten am Wochenende neben Janine Maschinsky etwa auch Jan Lotter, der Samstag und Sonntag zwischen 22 Uhr und fünf Uhr morgens eine „Nachtküche“ an der Konstablerwache einrichtete. Hier, wo sich in den frühen Morgenstunden die Nachtschwärmer an der Bushaltestelle sammeln, machen die meisten Cafes und Kneipen schon früh dicht. Für hungriges Partyvolk bleibt da meistens nur Mc Donald’s. Lotter hat mit zwei „Take Away“-Speisen in seiner öffentlichen Küche diese Versorgungslücke - zumindest für zwei Nächte - geschlossen.
Heiner Blum ist mehr als zufrieden mit der Resonanz seiner Schützlinge bei den Frankfurter Passanten. „An der Schirn kam mir vorhin jemand mit einem von Janines Geschenkekartons entgegen, der strahlte wie ein Honigkuchenpferd.“ Und auch die anderen Projekte – darunter ein Pflanzenadoptionsbüro, ein Westentaschenmusikstudio und eine Art Picknickplatz (nicht nur) für gestresste Büroleute – kämen gut an. Alle Projekte haben vor allem ein Ziel: Die Menschen ins Gespräch zu bringen. „Das ist für uns besonders wichtig, dass Kontakt zu den Leuten auf der Straße hergestellt wird“, erklärt Heiner Blum. Manni aus Australien jedenfalls kann sich kaum vom Geschenkefriedhof trennen. „Mein Geschenk wird mich immer an die Zeit in Frankfurt und diesen Ort hier erinnern“, sagt die Australierin. Noch eine Umarmung für "Friedhofswärterin" Janine, und sie veschwindet um die nächste Straßenecke.

>> Am Montag und Dienstag zwischen 18 und 21 Uhr macht das Künstlerkollektiv Isochrone auf dem Opernplatz Station. Im Rahmen von xqm 1 wollen sich die Künstler in ihrer „hope lodge“ mit Passanten über das Thema „Hoffnung“ austauschen. Die verleiht vielleicht auch ein Griff in den „sac d`espoir“.
 
23. Mai 2011, 08.24 Uhr
Jasmin Takim
 
 
Fotogalerie: xqm
 
 
 
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