Seit mehr als 50 Jahren besteht der familiengeführte Blumenladen Knapp auf der unteren Berger Straße. Im Mai erhielt das Betreiberpaar die Kündigung zum Jahresende. Mit einer Unterschriftenaktion soll nun an die Vermieter appelliert werden.
Sina Eichhorn /
„Blumen Knapp soll bleiben – die Berger darf nicht sterben“ – unter diesem Titel rufen Unterstützerinnen und Unterstützer aktuell zum Erhalt des kleinen, von Familie Knapp geführten Blumenladens auf der unteren Berger Straße auf. Darunter befindet sich auch die Frankfurter Bundestagsabgeordnete Ulli Nissen (SPD), die am vergangenen Samstag eine Unterschriftenaktion zur Unterstützung des Betreiberpaars Bianca und Hans-Joachim Knapp startete. „Unsere Blumenläden, Bäckereien und Boutiquen sind gefährdet. Wir müssen gemeinsam die kleinen Läden der Berger Straße unterstützen. Sie gehören zu Frankfurt wie Handkäs und Äppler“, so die SPD-Politikerin, die nun auf weitere Unterstützung durch die Öffentlichkeit hofft. „Handeln Sie verantwortungsvoll im Sinne des Stadtteils und der vielen Kundinnen und Kunden. Die Verdrängung unserer angestammten Läden muss gestoppt werden!“, heißt es in dem Appell.
„Von wollen ist keine Rede. Wir müssen raus“, sagt Hans-Joachim Knapp. Gemeinsam mit seiner Frau Bianca betreibt er seit zwanzig Jahren den Blumenladen Knapp auf der unteren Berger Straße im Nordend, seit 55 Jahren ist er im Familienbesitz. Im Mai erhielt der gelernte Florist ohne Vorwarnung die Kündigung zum Jahresende. Rein rechtlich gesehen ist die Kündigung somit in Ordnung, für Knapp jedoch „eine traurige Angelegenheit“. Denn einen Grund für die Kündigung gebe es laut Knapp nicht, auch während der Corona-Zeit habe man viel investiert, um fristgerecht zahlen zu können. „Ich habe über 15 000 Euro investiert. Und wofür? Für nichts“, so Knapp. Mit der vorherigen Vermieterin habe es nie Probleme gegeben, der Vertrag habe sich automatisch immer um ein weiteres Jahr verlängert.
Vergangenen Herbst verstarb die Vermieterin und Eigentümerin des Hauses, das die beiden Töchter daraufhin erbten. Diesen teilten nun auf Anfrage des JOURNAL FRANKFURT mit, dass hinter der Kündigung keinerlei böse Absichten steckten. „Wir haben nun angefangen, das Haus aufzuräumen und uns zu fragen, was sowohl für die Lage als auch das Haus gut ist.“ Beide lebten inzwischen in Hamburg, als Kind seien sie jedoch oftmals in dem Laden gewesen. Doch inzwischen habe sich nicht nur am Merianplatz, sondern auch in dem Laden viel verändert. „Es ist nichts persönliches und auch kein Profitgedanke. Doch wir wollen dort etwas Schönes, Neues kreieren.“
Ulli Nissen fordert Gewerbemietpreisbremse
Wer den Öffentlichkeitsaufruf unterstützen möchte, findet die Unterschriftenlisten im Blumenladen. Mit der Aktion möchte SPD-Politiekrin Nissen jedoch noch auf ein generelles Problem in den Städten hinweisen. Sie nervten „diese großen Sprünge bei den Mietforderungen“ nicht nur bei Mietwohnungen, sondern auch bei Gewerberäumen. „Das trifft die Inhaber heftig. Unsere Stadt soll doch nicht nur noch aus Wett- und Immobilienbüros bestehen“, so Nissen. Sie wolle sich in Berlin mit Ihrer Fraktion eine Gewerbemietpreisbremse für kleine Gewerberäume diskutieren – ganz ähnlich wie sie auch bei Mietwohnungen in Frankfurt gelte, sagte Nissen.
Geboren 1994 in Gelnhausen. Nach einem Studium der Germanistik an der Justus-Liebig-Universität Gießen seit Oktober 2018 beim Journal Frankfurt. Zunächst als Redakteurin, seit 2021 Chefin vom Dienst.