Am Aschermittwoch war auch die Streikpause vorbei. Ab 20 Uhr stand der Güterverkehr still. Auch der Personenverkehr blieb nicht verschont. Heute streiken die Lokführer noch bis 10 Uhr.
Melanie Welters /
Nachdem über 90 Prozent der Lokführer am Montag für unbefristete Streiks gestimmt hatten, kündigte ihre Gewerkschaft (GDL) gestern weitere Streiks an. Nach der Urabstimmung teilte die GDL mit, bei den kommenden Arbeitskampfmaßnahmen vor allem den Güterverkehr ins Visier zu nehmen. Laut GDL-Vieze Sven Grünwoldt sollen die Arbeitsniederlegungen zunächst ausgeweitet werden. Er betonte, es gehe der Gewerkschaft nicht um unbefristete Streiks. Die GDL könne einen Streik jedoch sehr lange aushalten, da die Streikkasse gut gefüllt sei. Und so stehen die Güterzüge seit 20 Uhr am Aschermittwoch still. Bis heute um 10 Uhr soll das noch anhalten. Auch der bundesweite Streik im Personenverkehr, der seit 4 Uhr früh läuft, wird um 10 Uhr beendet. Während die Pendler und Reisende Notstrategien entwickeln, ist auch die Wirtschaft in Aufruhr. Viele Firmen, vor allem aus der Chemie- und Automobilindustrie, haben sich nach Alternativen umgesehen und mehr Lastwagen-Kapazitäten gesichert. Die Industrie warnt vor hohen Einbußen durch die Logistik-Blockade. Da die meisten Konzerne heute nach dem „just in time“-Prinzip produzieren, ohne große Vorräte anzulegen, könnten tagelangen Streiks Produktionsketten unterbrechen. Denn die Eisenbahn ist, laut dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag, mit einem Fünftel der Frachttransporte zweitwichtigster Verkehrsträger nach dem Lkw. Schon einmal legte die GDL 2007 fast den gesamten deutschen Güterverkehr für 42 Stunden lahm. Zu größeren Produktionsausfällen kam es damals aber nicht, da die meisten Konzerne in der Lage waren, Lieferausfälle von bis zu einer Woche zu überbrücken. Mit den Streiks will die GDL im Tarifstreit Nachdruck verleihen. Sie fordert einheitliche Tarifverträge für alle 26 000 Lokführer in Deutschland, egal ob sie bei der Deutschen Bahn oder den sechs Bahn-Konkurrenten Abellio, Arriva, Benex, Keolis, Veolia und Hessische Landesbahn beschäftigt sind. Die Bahn setzt unterdessen auf weitere Verhandlungen. Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisierte die Streikgefahr nach den Winter- und Sommerproblemen. Damit sei die Verlässlichkeit der Bahn nicht mehr gegeben, so der Vorsitzende Karl-Peter Naumann.