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Foto: Dirk Ostermeier
Foto: Dirk Ostermeier

Mainufer-Sperrung

„Da sind Dilettanten am Werk“

Herbert Schmoll ist der Initiator der Bürgerinitiative „Sachsenhausen wehrt sich“, die die Aufhebung der Mainufer-Sperrung fordert. Im Interview spricht er über die Zustände Dribbdebach und darüber, warum die heutige Situation nicht mit der Zeil-Sperrung vergleichbar sei.
JOURNAL FRANKFURT: Herr Schmoll, Sie bezeichnen die Frankfurter Verkehrspolitik als den „aktuell größten verkehrspolitischen Skandal in Deutschland“. Was kritisieren Sie konkret an der Sperrung des nördlichen Mainufers für den Verkehr?

Herbert Schmoll: Das signifikanteste ist, dass eine Hauptverkehrsstraße gesperrt wird, ohne dass der Verkehrsdezernent der pendlerstärksten Stadt Deutschlands einen Plan oder eine Strategie hat, was er mit den Autos, die auf dieser Strecke nicht mehr fahren dürfen, macht.

Das heißt, das Problem ist nicht die Sperrung an sich, sondern das angeblich fehlende Konzept dahinter?

Genau. Das Ziel hätte sein müssen, dass deutlich weniger Autos in der Stadt sind. Aber man kann Hauptverkehrsstraßen nicht einfach blockieren, ohne vorher dafür zu sorgen, dass weniger Autos in der Stadt sind. Wenn man das nicht tut, drängt man die Autos immer jemand anderem auf. Einige freuen sich, andere leiden darunter – das ist meiner Meinung nach ungerecht. Die Menschen am Mainkai haben jetzt Ruhe, dafür haben wir jetzt doppelt so viel Lärm auf der Sachsenhäuser Seite und den Menschen in der Braubachstraße und der Berliner Straße geht es genauso. Da wir letztere miteinbeziehen, ist auch der Vorwurf, ich würde einen Nord-Süd-Konflikt schüren, vom Tisch.

Was hätte das Verkehrsdezernat besser machen können?

Herr Oesterling hätte eine Planung vorstellen müssen, wie er den Verkehr in der Innenstadt reduzieren will: Man müsste das mit einem Zuckerbrot-Peitsche-Prinzip machen, indem man den ÖPNV verbilligt, vereinfacht und attraktiver und das Autofahren in der Stadt teurer macht. Das ist die besser Variante, als irgendwo Pförtnerampeln aufzustellen und die Leute dann fünf Kilometer weit zurückzustauen.

Sprechen wir über die Situation in Sachsenhausen.

Es war von vorneherein klar, dass am Schaumainkai der stärkste Stau entstehen wird. Es wird ja eine Ost-West-Verbindung dicht gemacht, das wird sich dann auf andere Ost-West-Verbindungen verlagern. Wenn Sie von Osten kommen, werden Sie feststellen, dass es eigentlich nicht möglich ist, auf die Berliner Straße zu kommen, das geht nur über fünf Ecken. Also fahren alle über die Brücke nach Sachsenhausen, da das Ufer lang und dann wieder zurück auf die Nordseite. Weil der Mainkai mit Abstand am stärksten belastet ist, führt das dazu, dass die Kreuzung Schaumainkai/Untermainbrücke zum Brennpunkt wird. Die Linksabbieger blockieren die Süd-Nord-Fahrt über den Main, das staut sich dann auf der Kennedyallee zurück, bis zur Autobahnabfahrt Süd in Extremfällen.

Sie hatten ursprünglich gefordert, anstelle des Mainkais das Museumsufer zu sperren. Davon haben Sie nun Abstand genommen. Warum?

Der Schaumainkai wäre sowieso die schönere Straße zum Sperren gewesen. Aber wir sind davon abgekommen, weil das ja dieselben Konsequenzen wie auf der Nordseite hätte. Dann hätten eben die Leute auf der Nordseite das Problem – das wäre genauso unsinnig. Wir wollen keine Problemverschiebung.

Oft wird auf die Situation verwiesen, als die Zeil für Autos gesperrt wurde. Damals gab es auch heftige Proteste – heute kann sich keiner mehr vorstellen, dass dort Autos fahren.

Man kann 20 000 Autos nicht einfach so von der Bildfläche verschwinden lassen. Die sind da und die wird man irgendwo spüren, auch wenn man sich vielleicht daran gewöhnt. Aber wir wollen uns nicht daran gewöhnen, wir wollen diese Autos nicht. Die Stadt soll gefälligst dafür Sorge tragen, dass andere nicht belastet werden, durch eine Maßnahme, die nur einigen wenigen etwas bringt. Wir sprechen hier von 100 000 Menschen, die leiden, für zehn Menschen, die dafür auf der gesperrten Straße Roller fahren können.

Sie kritisieren auch, dass das gesperrte Mainufer von Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrern nicht wirklich angenommen wird.

Herr Oesterling behauptet, er würde pro Stunde 250 Radfahrende sehen. Wenn hier jemand 250 Radfahrende in der Stunde sieht, ist das für mich eine Fata Morgana.

Würden Sie sich den Dialog mit Herrn Oesterling wünschen?

Wenn es eine Aussicht auf Erfolg hätte, würde ich schon gerne mal mit ihm sprechen.

Wollen Sie eine autofreie Innenstadt?

Ich würde es begrüßen, wenn wir die bekämen. Es gibt viele Mitglieder die das nicht wollen, ich persönlich schon. Aber man hätte damit beginnen müssen, die kleineren Straßen in der Innenstadt zu sperren, wie zum Beispiel die ganzen Straßen, die parallel zu der Zeil verlaufen. Die kann man sperren, ohne dass es gravierende Auswirkungen auf andere Straßen hat. Da fahren einfach schlichtweg weniger Autos. Wenn man eine autofreie Innenstadt möchte, warum beginnt man dann nicht im Kern und arbeitet sich von da aus nach außen? Das wäre doch viel logischer, als außen herum eine Hauptverkehrsstraße zu sperren und den Verkehr dann erst mal in den Bereich reinzudrängen, den ich eigentlich autofrei haben möchte – das ist doch unlogisch.

Über die Initiative

Die Initiative „Sachsenhausen wehrt sich“ wurde am 26. August gegründet. Aktuell hat sie 620 Unterstützende. Ins Leben gerufen hat sie Herbert Schmoll. Der 68-jährige Leiter einer Personalberatung wohnt seit 40 Jahren in Sachsenhausen. Er selbst fährt einen Diesel-SUV.


In der aktuellen Ausgabe 11/2019 des JOURNAL FRANKFURT befassen wir uns in der Titelgeschichte „Autofrei - aber bitte mit Plan. Schafft Frankfurt die Verkehrswende?“ ausführlich mit dem Thema Mobilität.
 
29. Oktober 2019, 11.24 Uhr
Helen Schindler
 
Helen Schindler
Jahrgang 1993, Studium der Politikwissenschaft an der Goethe-Universität, seit 2017 beim Journal Frankfurt – Mehr von Helen Schindler >>
 
 
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Text: Till Geginat / Foto: Dirk Ostermeier
 
 
 
 
 
 
 
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