EDITORIAL 09/2019 JOURNAL FRANKFURT

Abschiede und Veränderungen

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Am heutigen Donnerstag erscheint die September-Ausgabe des JOURNAL FRANKFURT. In ihrem Editorial schreibt Chefredakteurin Ronja Merkel, warum diese Ausgabe des Journals nach fast 30 Jahren erstmals wirklich eine andere ist.

Ronja Merkel /

Ja, ich weiß, als Chefredakteurin eines Stadtmagazins sollte man die Stadt in- und auswendig kennen. Aber ich muss gestehen, dass es in Frankfurt noch ein paar wenige Ecken gibt, in denen ich mich so gar nicht auskenne. Dazu gehört auch Alt-Sachsenhausen. Bis auf zwei, drei Abendessen im Lorsbacher-Thal und im Mommona ist dieses Viertel Neuland für mich. In der Redaktion wurde lebhaft darüber diskutiert, ob das nun für oder gegen mich spricht. Mit Altsachs habe ich bisher vor allem besoffenes Gepöbel verbunden. Frankfurter Ballermann eben. Doch einige Menschen im Viertel kämpfen sehr engagiert gegen das schlechte Image. Ob ihre Bemühungen fruchtbar sind, haben wir in der Titelgeschichte aufgeschrieben.

Um beim schlechten Image zu bleiben: Damit hat derzeit auch die hessische Polizei zu kämpfen. Gegen 28 Beamte und Beamtinnen wird aktuell wegen Rechtsextremismusverdachts ermittelt. Seinen Anfang nahm der größte Skandal in der jüngeren Polizeigeschichte mit an die Frankfurter Anwältin Seda Basay-Yildiz adressierten und mit NSU 2.0 unterschriebenen Drohschreiben. Hinzu kommen rechtsradikale Chats und Vorwürfe, die Polizei missbrauche ihr Gewaltmonopol. Die Polizei wiederum beklagt, dass der Job immer härter werde und das Klientel zunehmend den Respekt vor der Uniform verliere. Die Institution Polizei hadert mit ihrem Selbstverständnis. Eine Bestandsanalyse finden Sie in diesem Heft.

Abschließend noch etwas Persönliches, das vor allem an unsere langjährigen Leserinnen und Leser gerichtet ist: Die Ausgabe, die Sie gerade in den Händen halten, ist vermutlich die erste, an der Rainer Terkowsky nicht mitgearbeitet hat. Rainer war von Anfang an als Teil des Grafik-Teams dabei. Schon bevor das erste JOURNAL FRANKFURT aus der Druckpresse kam, wirkte er bei unserem Vorgänger-Magazin Auftritt mit. Am 11. August ist Rainer von uns gegangen, sein Verlust trifft den gesamten Verlag schmerzlich. Rainer war stets der Kitt, der alles zusammenhielt. Je kleiner die Kreise wurden, die Rainer um unsere Schreibtische zog, desto näher rückte der Drucktermin. Und was die Redakteurinnen und Redakteure vergaßen, hat Rainer mit stiller Selbstverständlichkeit erledigt. Nicht so bei diesem Heft. Das JOURNAL, das Sie heute in den Händen halten, ist nach fast 30 Jahren erstmals wirklich ein anderes. Es ist ein JOURNAL ohne Rainer Terkowsky. Und wir vermissen ihn sehr.


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