Roger Cicero war und ist in Frankfurt. Aber warum in der Alten Oper, könnte sich der begeisterte Fan legitim die Frage stellen? Schließlich soll es sich doch bei ihm um diese dynamische und tanzbare Mischung aus Jazz, Swing und Pop handeln.
Doch als man den Konzertraum betritt und all die sitzenden Zuschauer sieht, die zur Bühne aufmerksam und wortlos hochschauen als handele es sich um ein echtes, hochwertiges und anspruchvolles Jazz- oder Klassikkonzert, wird einem blitzartig alles klar. Dieses hier unpassende Format ermöglicht Roger Cicero ständig im Mittelpunkt der Veranstaltung zu bleiben: Alle Scheinwerfer sind stets auf Roger Cicero gerichtet (außer während der zu kurzen Soli der Musiker), aber da dies anscheinend nicht genügte, werden noch auf zwei riesigen Leinwänden Nahaufnahmen von Roger Cicero projiziert. Die Fans wollten Roger Cicero, Roger Cicero sollen Sie auch bekommen.
Jedoch war es tatsächlich möglich, dem Konzert positive Aspekte abzugewinnen. Mit erstaunlicher Selbstironie fragte Cicero zum Beispiel, wie viele Männer eigentlich freiwillig gekommen seien, ob sie denn alle Beziehungsstress hätten und ihrer verärgerten Freundin „einen musikalischen Blumenstrauß“ schenken wollten? Musikalisch war dieser Abend schon. Denn sobald der näselnde Gesang endlich einmal aufhörte, konnte man für eine kurze Zeit die lebhaften Klänge der hervorragenden und dynamischen „Big Band“- Jazzformation genießen.
Für die letzten zwei Lieder standen die Zuschauer dann doch noch auf und jeder fing an, schüchtern aber ungebremst und seelisch mit dem Hinterteil zu wackeln. Und für zehn Minuten wurde die Vorführung zum Konzert.