Jedes Jahr am 22. April findet seit 1970 in über 100 Ländern der Erde der Earth Day statt. Die Initiative möchte die Menschen dazu ermutigen, den Klimaschutz selbst in die Hand zu nehmen und sich nicht auf die mühsamen Verhandlungen und wagen langfristigen Planungen auf staatlicher Ebene zu verlassen. „Wir haben den Mut zur Nachhaltigkeit: Unsere Stadt wird zukunftsfähig!“ ist das diesjährige Motto des Umweltaktionstages, zu dem auch in Frankfurt Experten über den Klimawandel und seine Folgen als auch über lokale Konzepte zu dessen Bekämpfung referierten.
In den Räumen der Industrie- und Handelskammer am Börsenplatz sprach zunächst Professor Christian Schönwiese, der bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2006 die Arbeitsgruppe Klimaforschung der Universität Frankfurt leitete. Trotz rechnerischer Unsicherheiten bei der Rekonstruktion der Klimadaten der letzten zweitausend Jahre, könne man sicher sagen, dass die globale Durchschnittstemperatur in den letzten 100 Jahren um 0,7 Grad gestiegen sei. Dieser „Langzeitvorgang“ habe, anders als kurzfristige Temperaturschwankungen, erhebliche Auswirkungen auf das Klima. So seien im vergangenen Jahrhundert die arktische Eisbedeckung als auch die Gletscher in den Alpen und anderswo stark zurückgegangen.
Speziell in Deutschland liege die Erwärmung über dem globalen Mittel bei 1 Grad Celsius. Während bei uns die Niederschläge im Herbst bis zum Frühjahr um rund 20 Prozent zugenommen haben, verwüsten Regionen im Mittelmeerraum und in Afrika zunehmend. Aber auch unsere Sommer werden heißer und trockener. Dies gelte umso mehr für die Städte, die in den Industrienationen heute schon die Hälfte der Bevölkerung beheimaten. Demnach sind urbane Ballungsräume heißer als das Umland, es gibt weniger Wind, die Staubbelastung in der Luft ist höher, es gibt stärkere Niederschläge. Seit 1950 ist nach Berechnungen der Münchener Rückversicherung die Schadenssumme der Volkswirtschaft durch Wetterextreme von 50 Milliarden auf 450 Milliarden US-Dollar pro Jahr gestiegen. Allein das Elbhochwasser 2002 hat 13 Milliarden Dollar Schaden verursacht, die Hitzewelle 2003 forderte europaweit 55.000 Tote. Hochrechnungen gehen von einem Mindestanstieg der globalen Erwärmung bis zum Jahr 2100 auf 1,1 Grad Celsius aus, als realistisch werden momentan 2 bis 4 Grad angesehen.
Von den Erfolgen, die lokale Klimaschutzprojekte der sogenannten „Grassroots“-Bewegung in den USA aufweisen, referierte John Morrill, Energiedirektor im Umweltamt der Bezirksregierung von Arlington County in Virginia. Mit einem umfassenden Programm treibt Morrill in seiner Heimatstadt den Klimaschutz voran. Bürgermeister von rund 800 Städten, darunter auch die Metropolen Los Angeles und New York, haben sich in den USA bereits der Klimaschutzbewegung angeschlossen. Auch in Deutschland gibt es einige Beispiele für den lokalen Klimaschutz, etwa das Dorf Jünde bei Göttingen, das mit Grünzeug und Restholz seinen eigenen Strom- und Heizenergiebedarf deckt. Auch anderswo werden zum Earth Day jedes Jahr zahlreiche Projekte durchgeführt und Wettbewerbe ausgelobt, etwa für Schulen oder Vereine zu Themen wie erneuerbare Energien oder Artenschutz.