Ihr seid nicht im Recall!

Deutschland sucht ... niemanden

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Hunderte Menschen kamen zum 26. Vor-Casting von „Deutschland sucht den Superstar“. Doch die aussichtsreichsten Kandidaten wurden von RTL bereits ausgewählt. „Keiner hier hat eine reelle Chance“, sagt ein Insider.

Miriam Mandryk /

Die Schlange reicht von der Konstablerwache fast bis zum Brockhaus-Brunnen. Hunderte Gesangstalente oder solche, die von sich behaupten, ein solches zu sein, stehen Schlange vor dem riesigen Truck. Allesamt warten sie darauf, Zugang zu der kleinen Video-Box zu bekommen und ihre Songs zu schmettern. Während bei einigen von ihnen von vornherein deutlich erkennbar ist, dass sie diesen Auftritt nicht besonders ernst nehmen und sich lediglich einen Jux daraus machen, in schrägen Outfits ihre noch schrägeren Lieder zu performen und es damit vielleicht in den Abspann der Sendung zu schaffen, hofft der Großteil der Wartenden darauf, entdeckt zu werden.

„Es ist schon immer mein Traum, vor großem Publikum aufzutreten und mit meiner Musik berühmt zu werden“, sagt die 16-jährige Anna, die mit ihrer Mutter zum Casting angereist ist. Jeder der Casting-Teilnehmer füllt vor dem Betreten des Trucks ein Formular aus, gibt Name, Anschrift und Telefonnummer an und erklärt sich mit der Unterschrift dazu bereit, jegliche Rechte an Bild- und Tonmaterial abzutreten und – für den Fall, dass er oder sie weiterkommt – alle Kosten, die für Anfahrt, Übernachtung und Verpflegung am Ort des Recalls anfallen, selbst zu tragen. Die Bewerber füllen fleißig die Formulare aus, ohne das Kleingedruckte zu lesen und sich Gedanken darüber zu machen, was ihre Unterschrift für Folgen haben könnte. Sie unterschreiben blind in der Hoffnung auf den schnellen Ruhm.

Einige von ihnen jedoch haben sich schon vorher für das Casting in Frankfurt angemeldet, andere, und jetzt wird es spannend, wurden zum Casting eingeladen. Auf die Frage, wie denn RTL auf sie aufmerksam wurde, erzählen sie uns, sie seien über Künstleragenturen, bei denen sie unter Vertrag stehen, angefragt und gebucht worden. Interessant, denn jeder, der sich hier vor Ort anmeldet, gelobt mit seiner Unterschrift, aktuell keinen Management-, Merchandising- oder Künstlerexklusivvertrag abgeschlossen zu haben.

Der größte Teil der Kandidaten für die neue DSDS-Staffel steht demnach bereits fest - was der Sender bestreitet. Doch die Musiker vor Ort sagen, dass für die kommende Staffel für fast jedes Musik-Genre, von Schlager über Rap und Pop, bis hin zur Klassik, Künstler engagiert worden seien. „Da sind 20 wirklich richtig gute Leute dabei“, erfahren wir. Muss auch, denn am kommenden Freitag wird es bereits einen Recall-Dreh in Berlin geben und schon in zwei Wochen fahren die Kandidaten auf die Malediven, wo die weiteren Recalls abgedreht werden, aus denen dann die Kandidaten für die großen Motto-Shows hervorgehen. Die Tickets, heißt es, seien schon gebucht. „Keiner von denen, die hier stehen, hat tatsächlich eine reelle Chance, in eine der Sendungen zu kommen“, verrät uns ein Musiker, der seinen Namen in diesem Zusammenhang keinesfalls genannt wissen will.

Während die unwissenden Bewerber, die im Regen an der Konsti ausharren, Formulare ausfüllen, die Haare zurecht rücken und die Stimme ölen, stehen jene, die bereits gesetzt sind, parat und werden hofiert. Sie müssen sich nicht in die Wartenden einreihen, sind die ersten, die im Truck verschwinden und aufgezeichnet werden und diejenigen, die außerhalb jeglicher Konkurrenz vor die kleine Kamera treten, denn sie haben die Katze ja bereits im Sack – und das größtenteils auch ohne DSDS.

Was aber ist dann der Sinn des Casting-Trucks? Ein ganzes Team reist quer durch die Republik, macht seit Anfang August noch bis zum 1. Oktober Station in rund 30 Städten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das ist eine prima Werbung für die Sendung, die zuletzt keine Traumquoten mehr einfahren konnte. Und es sorgt für genug Material, um das Publikum bei der Stange zu halten. Überhaupt überlässt RTL nichts mehr dem Zufall. „Nicht einmal die Songs darf man selbst auswählen. Die werden von der Produktion bestimmt, damit auch jeder Songs singt, die zu ihm passen. Damit wollen sie die Qualität der Sendung steigern und wieder ein bisschen mehr Niveau reinbringen“, wird uns zugetragen.


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