Die Commerzbank will 9.600 Stellen streichen. Die neue Zielsetzung heißt Digitalisierung und die schwächelnde Profitabilität anzukurbeln. Wo Wachstumspotenzial vorhanden ist, sollen 2300 neue Stellen entstehen.
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Nun ist es besiegelt: Die Commerzbank will massiv Stellen streichen und hat sich mit den Arbeitnehmergremien auf einen Rahmeninteressenausgleich und einen Rahmensozialplan geeinigt. Bereits im Herbst vergangenen Jahres hatte sich diese Entwicklung mit der sogenannten Strategie „Commerzbank 4.0" angekündigt.
Das Finanzunternehmen konnte sich mit den Arbeitnehmergremien darauf einigen, dass betriebsbedingte Kündigungen nur als letztes Mittel möglich seien. Zuvor müssten zahlreiche andere Möglichkeiten des im Rahmeninteressenausgleich festgeschriebenen Maßnahmenpakets ausgeschöpft sein. Der Rahmensozialplan soll wirtschaftliche Nachteile für die betroffenen Mitarbeiter ausgleichen helfen. Auf ein vorgelagertes Altersteilzeitprogramm hatte man sich schon im Frühjahr geeinigt, jetzt sind Vereinbarungen zu Altersregelungen wie Vorruhestand und das Abfindungsprogramm "56plus" dazugekommen. Möglich seien auch Aufhebungsverträge mit Abfindungen sowie freiwillige individuelle Arbeitszeitreduzierungen.
Im Zuge des Umbaus sind umfassende Versetzungsketten geplant. Um die Folgen für die betroffenen Mitarbeiter zu mildern, sind Gehaltssicherungen, Zuschüsse für Pendler, Qualifizierungsmöglichkeiten und Hilfen bei der Vermittlung neuer Stellen vorgesehen.
Bis Ende des Jahres sollen die Details geklärt werden. „Der Stellenabbau ist für die Bank und die Betroffenen schmerzhaft. Er ist jedoch notwendig, um die Bank zukunftsfähig zu machen, und ein wichtiger Schritt für die Umsetzung unserer Strategie Commerzbank 4.0.“, sagt Bettina Orlopp, Generalbevollmächtigte für Compliance, Personal und Recht. „Wir wollen den Umbau so sozialverträglich wie möglich gestalten. Dafür haben wir mit dem Rahmeninteressenausgleich und dem Rahmensozialplan die Grundlage geschaffen."
Man sei bestrebt, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden und die Hörten des Stellenabbaus abzufedern, versichert Uwe Tschäge, Vorsitzender des Gesamt- und Konzernbetriebsrats. Man wolle den Mitarbeitern auch in Zukunft zumutbare und gute Arbeitsplätze sichern.
Die Commerzbank will ihre Profitabilität bis Ende 2020 nachhaltig erhöhen. Im Rahmen der Strategie "Commerzbank 4.0" konzentriert sie sich auf ihre Kerngeschäfte und will 80 Prozent der relevanten Prozesse digitalisieren. Nur wird diese Neuausrichtung einen signifikanten Stellenabbau nötig machen. Die Bank plant für das Jahr 2020 mit einem Stammpersonal von rund 36.000 Vollzeitstellen, Ende 2015 hatte sie rund 43.000 Vollzeitstellen. An dem bundesweit dichten Filialnetz im Privat- und Firmenkundengeschäft will die Commerzbank aber festhalten.
Die Commerzbank will im zweiten Quartal 2017 rund 810 Millionen Euro an Restrukturierungsaufwendungen für den Stellenabbau buchen. Bislang hatte die Bank für die Jahre 2017 und 2018 Restrukturierungsrückstellungen in Höhe von jeweils 550 Millionen Euro prognostiziert.