Das Medium Skulptur ist tot, es lebe die Fotografie? Dieser Eindruck stellte sich gestern Abend zur Eröffnung des 13. „Saisonstart“ Frankfurter Galerien ein. Über 43 Galeristen eröffneten gemeinsam Ausstellungen in der ganzen Stadt – vielfach konnte man mit den anwesenden Künstlern und den Galeristen gleich auf Tuchfühlung gehen und in ein Gespräch über die gezeigten Arbeiten einsteigen. Auffällig wenig skulpturale Werke sind in diesem Herbst vorzufinden. Entgegen des diesjährigen Kunstmessenschwerpunkts der „fine art fair frankfurt“ setzen die Galeristen auf zweidimensionale Formate. Erneut viel Malerei und erstmals wieder viel Fotografie erwartet die Besucher. Es lohnt sich nicht sofort mitten ins Kunstgeschehen – ins Galerienzentrum am Dom – zu stürzen. In der Offenbacher Landstraße 11-13 H (Sachsenhausen) etwa schwappt zuckersüß und rosé mit Collagebildern des jungen New Yorkers Trenton Duerksen eine Pop-Art-Welle nach Frankfurt. Neben niedlichen Katzen, die Duerksen nach Galeristin Kind (siehe Foto) aus den Katzenfutterkartons ausschneidet, bevölkern zugleich gezeichnete Comic-Helden die präzise gearbeiteten Collagen. Bjorn Melhus’ neuer Film „The Meadow“ bei Anita Beckers (Gallus) ist ebenfalls eine Hommage an die 50er-Jahre – explizit an das Genre der Psychokrimis, etwa „Rebel without a Cause“ (USA 1955). Melhus spielt wie stets alle Rollen selbst. Im stockfinsteren Projektraum entfaltet das Werk eine rätselhafte Faszination. Das Spalier bewaffneter, schwarz vermummter Frauenfiguren vor der Galerie U7 (Fahrgasse 17) verweist dagegen auf zeitgemäße Bildikonen, verbleibt aber zu sehr auf einer plakativen Ebene. Hier gibt es keinen Spielraum für Assoziationen, ganz offensichtlich sollen Lukman Ibrahims „Schwarze Madonnen“ den Passanten provozieren. Dann lieber reinschauen in die Galerie U7, wo im Ausstellungsraum Robert Speranza allerlei Seemannsgarn spinnt und uns mit einer gebastelten Installation, Fotografien und einem Film eine Auszeit von überschaubaren Motiven gönnt. Weder innovativ noch malerisch qualitativ ist die Flachware, die Ronnie Zimmermann in der Galerie Planet Vivid (Weckmarkt 1) zum Verkauf anbietet. Zimmermanns „Clown“ (Acryl auf Leinwand) kostet satte 1.500 Euro. Daher sei abschließend auf die jungen Fotokünstler verwiesen. Während die Galerie Maurer in der Fahrgasse handwerklich gut gemachte Fotografieserien von ausgewählten Studenten der Hochschule für Graphik und Buchkunst aus Leipzig zeigt, wird es in der L.A. Galerie am Dom experimenteller. Die langjährige FAZ-Fotografin Barbara Klemm informierte sich dort gestern Abend interessiert über den Fotonachwuchs. Besonders überzeugten konnten Cosima Hanebecks und Sandy Folz' Fotografien, von beiden Studentinnen wünscht man sich bald mehr zu sehen. Insgesamt liefert der 13. „Saisonstart“ den Kunstinteressenten ein sehr heterogenes Bild, wodurch der gemeinsame Auftritt seine Spannung behält. Noch bis Sonntag haben die Galerien von 11 bis 18 geöffnet.