Das Nachtflugverbot trifft die Frachtairline Lufthansa Cargo hart. Die Mitarbeiter wollen an diesem Dienstag streiken. Wir haben mit Betriebsratschef Ralf Müller über Ängste und Auswirkungen gesprochen.
Interview: Julia Lorenz /
JOURNAL FRANKFURT: Die Lufthansa Cargo-Mitarbeiter legen am heutigen Dienstag für 90 Minuten ihre Arbeit nieder. Warum streiken Sie, Herr Müller? Ralf Müller: Wir wollen uns eine Stimme verleihen. Man soll uns auch mal hören und nicht immer nur die Flughafenausbaugegner. Immerhin hängen unsere Arbeitsplätze auch von Flügen in der Nacht ab.
Was befürchten Sie? Bei einem strikten Nachtflugverbot könnten nicht nur bei Lufthansa Cargo, sondern auch bei den Speditionen mehrere tausend Arbeitsplätze wegfallen. Frankfurt ist der siebtgrößte Frachtflughafen der Welt und die globalisierten Märkte verlangen einen schnellen Transport. Das in Deutschland produzierte Insulin beispielsweise wird weltweit versandt. Es darf nicht lange lagern. So kommt es in Frankfurt an und wird sofort verladen, damit es nachts mit der Maschine zum Beispiel nach New York fliegen kann.
Das Bundesverwaltungsgericht hat das letzte Wort. Was passiert, wenn die Richter in Leipzig ein dauerhaftes Nachtflugverbot verhängen? Dann müssen wir schauen, wie Lufthansa Cargo reagiert. Wer weiß, ob dann überhaupt noch das geplante neue Verwaltungsgebäude realisiert wird und auch das neue Lufthansa Cargo Center wird wohl nicht so groß ausfallen. Außerdem haben wir fünf neue Frachter bestellt. Vielleicht werden diese dann gar nicht mehr von Frankfurt aus operieren, sondern von Leipzig. Aber am schlimmsten wäre es für uns, wenn sich das Unternehmen dazu entschließen würde, unseren Mix aus Passage und Frachter aufzugeben. Momentan transportieren wir 50 Prozent der Fracht in Passagiermaschinen und 50 Prozent in Frachtern. Man könnte sich dazu entscheiden, nur noch die Passagiermaschinen zu nutzen.
Das Mediationsverfahren hat sich auf ein Nachflugverbot mit Inbetriebnahme der neuen Nordwest-Landebahn geeinigt. Warum sollte es nun doch Ausnahmen geben? Das Mediationsverfahren muss man zugrunde legen. Man muss natürlich auch an die Anwohner in der Einflugschneise denken. Wir haben aber schon immer praktikable Nachtflugregelungen gefordert. Nicht jeder soll nachts unbegrenzt fliegen dürfen, sondern nur die Homecarrier, die hier ihre Basis haben. Lufthansa Cargo beschäftigt alleine in Frankfurt 2300 Bodenmitarbeiter, 400 Piloten und 1200 Dienstleister. Die 60 Nachtflüge, die es bisher gab, sind dabei gar nicht mehr notwendig. Für den Winterflugplan hatten wir etwa nur zehn Flüge pro Nacht geplant.