Am Freitag rief die Klimaschutzbewegung Fridays for Future zu einem weltweiten Aktionstag auf. In Frankfurt starteten Kundgebungen am Römer, an der Hauptwache sowie vor dem Opernplatz. Dabei ging es längst nicht mehr nur um Klimaschutz.
Sina Eichhorn /
„Eure Normalität ist ein Kohleausstieg 2038. Eure Normalität ist ein brennendes Lager auf Moria, eure Normalität sind Sexismus und das Patriarchat!“ So ruft es Rosa, Anhängerin der Klimaschutzbewegung, am Freitagmittag von der Bühne an der Hauptwache. Rund 200 Menschen hatten sich dort versammelt, um gemeinsam am Weltklimastreik teilzunehmen. Doch die Worte der Sprecherin zeigen: Längst ist der Klimaschutz nicht mehr das einzige Thema der jungen Bewegung. All das, so erklärt sie, seien Themen, die nicht getrennt betrachtet werden könnten; all das seien Themen, die nur zusammengedacht zu einer lebenswerteren Welt für alle führen könnten. „System Change“ heißt es auf einem der Plakate.
Mehrere Redebeiträge folgten; neben dem Glockengeläut der Katharinenkirche sorgte ein einzelner Teilnehmer, der Flugblätter mit verschwörungsähnlichen Theorien verteilte, für eine kurze Unterbrechung. Er wurde mit den Worten, man sei keine Plattform für jene Theorien, gebeten, die Kundgebung zu verlassen.
Zeitgleich spielte sich am Römer und am Opernplatz ein ähnliches Szenario ab: Die Veranstaltenden hatten im Vorfeld die Demonstration auf drei Orte aufgesplittet, um die Menge an Teilnehmenden auf diese Weise zu entzerren und zu gewährleisten, dass der geforderte Mindestabstand besser eingehalten werden konnte. Am Opernplatz hatten sich nach Angaben der Polizei vor Ort zunächst rund 350 bis 400 Protestierende eingefunden; eine Menge so divers wie ihre Schilder. So standen Anhängerinnen und Anhänger von Scientists for Future nebst Atomkraft- und Fluglärm-Gegnerinnen und -Gegnern; Vertreterinnen der „Omas gegen Rechts“ waren ebenso vor Ort, genauso wie die Gruppen „Beheard Frankfurt“ und „Yallah yallah migrantifa“. Letztere forderten unter anderem auf ihren Plakaten: „Lasst uns gemeinsam das rassistische System zu Fall bringen“. „Klima, Kapitalismus und Rassismus – wir dürfen Kämpfe nicht nur zusammen denken, sondern müssen sie auch gemeinsam angehen“, rief auch hier eine Sprecherin – dieses Mal von der Initiative Beheard – zur Solidarität untereinander auf.
Nach mehreren Redebeiträgen formierten sich die Protestierenden gegen halb zwei zu einem Zug, um gemeinsam über die Taunusanlage vorbei am Willy-Brandt-Platz bis hin zur Alten Brücke zu laufen. Zu diesem Zeitpunkt war die Zahl der Teilnehmenden laut Polizei auf rund 700 Personen gestiegen. Parallel zum Opern-Zug hatten sich auch die beiden anderen Kundgebungen auf den Weg gemacht: Der Zug der Hauptwache endete auf der Ignatz-Bubis-Brücke, die Römerdemonstration am Sachsenhäusener Ufer. So bildeten die Gruppierungen quasi ein Dreieck und blieben jeweils in Sichtweite. Auch hier folgten weitere Redebeiträge an den jeweiligen Standorten, große Banner mit Aufschriften wie „Eure Normalität ist unsere Krise“ wurden an den Brücken aufgehängt.
Im Laufe der Veranstaltung nahmen immer mehr Protestierende teil. Die Polizei schätzt die Teilnehmerzahl in Frankfurt auf insgesamt 2 300. Auch in anderen hessischen Städten wie Marburg, Wiesbaden und Darmstadt gingen Demonstrierende auf die Straßen. In Kassel sollen es rund 1200, in Wiesbaden und Darmstadt jeweils 400 bis 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gewesen sein.
Geboren 1994 in Gelnhausen. Nach einem Studium der Germanistik an der Justus-Liebig-Universität Gießen seit Oktober 2018 beim Journal Frankfurt. Zunächst als Redakteurin, seit 2021 Chefin vom Dienst.