Selten hat man bei der Eröffnungsfeier einer Buchmesse eine derart ironische und selbstironische Rede gehört wie Quim Monzó sie am vergangenen Dienstag gehalten hat. Nicht anders war es gestern Abend auch bei seiner Lesung in der Romanfabrik. Dort stellte er zusammen mit seiner deutschen Übersetzerin und einer Simultanübersetzerin einige seiner berüchtigten Kurzgeschichten vor. Keine von ihnen ist länger als acht Seiten und jede sprüht nur so von grotesken und fast surrealen Elementen.
Als Neunjähriger schon habe er Dostojewski und Kafka verschlungen, so Monzó. Dies war umso schwieriger, da er in einer Zeit der Zensur aufgewachsen sei. Man wird den Eindruck nicht los, dass seine Geschichten in ihrer Härte und Realitätsverweigerung eine Verarbeitung dieser Kindheitserlebnisse sind. Manchmal ist dies schwer auszuhalten, so zum Beispiel, wenn sie vor Gewalt geradezu strotzen, selbst wenn dies immer wieder ironisch gebrochen wird. In seinen besten Geschichten ist er dafür derart originell, zugleich realistisch und metaphysisch, dass es dem Leser/Zuhörer einfach Glückserlebnisse entlocken muss.
Nach der Lesung setzte sich Monzó etwa zehn Minuten lang mit seinen literarischen Vorbildern auseinander. Ob Südamerika, Westeuropa – bei keinem Land gingen ihm die Namen aus. Gefragt, wie er selbst zu seinen Geschichten kommt, holte der Meister mit den Händen aus, dachte kurz nach und sagte dann, er wisse es nicht genau. Aber seine Geschichten seien einfach da, er lebe in ihnen. „Die Hauptsache ist für mich zu schreiben, zu schreiben, ohne Pause zu schreiben.“
Sämtliche Erzählungen Monzós sind in der Frankfurter Verlagsanstalt unter dem Titel „Hundert Geschichten“ erschienen.