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Der Oberbürgermeister der Stadt Offenbach, Horst Schneider (l), und Rabbiner Mendel Gurewitz, geistliches Oberhaupt der jüdischen Gemeinde Offenbach, 2017 (Claus Kopert/dpa)
Zivilcourage: Antisemitischer Angriff auf Rabbi
„Plötzliche Explosion von Liebe und Unterstützung“
Ein Offenbacher Rabbiner und seine Kinder sollen am Neujahrsabend antisemitisch beschimpft worden sein. Dass Schlimmeres verhindert werden konnte, lag vor allem an couragierten Nachbar:innen, die den Rabbi verteidigten, so der Geistliche.
Antisemtische Angriffe gehören für deutsche Jüdinnen und Juden noch immer zum Alltag. Auch bald 76 Jahre nach dem Nationalsozialismus. Am Neujahrstag bekam dies ein Rabbiner in Offenbach schmerzlich zu spüren.
Der Geistliche Menachem Mendel Gurewitz war am Abend des 1. Januar nach einem Synagogenbesuch mit seinen Kindern auf dem Heimweg, als plötzlich ein 46-jähriger Mann die Familie mit antisemitischen Parolen beleidigt haben soll. Auch die zu Hilfe gerufenen Polizeieinsatzkräfte soll der nach ersten Erkenntnissen wohnsitzlose und zu dem Zeitpunkt des Übergriffs alkoholisierte Tatverdächtige wüst beschimpft haben.
„Diese Form des Hasses ist schockierend, wann und wo auch immer sie auftritt“, schreibt Gurewitz auf seiner Facebook-Seite über die Attacke. „Doch in Deutschland, im Jahr 2021, ist sie besonders traumatisierend“. Dennoch, so betont es Gurewitz, habe ihn vor allem die sofortige Unterstützung durch zahlreiche Nachbarinnen und Nachbarn berührt. Das „Hässliche“ existiere nach wie vor, dennoch fühle er sich nicht allein und es sei schade, dass die positiven Meldungen es selten in die Medien schafften.
„Es war eine plötzliche Explosion von Liebe und Unterstützung“, so der Rabbiner, „eine mutige und herzliche Umarmung von Nachbarn aller Herkunft und ethnischen Zugehörigkeit, die als Brüder fungierten, um ihren Nachbarn, den Rabbi, zu verteidigen.“
„Zivilcouragiert handeln“
Im Kontext mit antisemitischen und rassistischen Angriffen rufen Politik und Bildungseinrichtungen immer wieder zu Zivilcourage auf. Erst kürzlich hatte Außenminister Heiko Maas (SPD) einmal mehr mit Blick auf den zunehmenden Rechtsextremismus in Deutschland betont, es komme auf „jeden Einzelnen an, gegen Hass und Hetze gegen Muslime, gegen Juden, Sinti und Roma und Flüchtlinge aufzustehen.“
„Es ist leider nicht das erste Mal, dass Rabbiner Gurewitz antisemitisch angegriffen wurde. Dieses Mal haben Passanten interveniert und Schlimmeres verhindern“, sagte Meron Mendel, Leiter der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt nach dem Vorfall in Offenbach. „Das zeigt erneut, dass eine breite Unterstützung für Juden unverzichtbar ist“, so Mendel. „Es ist wichtig über solche Fälle zu berichten, um Menschen zu ermutigen, zivilcouragiert zu handeln.“
Gegen den Mann, der am Neujahrstag Rabbiner Gurewitz beleidigt haben soll, wurde inzwischen ein Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung, Beleidigung und Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen eingeleitet.
Der Geistliche Menachem Mendel Gurewitz war am Abend des 1. Januar nach einem Synagogenbesuch mit seinen Kindern auf dem Heimweg, als plötzlich ein 46-jähriger Mann die Familie mit antisemitischen Parolen beleidigt haben soll. Auch die zu Hilfe gerufenen Polizeieinsatzkräfte soll der nach ersten Erkenntnissen wohnsitzlose und zu dem Zeitpunkt des Übergriffs alkoholisierte Tatverdächtige wüst beschimpft haben.
„Diese Form des Hasses ist schockierend, wann und wo auch immer sie auftritt“, schreibt Gurewitz auf seiner Facebook-Seite über die Attacke. „Doch in Deutschland, im Jahr 2021, ist sie besonders traumatisierend“. Dennoch, so betont es Gurewitz, habe ihn vor allem die sofortige Unterstützung durch zahlreiche Nachbarinnen und Nachbarn berührt. Das „Hässliche“ existiere nach wie vor, dennoch fühle er sich nicht allein und es sei schade, dass die positiven Meldungen es selten in die Medien schafften.
„Es war eine plötzliche Explosion von Liebe und Unterstützung“, so der Rabbiner, „eine mutige und herzliche Umarmung von Nachbarn aller Herkunft und ethnischen Zugehörigkeit, die als Brüder fungierten, um ihren Nachbarn, den Rabbi, zu verteidigen.“
„Zivilcouragiert handeln“
Im Kontext mit antisemitischen und rassistischen Angriffen rufen Politik und Bildungseinrichtungen immer wieder zu Zivilcourage auf. Erst kürzlich hatte Außenminister Heiko Maas (SPD) einmal mehr mit Blick auf den zunehmenden Rechtsextremismus in Deutschland betont, es komme auf „jeden Einzelnen an, gegen Hass und Hetze gegen Muslime, gegen Juden, Sinti und Roma und Flüchtlinge aufzustehen.“
„Es ist leider nicht das erste Mal, dass Rabbiner Gurewitz antisemitisch angegriffen wurde. Dieses Mal haben Passanten interveniert und Schlimmeres verhindern“, sagte Meron Mendel, Leiter der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt nach dem Vorfall in Offenbach. „Das zeigt erneut, dass eine breite Unterstützung für Juden unverzichtbar ist“, so Mendel. „Es ist wichtig über solche Fälle zu berichten, um Menschen zu ermutigen, zivilcouragiert zu handeln.“
Gegen den Mann, der am Neujahrstag Rabbiner Gurewitz beleidigt haben soll, wurde inzwischen ein Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung, Beleidigung und Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen eingeleitet.
5. Januar 2021, 13.00 Uhr
Ronja Merkel

Ronja Merkel
Jahrgang 1989, Kunsthistorikerin, von Mai 2014 bis Oktober 2015 leitende Kunstredakteurin des JOURNAL FRANKFURT, von September 2018 bis Juni 2021 Chefredakteurin. Mehr von Ronja
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