Joe Jackson in der Centralstation

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red /

Joe Jackson war bester Laune bei seinem Konzert in
der Centralstation, genoss sichtlich seinen ersten Gig in Darmstadt und freue sich über einen weiteren "Testlauf" einiger neuen Songs für ein Album, das er in Berlin produzieren wird. Nach der 25-Jahre-Jubiläums-Tour in der alten Quartettbesetzung von 1979, die Jackson auch vor ein paar Jahren in die Batschkapp führt, hat sich längst eine Triobesetzung mit seinem kongenialen Partner am Bass, Graham Maby, und dem Drummer der ersten Stunde, Dave Houghton, herauskristallisiert. So spielten sie auch schon im Frankfurter Hof in Mainz und so funktioniert das Ganze auch wunderbar, mehr als sophisticated Pop mit Jazz-, Latin- und Klassik-Touch denn als Rock´n´Roll. Einziger Wehrmuttropfen: der Gesang war nicht immer wirklich präsent und Houghton sollte endlich wieder auf ein akustisches Schlagzeug umsteigen, statt - dezent und ohne Seele - auf einem elektronischen Roland-Kit zu trommeln, wo nicht mehr die Becken echte Becken sind.


Wer sich aus so einem reichhaltigen Fundus an stilistisch unterschiedlichen, aber kompositorisch meist hochklassigen Songs bedienen kann, wird immer nur einen Querschnitt aus seinem ganzen Repertoire bieten können, das - je nach Zuhörer - auch nur bedingt repräsentativ sein kann. Da zeigt Jackson hinter seinem Flügel aber ein feines Gespür mit Highlights wie "Steppin' Out", "It's Different For Girls", "Another World" und auch ganz alten Gassenhauern wie "One More Time". Auch seiner Vorliebe, mal die eine oder andere Coverversion einzustreuen, kam er wieder nach, diesmal mit einer nicht wirklich ernst gemeinten Version von "I´m Looking Through You" von den Beatles und einen Duke Ellington-Klassiker.


Als "angry" und "romantic" bezeichnet Joe einen seinen Songs und traf damit sicherlich den Charakter einiger seiner Songs wobei es ihn noch immer wundert (wirklich?), dass die Wahrnehmung vieler seiner Stücke durch das Publikum eher "traurig" sei. "Man kann sie wohl alle positiv wie negativ sehen", witzelte er, " und letztlich hängt´s vom Charakter des Zuhörers ab... Wenn einer eben ,miserable´ wäre..." - keine Chance. Jackson selber ist es jedenfalls nicht mehr. Er ist nicht mehr der Zyniker von früher, geradezu kommunikativ in den letzten Jahren, aber immer noch einer, der auch wunderbare traurige Songs schreiben kann, die aber dennoch Kraft und auch einen Rest Wut haben bei aller Melancholie, so als wolle er sich selber immer wieder aufrütteln. Denn die Welt kann man schließlich nicht wirklich mit Songs verändern. Neben seinem solo gespielten "Solo" (oder so low), einem Lied über die Vor- und Nachteiles eines Singledaseins, war sein "Slow Song" zum Schluss des Konzertes das absolute Highlight unter vielen kleinen Höhepunkten.


TEXT/BILD: DETLEF KINSLEF


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