Frankfurt, Deine Türme. Ein weiteres Exemplar entsteht zur Zeit am Flughafen, doch anders als seine vielen Artgenossen in der Stadt, die ehrgeizig darum wetteifern, aufzufallen, herauszuragen aus dem Dächermeer und alle anderen an Größe und Bedeutung zu übertreffen, hält dieser sich bedeckt. Äußerlich zumindest. Gerade mal 70 Meter wird er am Ende messen, aber in seiner künftigen Bedeutung für die Region wird er manchen Wolkenkratzer in der City sicher übertreffen. Und seinen Namen, den andere hohe Gebäude ebenfalls so gern für sich beanspruchen, den trägt nur er zu Recht. Denn es gibt zwar viele Türme in der Stadt, aber eben nur einen "Tower". Und dieser wird zurzeit auf dem Flughafengelände ne u gebaut - in der Geschichte des Frankfurter Flughafens geschieht dies jetzt bereits zum vierten Mal. Der entscheidende Grund, warum sich die Bauherrin Deutsche Flugsicherung (DFS) zu diesem 29 Millionen teuren Vorhaben entschlossen hat, ist der geplante Flughafenausbau. Denn die neue Nordwest-Landebahn, die voraussichtlich Ende 2011 fertig gestellt sein wird, wäre von dem jetzigen Kontrollturm aus gar nicht einsehbar. Die Fluglotsen im Tower aber beobachten die Flugzeuge vor allem mit den Augen. "Der Umzug bietet uns zugleich die Chance, unsere technischen Systeme zu modernisieren", erläutert Breuer. Denn während im alten Tower der Betrieb unvermindert weitergeht, wird im künftigen Domizil die neueste Flugsicherungs-Technologie mit Elementen aus dem DFS-eigenen Softwarehaus installiert. Die große logistische Herausforderung wird jedoch darin bestehen, das Personal auf die neuen Systeme zu schulen und gleichzeitig die Arbeitsschichten rund um die Uhr in ausreichender Personalstärke zu besetzen. Denn unermüdlich starten und landen die Flugzeuge auf dem Frankfurter Flughafen, 83 sind es pro Stunde in der Kernzeit zwischen 14 und 22 Uhr. Mit der neuen Nord-West-Bahn soll die stündliche Flugbewegung sogar auf 120 gesteigert werden. Der äußeren Gestalt des künftigen Towers liegt die Idee zugrunde, ein Ensemble einzelner Module wie Fuß, Schaft, Container und Kanzel zu entwerfen, die dann beliebig modifiziert und kombiniert werden können. So befinden sich die Abteilungen Technik und Verwaltung im Sockel, die Container, die frei am Schaft zu schweben scheinen, beherbergen die Klima- und Rechneranlagen. Und von hoch oben, in der verglasten Kanzel, überblicken die Lotsen das Geschehen auf dem Vorfeld und den Start- und Landebahnen. Im künftigen Tower wird es unterhalb der Kanzel einen weiteres "Zimmer mit Aussicht" geben. Das ist der Raum für besondere Vorkommnisse, der auch als Krisenzentrum genutzt werden kann: "Und wenn der US-Präsident uns besuchen kommt, kann die CIA von hier aus der Airforce 1 beim Landen zuschauen", erläutert Breuer. Im September wurde Richtfest gefeiert, im Juni, so rechnet Breuer, dürften die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Aber die technische Ausstattung und Inneneinrichtung wird ein weiteres Jahr dauern, so dass die Eröffnung erst für Juli 2011 geplant ist.