Jukebox. Jewkbox!

Eine Hommage an die Schallplatte im Museum für Kommunikation

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Grammophone und Schallplatten veränderten die Welt der Musik. Erfunden wurden sie vom deutsch-jüdischen Auswanderer Emil Berliner. Nun widmet das Museum für Kommunikation jüdischer Musik auf Vinyl eine Ausstellung.

Christina Weber /

Wie ein Plattenladen ist der Raum im ersten Stock des Museums für Kommunikation gestaltet. Die Wände sind gesäumt mit Covers alter Vinyl- und Schellackplatten. Sie hängen in Klarsichthüllen von der Decke, geordnet in Genres: Musical und Film, Israelische Folk Musik, Populäre Lieder und etliche weitere Kategorien finden sich hier. Auf einem lang gezogenen Podest in der Mitte des Raums sind Platten abgebildet – von Barbra Streisand bin zu Gesängen von Kantoren. Alles ist Teil der neuen Ausstellung „Jukebox. Jewkbox!“, die ein ganzes Jahrhundert jüdischer Musik dokumentiert. Dass sich Kurator Hanno Loewy (Foto) dabei nur auf Musikträger aus Vinyl und Schellack konzentrierte, hat einen Grund: Schließlich wurden Grammophone und Schallplatte von einem deutsch-jüdischen Auswanderer erfunden. Emil Berliner veränderte mit dieser Erfindung im Jahr 1887 die Welt der Musik.

Heute – knapp 130 Jahre später – erlebt das Vinyl eine Renaissance. Schallplatten sind längst nicht mehr nur bei DJs beliebt. Inzwischen gibt es sogar wieder Vinyl-Charts. Auch Loewy ist ein Fan dieser Tonträger. „Wir waren uns einig, dass wir keine CD mit in die Ausstellung rein nehmen“, sagt er. Die Schau zeigt nicht nur verschiedene Platten. Sie dokumentiert die Geschichte und Entwicklung des Tonträgers. So sind auch einige Grammophone ausgestellt.

Viele musikbegeisterte Menschen kommen persönlich zu Wort. Auf dem Podest sind kleine Bildschirme eingelassen und Kopfhörer stehen zur Verfügung. In Audiostreams erzählen sie von ihrer Lieblingsplatte, einer Platte, die ihr Leben geprägt hat.

Für die polnische Historikerin Marian Fuks etwa ist das "Schma Jisrael", gesungen von Berele Rosenthal. „Diese Musik hat immer mein Elternhaus durchflutet“, begründet sie. Autor Michael Guggenheim nannte dagegen „National Brotherhood Week“ von Tom Lehrer. Die Platte habe er vor 50 Jahren geschenkt bekommen. „Irgendwann habe ich sie wieder ausgegraben und hundertfach gehört“, erzählt er. Katharina Holländer ist Kuratorin und hat sich erst nach mehrfachem Hören in die Musik von Bob Dylan verliebt. Ihre Lieblingsplatte? „Song for Woody“.

In einer Lounge-Ecke können die Besucher zudem Lieder der Ausstellung auf Youtube hören. Und um dem Namen der Schau auch gerecht zu werden, gibt es eine Jukebox. Für 50 Cent kann man einen von insgesamt 120 Songs hören.

>> Jukebox. Jewkbox! Noch bis zum 29. Mai im Musuem für Kommunikation, Schaumainkai 53.


Korrektur: In einer früheren Version dieses Textes hatten wir den Namen Emil Berliners falsch geschrieben.


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