Alon Meyer, Präsident von TuS Makkabi, spricht über Syrien-Rückkehrer Kreshnik B. Der wurde gerade zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Vor seinem Kampfeinsatz kickte der 20-Jährige für den jüdischen Verein.
Christina Weber /
Drei Jahre und neun Monate Jugendstrafe – so lautet das erste deutsche Urteil für einen Syrien-Rückkehrer. Kreshnik B., der Wurzeln im Kosovo hat und in Frankfurt lebte, wurde vergangene Woche vom Frankfurter Oberlandesgericht wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland verurteilt. Warum der 20-Jährige in den Heiligen Krieg zog und sich der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) anschloss, fragen sich wohl viele. Einer ist besonders schockiert, denn er kannte den Jugendlichen gut: Alon Meyer, Präsident des jüdischen Sportvereins TuS Makkabi.
Drei Jahre lang spielte Kreshnik B. hier in der Jugendmannschaft Fußball. „Der Schock war wirklich groß“, sagt Meyer. Denn er habe Kreshnik B. für einen netten, umgänglichen Jungen gehalten. Er kannte auch die Familie – der Vater half bei Spielen öfters beim Getränkeverkauf aus. „Man denkt ja immer, so etwas liegt am Umfeld. Aber das ist eine ganz normale und stabile Familie.“ Der Syrien-Kämpfer hatte auch selbst vor Gericht gesagt: „Der Entschluss kam von mir selbst, das hat nichts mit Leuten zu tun.“ Und in der Urteilsbegründung sprach der Richter von einem „vorbildlichen Verhalten“ der Familie. Denn sie konnten Kreshnik B. offenbar zur Heimkehr bewegen.
Warum der Jugendliche trotz stabilem Umfeld so empfänglich für die Botschaft der Terrormiliz IS war, ist unklar. „Ich habe es als meine Pflicht gesehen, nach Syrien zu gehen, um mich gegen die Unterdrückung und Tyrannei dort zu stellen“, sagte Kreshnik B. vor Gericht. Nach seiner Ausbildung habe er an drei Kampfeinsätzen der IS teilgenommen. „Dabei habe ich aber immer ganz hinten gestanden“, so der Dschihadist.
„Es ist wirklich unglaublich. Innerhalb von drei Jahren wurde dieser Junge radikalisiert, überzeugt nach Syrien zu gehen, wurde ausgebildet und hatte schon wieder die Schnauze voll“, resümiert Meyer. Für ihn unbegreiflich. Vor allem, da der Verein sehr darauf achte, wer Mitglied wird. Eine schlechte Umgangssprache oder Respektlosigkeit seien inakzeptabel. Jährlich weise TuS Makkabi rund 80 Jugendliche aus solchen Gründen ab. Dass dennoch ein Jugendlicher mit solchen radikalem Gedankengut bei ihnen trainieren konnte, hätte niemand für möglich gehalten.
In den vergangenen Jahren habe sich der Verein geöffnet, immer mehr Nicht-Juden trainieren hier. „In der ersten Schocksituation haben einige Stimmen in Betracht gezogen, diese Entwicklung wieder rückgängig zu machen“, so der Präsident. Diese Meinung sei aber die einer Minderheit. Der Großteil der Mitglieder lege viel Wert auf Offenheit, trotz des Risikos, das immer bleibt. „Wenn wir jetzt anfangen, uns besser zu schützen, nehmen wir ja wieder eine Sonderstellung ein. Es reicht doch, dass vor jeder jüdischen Schule Polizei stehen muss.“ Dennoch, so ganz kann Meyer das Gedankenspiel nicht lassen: „Kreshnik B. hätte hier sonst was zum Training oder zu Spielen mitbringen können ...“