"Unternehmen haben Angst vor neuem Design"

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red /

„Der Handel bietet seit Jahren keine innovativen Design-Ideen mehr. Alles, was auf dem Markt geboten wird, ist größtenteils nur noch lasch und mittelmäßig,“ sagt Professor Hansjerg Maier-Aichen von der Hochschule für Design in Karlsruhe. Anlässlich der Konsumgütermesse Tendence Lifestyle stellte er bei einem Rundgang junge talentierte Designer vor. Die Tendence Lifestyle ist noch bis 28. August auf dem Frankfurter Messegelände geöffnet.


Die Förderung junger Designer ist auch das Anliegen der Frankfurter Messe. Schon seit mehreren Jahren arbeitet die Messe mit verschiedenen Hochschulprojekten zusammen und stellt Ausstellungsflächen zur Verfügung. Im Bereich ‚Young Talents‘ dürfen die Hochschulabsolventen fünf Tage lang ihre Entwürfe präsentieren. Für manch einen hat sich dadurch schon ein wertvoller Kontakt zu interessierten Unternehmen und Herstellern ergeben.


„Die Arbeiten der jungen Hochschulabsolventen sind auf einem hohen Niveau, manche sind richtige Kracher,“ sagt Maier-Aichen. Es sei höchste Zeit, dass gerade auch im Hinblick auf die neuen Industrienationen China und Indien ein Wandel im Produktdesign eingeleitet werde. Es sei allerdings schwierig, die Händler von den neuen Konzepten zu überzeugen. „Viele haben einfach Angst vor dem neuen Design und trauen sich da nicht ran,“ sagt der Hochschulprofessor. Dabei seien viele der Projekte auch mit wenig finanziellem Aufwand gut realisierbar.


Auch wenn der Hochschulprofessor von den Arbeiten seiner Schützlinge überzeugt ist. Als Laie läßt sich die Sorge der Händler durchaus nachvollziehen. Die durchweg kreativen Entwürfe erinnern eher an Ausstellungsstücke aus dem Museum für moderne Kunst, als an alltagstaugliche Gegenstände. So zum Beispiel das Möbelstück ‚Möblette‘ der jungen Designerin Katrin Sonnleitner (Foto). Die kleine Kommode besteht aus einer Front mit einer Klapptür und zwei Beinen. Statt dem Korpus ist der Rest des Möbelstücks lediglich ein großer Stoffsack, der an die Front angebracht ist. Die Idee hinter der ‚Möblette‘ klingt dann auch fast wie die Beschreibung eines Kunstwerks. „Hinter der aufgeräumt wirkenden Fassade soll die Kommode das Chaos verkörpern und damit auf die gewohnheitsmässige Haufenbildung im Wohnraum reagieren“, so die Beschreibung. Eine schöne Idee, hinter der der praktische Nutzen jedoch ein wenig zurück bleibt. Verständlich, dass die Bereitschaft der Händler zur Realisierung da eher zögerlich ist.


Etwas alltagstauglicher erscheinen die Entwürfe des Hochschulprojekts Simple Light in Kooperation mit WMF. Zum Teil sehr futuristisch anmutende Lampen haben die Nachwuchstalente zu diesem Thema entworfen und mit Hilfe des Unternehmens umgesetzt.


„Es ist schwer, etwas Neues am Markt zu etablieren. Die Konkurrenz ist groß, deshalb müssen die Produkte Nischen abdecken, um realisiert zu werden,“ sagt Maier-Aichen. Das erfordere natürlich auch die Risikofreude der Unternehmer. Mit den jungen Talenten könne endlich ein Weg aus der Mittelmäßigkeit gefunden werden.


Ob sich die Entwürfe dann tatsächlich auch verkaufen lassen? Zu wünschen wäre es jedem der kreativen Nachwuchsdesigner.

Text: Janine Denne, Foto: Katrin Sonnleitner


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