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Neues von der Altstadt

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Es geht voran mit dem Herzen Frankfurts. Die Dom-Römer GmbH informierte gestern über den aktuellen Zeitplan für die Bebauung, das geplante Stadthaus sowie über die genauen Nutzungen der zukünftigen Gebäude.

Nicole Brevoord /

Es wird alles plattgemacht. Das steht fest. Noch in diesem Jahr erfolgt der Abbruch der restlichen Tiefgarage, die eine verbliebene Etage des Technischen Rathauses wird auch eingeebnet und noch im Laufe des Jahres soll das Niveau des einstigen Krönungsweges zwischen Dom und Römer wieder erreicht werden, berichtet Michael Guntersdorf, Geschäftsführer der DomRömer GmbH. „2012 kann dann mit dem Wiederaufbau oder eben dem Neubau begonnen werden“, verspricht Guntersdorf. Dass die Stadtverordnetenversammlung Ende Februar mit großer Mehrheit entschieden hat, den Stadthaus-Entwurf der Arbeitsgemeinschaft "Meurer Architekten Stadtplaner Ingenieure" mit "cba architectes, Frankfurt/Luxemburg" verwirklichen zu lassen, ist für ihn ein Schritt in die richtige Richtung. „Dieser Konsens mit der Politik über das Stadthaus ist sehr wichtig, weil davon zwei der bedeutendsten Gebäude der Altstadt abhängen: Das Rote Haus und die Goldene Waage und unten drunter die Keimzelle der Stadt, der Archäologische Garten.“ Ab Frühjahr 2012 soll es dann laut Guntersdorf spannend werden, dann könne man das Stadthaus, für das es ein Budget von 8 Millionen Euro gibt, in Angriff nehmen.

Es gibt auch schon Pläne, wie der Archäologische Garten inszeniert wird. Tagsüber sollen die historischen Gemäuer erlebbar und begehbar, ja vielleicht mit Animationen, Projektionen auf den Wandflächen und Vitrinen ausgestaltet sein, um seiner Bedeutung für die Geschichte Frankfurts noch gerechter zu werden, sagt Michael Feisthauer, planender Architekt für das Stadthaus am Markt. Für die Gestaltung des Archäologischen Gartens kann nun auch eine Spende verwendet werden, die kommt von American Express. Das seit 1947 mit Frankfurt verbundene Finanzunternehmen gibt 67 000 Euro dazu. „Good Citizenship“ nennt sich das. Man wolle der Gesellschaft etwas zurückgeben, sagt Werner Decker, Deutschlandchef von American Express. Wie das nette Sümmchen genau zum Einsatz kommt, wird sich zeigen. Zum Bau des Stadthauses äußerte sich auch der zuständige Architekt.

Thomas Meurer versicherte: „Das Stadthaus soll sich in das Ensemble der Altstadt einfügen.“ Der Übergang zwischen alt und neu solle fließend sein. Positiv für die Planung sei, dass man davon ausgehen könne, dass der „Tisch“ vor der Schirn als auch der Fluchtweg als planbare Bebauungsfläche zur Verfügung stehen. Ungefähr dort solle ja auch das Rote Haus wieder auferstehen, welches eine Besonderheit aufweist, die die Planer derzeit beschäftige. Das Gebäude steht auf Pfeilern, es hat quasi kein Erdgeschoss, sondern dient als Durchgang. „Eine komplette Rekonstruktion des alten Zustands kann das nicht werden, weil wir ja die Schirn nicht wegsprengen können“, so Meurer. Ebenso räumte Meurer mit dem Mythos auf, dass man großartige Blickachsen zum Dom haben werde. (Derzeit läuft eine Petition für den Erhalt der freien Sicht auf den Dom unter www.sos-dompanorama.de). Die gab es früher, wie man anhand von Schwarz-Weiß-Abbildungen sieht, auch kaum, wie in den meisten mittelalterlichen Städten, dennoch ergäben sich mancherorts dann ganz überraschende Blicke auf wichtige Bauwerke und die Altstadtatmosphäre solle auf jeden Fall auch mit dem Stadthaus gewahrt sein.

Die Altstadt heftet sich auch der Planungsdezernent und Stadtrat Edwin Schwarz ans Revers. „Wenn’s mich nicht gegeben hätte, säßen wir heute nicht zusammen. Gegen den politischen Widerstand habe ich durchgesetzt, dass das Technische Rathaus abgerissen wird. Damit haben wir den Eintritt geschafft in die historische Bebauung. Ich habe auch verhindert, dass die Stadt den Betonklotz des Technischen Rathauses durch einen Hotelklotz ersetzt. Ein wenig Wahlkampf und Legendenbildung schwang in diesen Äußerungen schon mit, außerdem will man die Freunde der Altstadt an seiner Seite wissen.

Diese wiederum dürften sich an manchen Tatsachen, die Michael Guntersdorf vorbrachte, weniger erfreuen. 206 Interessenten gebe es, die meisten seien an Eigentumswohnungen interessiert. Mehr als 17 Rekonstruktionen seien unrealistisch. „Ich bin froh, wenn wir die Zahl erreichen.“ Schon allein, weil nicht von allen Gebäuden ausreichend Pläne für eine Rekonstruktionen vorhanden seien. „Die Häuser sollen außerdem ja auch bewohnbar sein. Wir wollen ein lebendiges Stadtquartier haben, keinen Hessenpark“. Ferner solle man auch in dem neuen Viertel die Stadtentwicklung ablesen können.“ Auch wenn die Altstadtfreunde vor kurzem noch behauptet hatten, annähernd 60 Investoren für Rekonstruktionen gefunden zu haben, wiegelt Guntersdorf ab: „Die Interessenten sind nicht so zahlreich wie behauptet. Das heißt, es wird schnell behauptet, man hat Interesse. Viele sogenannte Investoren melden sich dann aber nicht mehr. Hoffentlich sind es mehr Interessenten als da immer donnerstags demonstrierend auf der Straße stehen." Außerdem würden viele eine Altstadt fordern, deren Architekturwissen auf eine Postkarte passe. Fakt sei auch, dass es wesentlich teurer ist eine Rekonstruktion zu errichten als einen Neubau. Hinzu kämen auch die Nutzungseinbußen. Die genauen Kosten jedoch wollte - und wie er sagte konnte - Guntersdorf noch nicht beziffern, das hänge von den jeweiligen Installationen und den Rahmenbedingungen ab. Er stellte jedoch fest: „Oft kommen Wunschdenken und die machbare Realität nicht zusammen.“

Klar ist derzeit, wo es in der künftigen Altstadt Läden geben soll. Diese verfügen über Flächen von 25 bis 40 Quadratmetern, sind also recht überschaubar. Außerdem seien zwei Speiserestaurants geplant sowie drei bis vier Cafés, etwa im Erdgeschoss der Goldenen Waage. Hauptnutzung allerdings soll das Wohnen sein. 80 Wohnungen seien insgesamt geplant, so dass schlussendlich um die 200 Bewohner zwischen Dom und Römer leben könnten. Derzeit arbeite man an den Kaufverträgen.

Wer sich das geplante Stadthaus am Markt schon einmal als Modell anschauen möchte, der kann dies ab heute im Atrium des Planungsdezernates, Kurt-Schumacher-Str. 10, tun. Bis Donnerstag, den 31. März ist das Modell montags bis freitags von 8.30 bis 18 Uhr zugänglich.


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