Die Initiative Gastronomie Frankfurt (IGF) erhielt am vergangenen Freitag einen der vier Mutmacha!-Preise des Leaders Club Germany. Der IGF-Vorstand brachte neben der Freude über die Auszeichnung auch Angst um die Zukunft der Gastrobranche zum Ausdruck.
Margaux Adam /
Am vergangenen Freitag wurde in einer digitalen Preisverleihung erstmals der Mutmacha!-Preis durch das Gastronomie-Netzwerk Leaders Club Germany verliehen. Der Preis ehrt kreative Konzepte, soziale Initiativen und herausragende Persönlichkeiten, die während der Pandemie Mut machen und neue Wege im Umgang mit den aktuellen Herausforderungen aufzeigen. In der Kategorie „Netzwerk für die Branche“ wurde der Verein Initiative Gastronomie Frankfurt (IGF) für seine „positiven Impulse“ und „Mut machenden Ideen“ geehrt.
In seiner Laudatio erklärte Leaders-Club-Aufsichtsratsvorsitzender Michael Kuriat: „Die IGF hat in diesen herausfordernden Zeiten Impulse gesetzt, unter schwierigen Umständen positive Signale gesendet und sich für die Branche eingesetzt.“ Der Verein suche nicht nur den direkten Dialog mit Entscheidungsträger:innen, sondern organisiere auch Talks und Diskussionen zu „relevanten Themen“. Auch die Gründung der Online-Plattform FFMLY, die vor dem Hintergrund der aktuellen Krise ins Leben gerufen wurde, hob Kuriat lobend hervor. „Wir danken euch für euer Engagement“, so der Aufsichtsratsvorsitzende.
IGF-Vorstandsmitglied Madjid Djamegari, der den Preis zusammen mit Co-Vorstand James Ardinast entgegennahm, erklärte sichtlich stolz: „Wir sind überglücklich und können es kaum glauben, diese hohe Ehre zu erfahren. Wir nehmen den Preis für alle Mitglieder entgegen, die sich und anderen in dieser schweren Zeit mit unfassbarer Kraft und Solidarität Mut gemacht haben.“ „Der Preis ist ein toller Ausdruck der Wertschätzung unserer ehrenamtlichen Tätigkeit und gibt uns Kraft für die vielen Aufgaben, die noch vor uns liegen“, ergänzte James Ardinast, der erst kürzlich durch die Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung (AHGZ) zum Kopf des Jahres gewählt wurde.
Weitere Preisträger:innen des diesjährigen Mutmacha!-Preises sind Tim Mälzer in der Kategorie „Stimme für die Branche“, Ilona Scholl und Max Strohe vom Berliner Restaurant Tulus Lotrek für ihre Aktion „Kochen für Helden“ in der Kategorie „Soziales Engagement“ und Markus Quadt vom Restaurant Alte Posthalterei Lingen in der Kategorie „Unternehmerische Leistung“.
„Die schwere Zeit für die Gastronomie ist noch nicht vorbei“
Neben der Freude über die Auszeichnung betonten die IGF-Vorstandsmitglieder in ihrer Dankesrede jedoch auch, dass die schwere Zeit für die Gastronomie noch nicht vorbei sei. „Man ist zwar dankbar für die finanzielle Unterstützung des Bundes und der Länder, jedoch ist ein Großteil der zugesagten Finanzhilfen immer noch nicht geflossen“, so Djamegari. Eine Perspektive, wann und wie es weitergehe, gebe es noch nicht. „Es ist unfassbar, dass die im Oktober versprochene unbürokratische Novemberhilfe aus technischen Gründen frühestens Ende Januar ausbezahlt werden kann“, kritisierte Djamegari und betonte die Wichtigkeit der Dezemberhilfe „bei der noch nicht einmal klar ist, wann und wie sie beantragt werden kann.“ Zahlreiche Gastronomen:innen seien bereits für die Mieten und Gehälter sowie weiteren Kosten in Vorleistung gegangen, viele stünden dadurch „mit dem Rücken an der Wand“. Auch die gesetzliche Möglichkeit, Mietzahlungen aufgrund der Störung der Geschäftsgrundlage zu mindern, sei zwar angekündigt, aber noch nicht umgesetzt worden. Das gebe laut Djamegari Vermietern die Möglichkeit, die Situation auszunutzen und Mietverhältnisse aufgrund von Rückständen zu kündigen „in der Hoffnung, bei einer Neuvermietung der Fläche eine höhere Miete zu erzielen.“
Verlängerung der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht
Der IGF-Vorstand ist sich einig, dass ohne eine Verlängerung der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht die November- und Dezemberhilfe für viele Betriebe zu spät komme und die Pleitewelle unvermeidlich sei. „Die Existenzangst ist in der ganzen Branche zu spüren“, so IGF-Vorstand Goran Petreski. „Die Wut unter den Gastronomen wächst.“ Der Verein fordert außerdem, dass die Gastronomie nach Ende des Lockdowns zeitgleich mit dem Einzelhandel wieder öffnen darf.
Madjid Djamegari, der unter anderem den Club „Gibson“ betreibt, betonte zudem, dass die Situation bei Bars, Clubs und generell in der Kultur-Szene noch angespannter sei. „Wir appellieren an die politischen Entscheidungsträger:innen, mehr Mut zu beweisen und neben der Impfung auch Veranstaltungen mit Schnelltests zuzulassen und damit einem Neustart der Kultur- und Club-Szene noch vor der vielzitierten ‚Herdenimmunität‘ zu ermöglichen“, so Djamegari. „Die Club- und Kulturszene ist seit dem 12. März geschlossen und wir riskieren mit jedem weiteren Tag der Schließung, dass Strukturen und Begegnungsstätten für immer verloren gehen.“