Den Bürgerentscheid verlor der Rennklub. Seither geht er vor Gericht gegen die Stadt vor, um den Bau einer DFB-Sportstätte an der ehemaligen Galopprennbahn zu verhindern. Jüngste Finte: eine Beschwerde bei der EU.
Nils Bremer /
Der Rennklub ist sich seiner Sache sicher. Auf seiner Website kündigt er schon mal die Renntage für dieses Jahr an. Saisonstart am 16. April, es folgen vier weitere Termine bis zum Hessenpokal im November. Details zu den Rennen sollen im Februar folgen. Derzeit ist der Rennklub vor allem mit diversen Rechtsstreitigkeiten befasst. Eine Räumungsklage der Stadt ist anhängig. Außerdem eine Feststellungsklage, bei der im April verhandelt werden soll, ob der Vertrag des Rennklubs mit der nun städtischen Hippodrom Gesellschaft noch bis 2024 gilt. Im Januar ging es vor Gericht bereits um die Frage, ob der Rennklub von der Hippodrom noch Geld bekommt.
Und nun? Nun hat Carl-Philipp zu Solms-Wildenfels, Schatzmeister des Rennklubs, seine Ankündigung wahrgemacht und den Vertrag von DFB und Stadt Frankfurt über die Website Correctiv öffentlich gemacht. Das Recherchenetzwerk berichtet auch von einer Beschwere der Pferdefreunde bei der EU-Kommission. Hintergrund: Das Gelände der Galopprennbahn sei dem DFB zu günstig vermacht worden, der Verkauf hätte zudem ausgeschrieben werden müssen. Deswegen klagt der Rennklub zusätzlich vor dem Verwaltungsgericht.
Das Grundstück wurde dem DFB in Erbpacht auf Zeit vermacht. 99 Jahre darf er es nutzen, dafür zahlte der Fußballbund 6,835 Millionen Euro. Eine Ausschreibung sei dafür nicht nötig gewesen, sagt Mark Gellert, Sprecher des Planungsdezernats, weil es sich eben nicht um einen Grundstücksverkauf handele. Das Planungsdezernat weist auch den Vorwurf zurück, der Verkauf sei zu günstig erfolgt. Der DFB habe nicht zuletzt mehrere Städte als Standort seines Campus' geprüft, mithin habe ein Wegzug des Fußballbundes aus Frankfurt zur Debatte gestanden. In einem Bericht des Magistrats vom 5. Februar 2016 heißt es: "Der Status als Sportstadt wird dadurch dauerhaft gestärkt. Auch außerhalb der aktiven Sportgemeinschaft trägt die DFB-Akademie zu einer Imageaufwertung der Stadt bei, wenn Nachrichten der Nationalmannschaft oder Bilder vom Training künftig aus Frankfurt am Main in die Welt gesendet werden."
Der DFB will auf dem Gelände gut 90 Millionen Euro in ein Leistungszentrum investieren. Neben dem Gelände des Fußballbundes soll ein öffentlich zugänglicher Park entstehen. Das Gelände gehört der Stadt Frankfurt – und es ist nach derzeitiger politischer Stimmungslage recht unwahrscheinlich, dass dort wieder Pferderennen stattfinden, selbst wenn die DFB-Akademie nicht kommen sollte. Mehrfach hatte der Magistrat, bestätigt durch Beschlüsse der Stadtverordneten, festgestellt, dass von einst 30 Pferderennen im Jahr seit einigen Jahren nur noch fünf bis sechs stattfänden, die finanzielle Zukunft des Pferderennsports äußerst ungewiss sei. Im vergangenen Jahr unterlag der Rennklub bei einem Bürgerentscheid über die Zukunft der Galopprennbahn.
Gleichwohl ist der Abschied vom Rennbahngelände teuer geworden: Gut drei Millionen Euro zahlte die Stadt für die Hippodrom Gesellschaft, etwa 2,5 Millionen Euro Ablöse musste sie an den Betreiber eines Golfclubs zahlen, um dessen Vertrag vorzeitig aufzulösen. Die Gerichtsverfahren haben zudem für eine Verzögerung des Baubeginns gesorgt: Eigentlich wollte der DFB im Januar das Gelände übernehmen. An der geplanten Eröffnung im Jahr 2018 hält der Fußballbund aber nach wie vor fest.