Anselm Kiefer ist der diesjährige Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, das gab der Stiftungsrat in Frankfurt bekannt. In der Begründung hieß es, der 63-Jährige habe eine Bildsprache entwickelt, die aus dem Betrachter auch einen Leser mache. Außerdem konfrontiere Kiefer seine Zeit mit der störenden moralischen Botschaft vom Ruinösen und Vergänglichen. Er sei zur rechten Zeit erschienen, um das Diktat der unverbindlichen Ungegenständlichkeit der Nachkriegszeit zu überwinden, heißt es in der Begründung des Stiftungsrats weiter. Zudem habe der renommierte Maler und Bildhauer das Buch selbst zu einem entscheidenden Ausdrucksträger gemacht. Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels wird wie in jedem Jahr zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse in der Paulskirche verliehen und ist mit 25 000 Euro dotiert. Anselm Kiefer wurde 1945 in Donaueschingen geboren und lebt seit 1993 in Frankreich. Er war ein Schüler von Joseph Beuys und entfachte mit der Verbindung von Kunst und politischer Aussage immer wieder breite öffentliche Diskussionen. Beispielsweise beschäftigte er sich mit der Frage, ob es nach dem Holocaust und der Vereinnahmung der nationalen kulturellen Tradition durch das NS-Regime überhaupt noch deutsche Künstler geben könne.
Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels wird seit 1950 verliehen und zeichnet eine Persönlichkeit aus dem In- oder Ausland aus, die in Literatur, Wissenschaft und Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen hat. Im vergangenen Jahr wurde der jüdische Historiker Saul Friedländer ausgezeichnet. Foto:Börsenverein des Deutschen Buchhandels