Als Gast präsentiert Manon de Boer ihren Kurzfilm TWO TIMES 4'33 (NL 2008) am heutigen Mittwoch, 5. März (20 Uhr) im Deutschen Filmmuseum. Die Vorstellung findet in Kooperation mit dem Frankfurter Kunstverein statt, bei dem bis 24. April eine Ausstellung der niederländerischen Avantgarde-Künstlerin zu sehen ist.
Die 1966 geborene Künstlerin beschäftigt sich in ihrem Werk - zu dem auch Film- und Videoarbeiten gehören - mit der Wahrnehmung von Zeit und dem Schreiben von Geschichte. Für sie ist Geschichte die Erfahrung eines beständigen Prozesses, in dem selektierte Erinnerungen in ganz bestimmter Weise in Beziehung gesetzt werden. Unter Verwendung der persönlichen Erzählung als Methode erkundet sie die Zusammenhänge zwischen Sprache, Zeit und dem Anspruch auf Wahrheit. In TWO TIMES 4'33 (2008), einer Anlehnung an die aus drei Sätzen der Stille bestehende Komposition 4'33 (1952) von John Cage, filmt die Künstlerin zwei Performances des gleichen Stückes ab. Während sie die erste Performance mit der Geräuschkulisse des Publikums vertont, zeigt sie die zweite ohne Ton in absoluter Stille.
Aufeinander folgend gezeigt, untersucht de Boer die veränderte Raumwirkung auf den Betrachter. Die Funktion von Erinnerung, die in der zweiten Performance bereits Einfluss auf die Wahrnehmung und Orientierung im Raum nimmt, spielt dabei eine ausschlaggebende Rolle. Zu ihrem eigenen Film hat sich Manon de Boer eines der wichtigsten feministischen Underground-Werke, den Zanzibar-Film DEUX FOIS (1968) von Jackie Raynal ausgesucht, die als junge Cutterin mit mehreren Filmemachern der Nouvelle Vague zusammenarbeitete. Über "Nicht-Bilder" und "Nicht-Geräusche" beginnt der Film mit Jackie Raynal, die alles beschreibt, was sogleich zu sehen ist und mit der Behauptung schließt: "Dieser Abend wird das Ende der Bedeutung markieren." Der Kritiker Serge Daney bezeichnete das Werk als "eine Dokumentation der Position des Betrachters im Raum".