Reich gedeckt in der Brotfabrik

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red /

Es war reich gedeckt in der Brotfabrik gestern Abend. Die Bühne sah eher aus wie ein großes Wohnzimmer bei einem Get Together von Freunden, die sich zum Essen und gemeinsamen Musizieren treffen. Aber die großen Rotweingläser waren nicht wirklich zum Trinken gedacht, auch sie dienten - mit Spezialmikrofonen verstärkt - der Klangerzeugung. Denn die vier Damen von Amiina, ursprünglich ein klassisches Streichquartett, das u.a. Sigur Rós auf Tournee begleitete, gibt sich längst nicht mehr damit zufrieden, mit zwei Geigen, Bratsche und Cello die Popmusik um einen neue, nordische kammermusikalische Variante zu erweitern. Hier geht es um mehr, um singende Sägen, Geräusche aus Apple Powerbooks, schräge Keyboardsounds, Marimba und und und... Wer wollte, konnte schon bevor die Musik einsetzte auf Entdeckungsreise gehen und mit den Augen über die randvolle Bühne wandern.


Was aber machen María Huld Markan Sigfúsdóttir (Violine), Hildur Ársælsdóttir (Violine), Edda Rún Ólafsdóttir (Viola) und Sólrún Sumarliðadóttir (Cello), deren Album „Kurr“ als aktuelles Beispiel von "spooky music" aus Island veröffentlicht wurde, für einen Sound? Schwer zu beschreiben... erst mal startet das Konzert mit Geräuschen, mit Knistern in den Boxen, das immer lauter wird und eine ungeduldige Frau im Publikum zum auffordernden Klatschen verleitet. Als kämen dann die Musikerinnen früher auf die Bühne und würden auf ihre "Dramaturgie" verzichten. Es sind auf alle Fälle Kompositionen, die - egal wie simpel sie gestrickt sein mögen - subtil und komplex zugleich sind und vom Publikum Aufmerksamkeit erwarten wie ein klassisches Kammermusikkonzert. Da dass Menschen zunehmend schwerer fällt, geht die Konzentration wegen ständigen Schwätzens einzelner Konzertbesucher schnell flöten und der Genuss ist nur noch ein eingeschränkter. Denn eigentlich ist Amiina-Musik wie eine Meditation - man muss sich drauf einlassen, reinfallen lassen und kann dann die Klangwelten wie den eisblauen Himmel auf Island genießen. Und dann ist es auch schnurzpiepegal, ob man das als Klassik hört, als Folk, als Electronica, Experimental Pop. Bei myspace fehlt übrigens jeder Bezeichnung. Da steht nur "andere". Und anders ist es allemal.


TEXT/FOTO: DETLEF KINSLER


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