Gestern eröffnete in Frankfurt ein gemeinsames Pädagogisches Zentrum des Jüdischen Museums und des Fritz Bauer Instituts. Damit entsteht eine bundesweit einzigartige Einrichtung. Das zentrale Anliegen ist, Juden und jüdisches Leben nicht immer wieder unter dem Gesichtspunkt der Verfolgung und des Antisemitismus anzuschauen. Ein gemeinsames pädagogisches Zentrum für jüdische Geschichte und Gegenwart auf der einen und Geschichte und Nachgeschichte des Holocaust auf der anderen Seite bietet die Chance, an der Unterscheidung zwischen Themen zu arbeiten, die in Deutschland fast immer mit dem Begriff Juden assoziiert werden.
Jasmin_Takim /
Beide Themenfelder bedürfen unterschiedlicher pädagogischer Vermittlungsangebote sowohl für Schüler als auch für Erwachsene. Die Erfahrungen und Angebote des Jüdischen Museums und des Fritz Bauer Instituts werden in dem neuen Zentrum fortgeführt. Fachlehrer für die Fächer Geschichte, Deutsch und Politik entwickeln für das neue Zentrum spezifische Angebote. Das Pädagogische Zentrum bietet regelmäßig Lehrerfortbildungen an und stellt neuartiges Unterrichtsmaterial bereit. Darüber hinaus ist es Anlaufstelle für Beratungen zur Vermittlung der Themen in schulischen und außerschulischen Bildungseinrichtungen.
Methodische Fragen der Vermittlung der Jüdischen Geschichte und des Holocaust in von Migration geprägten Lerngruppen sind ein Schwerpunkt der Fortbildungsangebote. Hierin besteht auch nach Auffassung von Kultusministerin Dorothea Henzler eine der zentralen Aufgaben des Geschichtsunterrichts heute: „Besonders wichtig scheint mir die Realisierung von Konzepten zu sein, die jüdische Geschichte und die Geschichte des Holocaust in Lerngruppen thematisieren, in denen Kinder und Jugendliche gemeinsam lernen, die oft ganz unterschiedliche familiäre Geschichten einbringen. Was interessiert Jugendliche, aber auch junge Lehrer, heute an der Geschichte der Frankfurter Judengasse oder des Nationalsozialismus? Hierauf müssen wir zeitgemäße Antworten finden.“
In Studientagen können schwierige Themen wie die Frage nach den Entscheidungen des Einzelnen in der Zeit des Holocaust ebenso behandelt werden wie kulturelle Informationen – beispielsweise die hervorgehobene Stellung des Essens im Judentum, die anschaulich vor Augen geführt wird.
Die Entstehung des Pädagogischen Zentrums basiert auf der Unterstützung des Hessischen Kultusministeriums. Es ermöglicht mit 3,5 Lehrerstellen für das neue Zentrum die konzentrierte Arbeit an dem breit gefächerten Angebot. Das entspricht etwa 163.000 € pro Jahr. Das Zentrum ist ein wichtiger Schritt in Richtung eines institutionellen Zusammenwachsens von Jüdischem Museum und Fritz Bauer Institut. Seinen festen Ort soll das Pädagogische Zentrum in dem geplanten Anbau des Jüdischen Museums erhalten, um so die räumliche Nähe zu Ausstellungen, Bibliothek und Archiv des Museums zu nutzen. Seine Arbeit nimmt das Pädagogische Zentrum jedoch ab sofort auf. Eine räumliche Übergangslösung soll in den kommenden Monaten im Institut für Stadtgeschichte geschaffen werden.