Flughafen: Pro und Contra (letzter Teil)

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red /

Sachsenhausen
Christel Karesch, Vorsitzende des Vereins Bürgeraktion PRO Flughafen, wohnt in Sachsenhausen

„Dass ich in Sachsenhausen wohne und für den Flughafenausbau bin, ist für mich kein Widerspruch. Ich kann wirklich mitreden. Von unserer Terrasse aus können wir den Piloten beim Landeanflug ins Gesicht schauen. Wenn nachts ein Flieger kommt werde ich persönlich allerdings nicht wach. Ich will das Problem der Lärmbelästigung nicht wegreden, jeder empfindet das anders. Es mag auch sein, dass die Situation durch den Ausbau noch schlechter wird. Allerdings finde ich es heutzutage wichtiger, dass die Menschen Arbeit haben. Der Flughafen ist nachweislich der Wirtschaftsmotor im Rhein-Main-Gebiet. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass 40.000 neue Arbeitsplätze in der Region entstehen. Ich glaube nicht, dass der Anti-Lärm-Pakt gescheitert ist. Allerdings ist es ein Geben und Nehmen. Ich teile die Auffassung von Wirtschaftminister Rhiel, dass der Planfeststellungsbeschluss gescheitert wäre, wenn man auf dem Nachtflugverbot beharrt hätte. Der Flughafen wird nicht im wert- und rechtsfreien Raum betrieben. Man muss sich an internationale und nationale Vorgaben halten. Die Mediation kann nicht fordern, was nicht rechtens ist. Dass man die Auslegung des Nachtflugverbots nicht bis ins letzte Wort deutlich gemacht hat, ist ein bedauerliches Missverständnis. Aber ich glaube nicht an eine bewusste Täuschung seitens der Landesregierung. Es kann doch auch niemand ernsthaft so blauäugig gewesen sein, an ein striktes Verbot ohne Ausnahmen zu glauben.“

Contra
Ursula Fechter, vertritt als Stadträtin die FlughafenAusbauGegner (FAG) im Magistrat und ist Sprecherin der Bürgerinitiative Sachsenhausen gegen den Flughafenausbau

„Ich habe mir die Pressekonferenz zur Vorstellung des Planfeststellungsbeschlusses angetan. Wirtschaftsminister Alois Rhiel (CDU) hat nach 45 Minuten zum ersten Mal das Wort „Lärm“ in den Mund genommen. Meiner Ansicht nach war das von Anfang an ein politisch gewollter Beschluss, der noch schnell vor der Landtagswahl durchgepaukt werden sollte. Geradezu zynisch war seine gönnerhafte Bemerkung, dass die Offenlegung des Beschlusses erst Anfang Januar stattfinde, weil man die Anwälte und Kläger nicht über Weihnachten belasten wollte. Die Wahrheit ist, dass auf diese Weise die vierwöchige Klagefrist erst nach der Wahl abläuft. Auch die angekündigten Ausnahmen vom Nachtflugverbot sind völliger Blödsinn. 17 Flüge werden keinen Bestand haben, die Gesellschaften werden auf mehr klagen. Bezeichnender Weise war von der Lufthansa niemand bei der Pressekonferenz anwesend. Wir wohnen seit 1973 in Sachsenhausen. Zwei Straßen von unserem Haus entfernt fliegen die Flugzeuge in 600 Metern Höhe über die Häuser. Nachts werde ich regelmäßig zwischen vier und fünf Uhr wach. Nach dem Ausbau wird es nicht mehr möglich sein, dort zu leben. Die Wertminderung von Immobilien beträgt 30 Prozent. Junge Familien, die sich beim Kauf eines Hauses verschuldet haben, können gar nicht anders als dort wohnen zu bleiben. Wenn der Planfeststellungsbeschluss in dieser Form umgesetzt wird, werden wir sicherlich umziehen. Als Sprecherin der Bürgerinitiative sehe ich aber gute Chancen, den Beschluss bei Gericht noch zu kippen. Dass die Politik Ausnahmen beim Nachtflugverbot zur juristischen Absicherung eingeräumt hat, ist vorauseilender Gehorsam oder Selbstmord aus Angst vor dem Tod. Unsere Initiative wird mit vier oder fünf Musterklagen vor Gericht ziehen. Wir haben einen Rechtshilfe-Fonds eingerichtet und verfügen über ein gutes finanzielles Polster. Unser Ansatzpunkt sind die gesundheitlichen Schäden, die durch den Fluglärm verursacht werden. Der BUND wird wegen der Umweltzerstörung klagen. Die dritte Säule bilden die Kommunen, die wegen ihrer Entwicklungseinschränkungen klage erheben wollen.“


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