Manchmal wird Mut belohnt. Denn es es war so richtig wie gut, mit der Präsentation des neuen Albums "Smile" in die Brotfabrik nach Hausen zu gehen, auch ohne zu wissen, würden die alten Fans an die Peripherie der Stadt folgen, kommt typisches Brotfabrik-Klientel zu einem Quasi- und-doch-nicht-wirklich-Jazzkonzert und werden überhaupt genügend Leute kommen, um den Saal bei Fragile zu füllen.
Denn "Polarity", das Album davor, feierte noch CD-Rauskommfeier im Stalburg Theater. Das wäre bei mehr als 150 Besuchern aus allen Nähten geplatzt. Und auch die große Besetzung des Ursprungsduos um Petra Woisetschläger (Gesang, Piano) und Udo Betz (Kontra- und E-Bass) mit Markus Wessel (Orgel), Dirko Juchem (sämtliche Blasinstrumente) und Thorsten Larbig (Klavier) hätte nicht auf die Bühne in der Glauburgstraße gepasst, mal ganz abgesehen davon, dass die Lautstärke des Quintett die Nachbarn direkt hinter der Bühnenwand sicher sofort auf den Plan gerufen hätte. Von daher: alles richtig gemacht!
Fragil war an diesem Abend nichts mehr bei Fragile. Angekündigt mit Stripped-to-the-Bone, ja beinah skelettierten Coverversionen von Jazzstandards und Pophits, dachte man zunächst, die große Besetzung könnte dem ursprünglichen Konzept zumindest ein wenig zuwider laufen. Aber mitnichten: denn auch mehr Instrumente können wenig, dafür auf den Punkt spielen und Töne akzentuiert wie dramaturgisch wertvoll setzen. Auch waren alle Fünf selten gleichzeitig auf der Bühne und allein dieser ständige Musikerwechsel sorgte für Abwechslung und zusätzliche Dynamik. Beklatscht wurden nicht nur die Songs (Ansage Betz: "Und nun ein Stück, das sie alle kennen, wenn sie es erkennen...") von Gershwin und Chaplin über Robert Johnson und Van Morrsion bis Genesis, Peter Gabriel und Prince (wunderbar verbunden mit Rachmaninoff), sondern genauso die subtilen wie spannenden Neu-Arrangements sowie die virtuose Interpretation, instrumental wie gesanglich. Und klar - auch wenn man sich dei Reduktion auf die Fahnen geschrieben hat: wenn solche Musikercracks gemeinsam auf der Bühne stehen, muss zwangsläufig auch die Post abgehen, wollen sie alle zusammen mal richtig los - und sich auch ausspielen und da darf das Ganze - schließlich wollen wir nicht päpstlicher als der Papst sein - dann auch richtig "fett" klingen.