Foto: Wilhelm Opatz © Wolfram Ziltz
Wilhelm Opatz

„Ein Wasserhäuschen interessiert mich genauso wie das höchste Haus Europas“

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Mit seiner Architekturführerreihe blickt Wilhelm Opatz in Dekaden auf Frankfurt. Für unsere Print-Ausgabe richtet er in der Reihe „Frankfurter Augenblicke“ seinen Fokus jeden Monat auf einen besonderen Ort. Ein Interview über Architektur.

Jasmin Schülke /

JOURNAL FRANKFURT: Herr Opatz, mit Ihrer Architekturführerreihe beleuchten Sie die Jahrzehnte in Frankfurt. Wie kam es zu der Reihe?
Wilhelm Opatz: 2012 gab ich zusammen mit dem Deutschen Werkbund einen Architekturführer zur modernen Frankfurter Nachkriegskirchen heraus. Der Band war sehr schnell vergriffen und meine Neugier geweckt, also legte ich zwei Jahre später mit Profanbauten nach – und damit der Spaß auch lange dauern sollte, wurde daraus eine Reihe. Beginnend mit den 1950er-Jahren gibt es pro Jahrzehnt einen Band, der zehn Bauten vorstellt und dazu einige Sidekicks aus der entsprechenden Zeit. Aktuell liegt der sechste Band vor, zu den Jahren 2000 bis 2009, und die 2010er Jahre sind schon in Sicht.

Welche Gebäude finden Eingang?
Die Antwort können da zwei Pressestimmen geben: „Architekturführer der etwas anderen Art“ schrieb das Zürcher Architekturmagazin MODULØR und „radikal subjektiv” sagte David Kasparek auf „Stylepark“: Ein Wasserhäuschen interessiert mich genauso wie ein 2000 Quadratmeter großes Wohnhaus oder das höchste Haus Europas – aufregend muss es nur sein.

Frankfurt wird ja gerne auch mit schnellem Abriss von Gebäuden in Verbindung gebracht. Stimmen Sie zu?
Ja, das ist Fluch und Segen unserer in die Höhe wachsenden Stadt: Dem Abriss folgen mal gute und mal weniger gute Bauten.

Welches Jahrzehnt beeindruckt Sie persönlich am stärksten? Gibt es einen Bau, den Sie besonders mögen?
Die viel gescholtenen 80er mag ich sehr gerne, es ist ein sehr fantasievolles Jahrzehnt, mit Museumsbauten, der Saalgasse oder interessanter Architektur in der Bürostadt Niederrad. Aber die ehemalige Landeszentralbank an der Taunusanlage (von Jourdan Müller und Berghof Landes Rang) beeindruckt mich besonders – dort, im öffentlich zugänglichen Hof, gibt es auch einen wunderbaren Brunnen.

Wie würden Sie den architektonischen Wandel Frankfurts beschreiben?
Ich sehe den Wandel recht positiv, als Konzentration auf die City, damit bleiben die Wohnviertel weitestgehend verschont – nur zuweilen könnte er schneller gehen, wenn ich da an den Bahnhofsvorplatz denke.

Entsteht denn überhaupt noch gelungene Architektur?
Aktuell bereichert das FOUR von UNStudio die Skyline; 2028 kommt ein schlanker 208 Meter hoher Tower von KSP Engel dazu; 2026 werden die Bauarbeiten für den „Bleistift-Turm“ des dänischen Büros Henning Larsen beginnen und bald wird es sicher einen spannenden Wettbewerb für das zukünftige Schauspielhaus an der Neuen Mainzer geben – nur wenn ich auf die Um-/Neubaupläne für den Bethmannhof blicke, wähne ich mich in der Provinz.

Wie eingangs beschrieben, stellen Sie jeden Monat für unsere Leserinnen und Leser einen besonderen Ort vor. Geben Sie uns einen Vorgeschmack: Was wird noch kommen?
Es bleibt spannend und erfrischend, so wie das JOURNAL FRANKFURT selbst. Aber für die ganz Neugierigen: Im Juni wird die Wiedereröffnung einer Institution gefeiert, im Juli – passend zu den Sommerferien – stelle ich eine Schule vor und das kommende Erntedankfest wird überraschend durch einen Bau gefeiert…



Wilhelm Opatz „lives and works in Frankfurt a. M.“ © Wolfram Ziltz

Jasmin Schülke
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt.
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