Bei der Eröffnung des Kick-offs zur Biennale des bewegten Bildes in der Naxoshalle wird klar, dass das Thema nicht einfach zu fassen ist. Hinweise aber lieferte Diedrich Diedrichsen in seiner Keynote.
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Die Naxoshalle ist nicht nur ungewohnt warm geheizt, sie wird auch von einem ungewöhnlichen Publikum bevölkert. Da sind Grundschüler und Studenten, Männer in Anzügen und Frauen in Turnschuhen, Kreative mit iPads und ja: auch der Theatermacher Willi Praml streift durch die alte Industriehalle, die sonst seine Bühne beherbergt. Auf dem Kick-off zur Biennale des bewegten Bildes, die unter dem Kürzel B3 ab kommenden Jahr für Furore sorgen will, wurde die Halle mit Stellwänden unterteilt, ziehen etliche Panels und Leinwände das Publikum an. Auf der Hauptbühne haben grade die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva Kühne-Hörmann (CDU), Wolfgang Thaenert von der Landesmedienanstalt und Ausrichter Bernd Kracke von der HfG Offenbach das Tagesprogramm eröffnet, das am Freitag bis 17 Uhr geht. Danach folgen im Hermann-Josef-Abs-Saal der Deutschen Bank noch eine Gala und eine Party - es ist, das geben die Organisatoren zu, ein volles Programm insbesondere wenn man die kurze Vorbereitungszeit zugrunde legt. Vor fünf Monaten wurde die B3 auf den Weg gebracht. Kaum ist das Podium geräumt betritt Keynote-Sprecher Diedrich Diedrichsen die Bühne und stellt erstmal die Begrifflichkeiten in Frage. Bewegte Bilder - was zählt überhaupt dazu? Sind sie auf dem Weg dahin, wie Herr Thaenert mutmaßte, den Buchstaben als Überträger von Information abzulösen?
Diedrichsen zeigt in seiner Lesung zunächst, das die Verschiebungen zwischen Kunst, Medien und Film nicht durch technische Paradigmenwechsel, sondern auch ökonomische Rahmenbedingungen ausgelöst werden. Wenn in Europa der Fürsorgestaat weniger Geld für den Experimentalfilm bereitstellt, dann orientieren sich dessen Macher zwangsläufig um, nennen sich Künstler, stellen ihre Werke in Galerien aus oder schaffen in Museen kleine Vorführräume. Die Bewegtbild-Schöpfer durchlaufen Metamorphosen, machen aber dasselbe. Was sich aber, so Diedrichsen, verändere sei der Rezipient. Die alten Strukturen lösten sich auf, weil Arthouse-Filme ihren Siegeszug durch die DVD-Regale und Onlinevideotheken antreten, weil Kunst auch auf Youtube rezipiert werden kann, alleine oder im Gespräch mit anderen. Die Abgrenzungen verschiedener Szenen funktionieren nicht mehr. Alles wird zu Daten. Nur für eine Form des bewegten Bildes sieht Diedrichsen eine düstere Zukunft voraus. Das Fernsehen nähere sich eher der Kirmes- und Geisterbahnkultur an. Es wird spannend sein zu sehen, wie mit diesem Vorwurf bei der ersten mehrtägigen Biennale in Frankfurt umgegangen wird.
Fortlaufend aktualisierte Impressionen vom Kick-off, finden Sie hier.