Wer bedauert schon einen Boom? Wolfgang Gern tut dies. Der Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks in Hessen und Nassau (DWHN) bedauert nämlich zum heutigen bundesweiten Tafeltag den „Gründungsboom“ neuer Tafeln. Diese seien notwendig um Menschen, die mit ihrem Regelsatz nicht auskämen, zu unterstützen, wären aber auch ein Skandal, da sie ein Zeichen für die wachsende Armut in unserem Land seien.
„Sozialpolitisch kann es nicht unser Ziel sein, Zwei-Klassen-Einkaufswelten zu schaffen, in denen Menschen mit geringem Einkommen separiert werden“, so Gern. Und weiter: „Der Regelsatz der Sozialleistungen muss mindestens für den Einkauf bei einem Discounter ausreichen. Und er muss genauso den Betrag für ein gesundes Mittagessen in der Schule abdecken.“
Die Kinderarmut müsse schnell beseitigt werden. Gern schlägt eine bessere Betreuung und Ganztagsschulen mit warmen Mittagstisch vor. Außerdem müsse das Existenzminimum beim Kinderregelsatz von Hartz IV neu definiert werden und um mindestens 20 Prozent steigen.
Text: Anna Wulffert, Foto (Archiv): Harald Schröder