Für den britischen „New Musical Express“ war es schlicht „das Buch des Jahres“, für „GQ“ ein „monumentales Buch“, für den „Guardian“ ist es eines der fünf besten Werke über Popmusik. Und „Literaturen“ stellte es im Juli/August-Heft ausführlich als eines der Bücher des Monats vor. Denn nun liegt das Opus Magnum von Simon Reynolds endlich auch in deutscher Übersetzung vor, für die der Autor ein ergänzendes Kapitel über Postpunk in Europa geschrieben hat.
Im Sommer 1976 explodierte Punk – und zwei Jahre später waren nur noch Rauchwolken und ein Häufchen Asche übrig. Johnny Rotten fragte beim letzten Konzert der Sex Pistols spöttisch ins Publikum: „Schon mal das Gefühl gehabt, verarscht worden zu sein?“ Damit brachte er die Enttäuschung vieler Protagonisten und Fans der folgenreichsten Kulturrevolution der Siebzigerjahre auf den Punkt. Hier setzt Simon Reynolds an. Er nimmt jene Musikergeneration unter die Lupe, für die das Ende von Punk ein Anfang war. Viele von ihnen hatten die Kunsthochschule besucht und kannten sich nicht nur in Musik, sondern auch in Literatur, Philosophie und Theater aus. Anders als die Punks fürchteten sie sich nicht vor tanzbaren Grooves, hatten keine Angst vor Synthesizern und scheuten einzig und allein die Konventionen des Rock. Sie wollten sich keiner Bewegung unterordnen, sondern bildeten ihre jeweils eigene.
Reynolds stellt die Bands und Musiker vor, die auf unterschiedliche Weise das Rad der Musikkultur neu erfanden: Public Image Limited, Devo, The Buzzcocks, Pere Ubu, The Pop Group, Scritti Politti, Gang Of Four, Joy Division, Wire, Talking Heads, The Fall, Robert Wyatt, The Specials, Cabaret Voltaire, ABC, The Human League, Frankie Goes To Hollywood und Art Of Noise, um nur einige zu nennen.
Simon Reynolds: Rip It Up And Start Again – Schmeiss alles hin und fang neu an, Postpunk 1978–1984,
Aus dem Englischen von Conny Lösch Hardcover mit Schutzumschlag; 16 Seiten Fotos, zahlreiche Abbildungen; 575 Seiten, € 29,90.